Herthas Hany Mukhtar trifft zum 1:0-Sieg gegen Portugal und sichert den dritten Titelgewinn einer deutschen U19. Starkes Spiel von Seeler-Enkel Levin Öztunali. Jerome Boateng, Mesut Özil und Lukas Podolski melden sich.

Budapest. Die Szenen kamen einem irgendwie bekannt vor: „Ein Hoch auf uns“, schmetterte es aus den Lautsprechern, auf der Ehrentribüne reckten deutsche Fußballer einen Pokal in die Höhe, und Konfetti regnete auf sie nieder. Nur 18 Tage nach dem WM-Triumph der „Großen“ konnte auch die nächste Erfolgsgeneration des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) einen bedeutenden Titelgewinn feiern. Die U19-Junioren gewannen durch einen 1:0-Sieg im Endspiel in Budapest gegen Portugal die Europameisterschaft und gewann nach 1981 und 2008 zum dritten Mal diese Trophäe. Der Berliner Hany Mukhtar sorgte mit seinem Treffer in der 39. Minute für den vollkommen verdienten Erfolg der Mannschaft von Bundestrainer Marcus Sorg.

„Wir sind unglaublich glücklich! Diesen Titel haben die Jungs sich verdient, und er bleibt ihnen für die Ewigkeit“, sagte Sorg: „Portugal war ein starker Gegner. Aber auch diese Aufgabe hat die Mannschaft gelöst, als Einheit!“ Mukhtar meinte: „Die Mannschaft hat den Titel geholt, ich habe meinen Teil beigetragen. Erstmal 'ne Nacht drüber schlafen. Morgen wird man dann realisieren, was wir geschafft haben.“

Nach dem Schlusspfiff flossen bei einigen Jungs Freudentränen. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und der designierte Sportdirektor Hansi Flick spendeten auf der Tribüne begeistert Beifall. „Kann man sich dran gewöhnen“, scherzte Niersbach. Groß war die Freude auch bei FC-St.-Pauli-Legende Klaus Thomforde, der für das Team als Torwarttrainer arbeitet. Ein starkes Spiel zeigte Uwe Seelers Enkel Levin Öztunali, 18, der vor einem Jahr vom HSV nach Leverkusen gewechselt war.

„Ich freue mich sehr für Marcus Sorg und seine Jungs“, sagte Bundestrainer Joachim Löw in einer Mitteilung auf der DFB-Homepage. „Die Mannschaft hat ein tolles Turnier gespielt, die EM hat gezeigt, dass sich der deutsche Fußball auf neue große Talente freuen kann.“

Auch Deutschlands Weltmeister gratulierten den jungen Europameisterkollegen. „Überragend Jungs! Feiert schön!! Poldi“, schrieb Lukas Podolski via Twitter. Mesut Özil twitterte: „Gratulation an die deutsche U19! Starke Turnierleistung!“ Und Jerome Boateng lieferte noch gleich ein kleines Pokal-Bildchen mit, indem er schrieb: „U19 EUROPAMEISTER !!! Herzlichen Glückwunsch an die DFB-Junioren.“ Özil und Boateng wissen schließlich, wie sich ein Nachwuchserfolge anfühlt - 2009 holten sie gemeinsam den EM-Titel nach Deutschland.

Werders Selke wird Torschützenkönig

In der diesjährigen Siegertruppe holte sich Angreifer Davie Selke von Werder Bremen mit sechs Treffern zudem die Torjägerkrone der Endrunde in Ungarn. Lediglich im Endspiel blieb er ohne Torerfolg. Das Interesse an Selke ist durch die EM natürlich gestiegen, Werder möchte seinen Shootingstar aber um jeden Preis halten. „Andere Clubs können sich die Anrufe bei uns sparen“, sagte Bremens Manager Thomas Eichin bei Bild.de.

Obwohl in Ungarn ohne die beiden Offensivstars Max Meyer (Schalke 04) und Timo Werner (VfB Stuttgart) angetreten, die von ihren Vereinen keine Freigabe erhalten hatten, blieb die deutsche U19 im Turnierverlauf ohne Niederlage, lediglich im zweiten Gruppenspiel gegen Serbien gab es ein 2:2-Unentschieden. Der deutsche Nachwuchs ist damit auch für U20-WM in Neuseeland (30. Mai bis 20. Juni 2015) qualifiziert die Chance auf den ganz großen Coup. Ob Sorg dann noch verantwortlich ist, ist jedoch unklar. Der Coach gilt als ein Kandidat auf den Co-Trainer-Posten bei Joachim Löw.

Die DFB-Auswahl übernahm von Beginn an das Kommando und spielte mutig nach vorne. Bereits in der zehnten Minuten hatte Selke die große Chance zum 1:0, vergab aber knapp. Auch in der Folge blieb Deutschland bestimmend und wurde in der 39. Minute belohnt, als Mukhtar eine Hereingabe des Frankfurters Marc Stendera mit dem Knie über die Linie drückte.

Auch nach der Pause war das DFB-Team die bestimmende Mannschaft, nutzte aber viele Chancen nicht. Portugal stemmte sich am Ende vehement gegen die drohende Niederlage. Deshalb blieb es vor allem in der Schlussphase unnötig spannend.