Der Weltmeister-Trainer von 1990 kann den Rücktritt des deutschen Kapitäns nicht ansatzweise nachvollziehen. Für Bundestrainer Joachim Löw hält Franz Beckenbauer indes einen Ratschlag bereit.
München/Unterföhring/Hamburg. Hat da jemand Angst, dass seine Prognose schneller ad absurdum geführt werden könnte, als ihm lieb ist? Franz Beckenbauer hat den Rücktritt von Philipp Lahm aus der deutschen Fußballnationalmannschaft noch immer nicht verkraftet.
„Ich hätte es von vielen verstanden, aber vom Philipp Lahm nicht“, sagte Beckenbauer am Dienstag bei Sky Sport News HD über den Kapitän des Weltmeisterkaders. Von der Nachricht sei er „total überrascht“ worden. Die wahren Gründe kenne er noch immer nicht.
„Mit seinen 30 Jahren ist er noch nicht verbraucht. Er ist derjenige, der sich die Kräfte einteilen kann, ganz gleich auf welcher Position er spielt“, sagte Beckenbauer über den 113-maligen Nationalspieler.
Bayern-Profi Lahm hatte in der Vorwoche nach dem Gewinn des WM-Titels seine Karriere in der Nationalmannschaft für beendet erklärt. „Er ist Weltmeister geworden, aber das ist ja kein Grund aufzuhören“, sagte Beckenbauer, der – wie Lahm – 1974 als Nationalelf-Kapitän und 1990 als Trainer den wichtigsten Pokal im Fußball gewinnen konnte.
Noch am Tag nach dem jüngsten Titelgewinn hatte Beckenbauer der DFB-Elf eine großartige Zukunft vorausgesagt. „Die deutsche Mannschaft wird sehr schwer zu schlagen sein“, sagte er, relativierte aber gleichzeitig: „Ich werde nicht mehr den Fehler machen und sagen, die deutsche Mannschaft wird auf Jahre hinaus unschlagbar sein.“ Dies hatte er nach dem 90er-Titel noch im Überschwang angekündigt.
„Lahm ist der Leader“
Lahms Meinung, er werde in der Auswahl nicht mehr gebraucht, teilt der „Kaiser“ nicht. „Die Mannschaft braucht ihn dringend, er ist der Leader“, unterstrich der Ehrenspielführer des Deutschen Fußball-Bundes. „Er ist sehr schwer zu ersetzen. Man kann die Position schon besetzen, aber ob man sie genauso gut besetzen kann, das ist die Frage“, meinte Beckenbauer.
Auch in die Debatte um Bundestrainer Joachim Löw schaltete sich Beckenbauer noch einmal ein. „Ich würde ihm raten, weiter zu machen“, sagte der 68-Jährige. „Er hat eine perfekte Mannschaft. Was soll er denn sonst machen? Soll er die Nationalmannschaft verlassen, um einen Verein zu trainieren – das kann man ihm nicht zumuten.“
Sich selbst mutet Beckenbauer indes eine weitere Aufgabe zu: Für die zehnte Auflage des Hamburger „Tag der Legenden“ übernimmt der ehemalige HSV-Profi die Schirmherrschaft. Am 7. September treten beim Benefizspiel im Millerntorstadion unter anderem Ex-Weltmeister Thomas Berthold und der frühere St.-Pauli-Kapitän Fabian Boll an.