Bayern-Boss macht Spanier Mallenco nach dem 0:0 gegen Donezk gewaltige Vorwürfe. Sportvorstand Sammer geht derweil mit der eigenen Mannschaft hart ins Gericht.

Lwiw. Pep Guardiola wollte offenbar nichts mehr hören und sehen, der Trainer des deutschen Rekordmeisters Bayern München eilte nach dem Schlusspfiff im Eiltempo in die Kabine. Kein Tor, dafür jedoch Gelb-Rot gegen Routinier Xabi Alonso - das lässt nach dem enttäuschenden 0:0 beim ukrainischen Meister Schachtjor Donezk ein weiteres schweres Stück Arbeit im Rückspiel am 11. März in München vermuten.

„Wir haben sehr lange in Unterzahl gespielt, das hat es uns schwer gemacht“, meinte Guardiola mit dem Hinweis auf den Platzverweis seines Landsmanns Xabi Alonso (65.) in dessen 100. Auftritt in der Königsklasse. „Wir haben das Spiel zwar kontrolliert, uns aber zu wenige Tormöglichkeiten erspielt. Jetzt müssen wir gewinnen. Das werden wir schaffen.“

Donezk, das seine Heimspiele wegen des Krieges in der Heimat im rund 1000 km entfernten Lwiw austrägt, präsentierte sich als äußerst unangenehmer Gegner, der die Bayern in zahlreiche aggressive Zweikämpfe verwickelte.

„Wir haben uns sehr schwer getan, sind nicht zu unserem Spiel gekommen, wie wir uns das vorgestellt haben. Jetzt müssen wir im zweiten Spiel alles reinwerfen. In der Champions League entscheiden oft Kleinigkeiten“, resümierte Weltmeister Mario Götze, und Sportvorstand Matthias Sammer stellte lakonisch fest: „Das war noch nicht Bayern München.“

Bei Minusgraden setzte der freistehende Bastian Schweinsteiger vor 34.187 fröstelnden Zuschauern in der ausverkauften Arena schon in der zweiten Minute mit einem Volleyschuss neben das Tor ein erstes Zeichen. Den neunmaligen ukrainischen Titelträger schien das jedoch nur wenig zu beeinflussen. Schachtjor versuchte die Bayern schon im Mittelfeld zu stellen, um selbst mit schnellen Angriffen zum Erfolg zu kommen.

Ribéry erstmals 2015 in der Startelf

Druckvoller, ideenreicher und variabler wirkten zunächst die Bayern, die immer öfter den Weg in den Strafraum der Gastgeber fanden und Pech hatten, als Alexander Kucher einen Schuss von Thomas Müller (10.) auf der Linie klärte. Initiator der meisten Angriffe in der ersten Halbzeit waren Arjen Robben und Götze.

Auf der Gegenseite verlebte Torhüter Manuel Neuer bis zur Pause einen relativ ruhigen Abend, zumal die Abwehr den Gegner mit den technisch versierten brasilianischen Offensivkräften Luiz Adriano und Alex Teixeira weitgehend unter Kontrolle hatte.

Zwei Wochen nach seiner Roten Karte in der Bundesliga feierte Jerome Boateng in der Vierer-Abwehr-Kette sein Comeback. Zudem saß der Pole Robert Lewandowski zu Beginn auf der Bank, weil Franck Ribéry erstmals im neuen Jahr in der Startelf stand.

Vor der Abwehr agierte Xabi Alonso bis zu seinem Platzverweis als wichtige Anspielstation. Der Spanier erlebte jedoch nach dem Wiederanpfiff hochmotivierte Gastgeber, die zuvor 69 Tagen ohne Pflichtspiel waren.

Dennoch versuchten die Bayern, bei denen besonders Boateng und David Alaba zu gefallen wussten, auch in Unterzahl das erlösende Auswärtstor zu erzielen.

Nach dem Spiel stellte sich Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge in der Mixed-Zone den Fragen der Medienvertreter.

Frage: Herr Rummenigge, 0:0 gegen Donezk. Wie bewerten Sie das Ergebnis?

Karl-Heinz Rummenigge: Es war ein komisches Spiel. In der ersten Halbzeit hätten wir in Führung gehen könne, aber in der zweiten Halbzeit war mir das ein Stück zu wenig. Ich muss aber auch sagen: Der Schiedsrichter war eine einzige Katastrophe. Wahrscheinlich hat er gemeint, weil er aus Spanien ist, müsste er besonders gegen Spanien pfeifen. Das war kein Champions-League-Format.“

Beziehen Sie Ihre Kritik alleine auf die Gelb-Rote Karte gegen Xabi Alonso?

Rummenigge: Nein. Er hat auch viele Gelbe Karten verteilt. Ich fand die Leistung grundsätzlich diskussionswürdig.

Wie fanden Sie die Leistung der Mannschaft?

Rummenigge: Wir haben es in der ersten Halbzeit einfach verpasst, in Führung zu gehen und möglicherweise den Sack schon zuzumachen. Es ist kein Wunschergebnis. Es war unser Ziel, ein Auswärtstor zu schießen. Deshalb müssen wir im zweiten Spiel sehr konzentriert zu Werke gehen, um ins Viertelfinale zu kommen.

Haben die Geistesblitze von Arjen Robben gefehlt?

Rummenigge: In der ersten Halbzeit hatten wir Geistesblitze, aber wir haben sie nicht zu Ende gebracht und kein Tor gemacht. Das muss sich die Mannschaft vorwerfen lassen. Donezk hat ja nicht einmal aufs Tor geschossen.

Hat sich die Mannschaft auf zu viele Scharmützel eingelassen?

Rummenigge: Die Mannschaft von Donezk hat extrem harten Fußball gespielt. Und wenn der Schiedsrichter eben so viel durchgehen lässt, kommt dabei eben so ein Spiel heraus.

Wie sehen Sie die Chancen für das Rückspiel?

Rummenigge: Wir hätten es uns für das Rückspiel leichter machen können, weil ein Sieg möglich war. Diesen Vorwurf müssen wir uns gefallen lassen. Die Tür ist auf, aber wir hätten sie noch ein Stück weiter aufmachen können. Man kann immer ein blödes Gegentor bekommen und dann läufst du hinterher.

Statistik

Donezk: Pijatow - Srna, Kutscher, Rakizki, Schewtschuk - Fernando, Fred - Douglas Costa (78. Marlos), Teixeira, Taison (84. Wellington) - Luiz Adriano (89. Gladky). - Trainer: Lucescu

München: Neuer - Rafinha, Jerome Boateng, Alaba, Bernat - Alonso - Götze (75. Lewandowski), Schweinsteiger - Robben, Thomas Müller (70. Badstuber), Ribery. - Trainer: Guardiola

Schiedsrichter: Alberto Undiano Mallenco (Spanien)

Tore: Fehlanzeige

Zuschauer: 34.187

Beste Spieler: Fred, Fernando - Alaba, Boateng

Gelbe Karten: Srna (4), Costa, Fred - Rafinha, Boateng, Schweinsteiger

Gelb-Rote Karte: Alonso wegen wiederholten Foulspiels (65.)

Erweiterte Statistik (Quelle: deltatre):

Torschüsse: 1:8

Ecken: 0:4

Ballbesitz: 40:60 %