Ein Kommentar von Matthias Iken
Der DFB setzt sich gern als Bund des Guten in Szene: Er engagiert sich für Nachhaltigkeit, das Ehrenamt und Fairness, er kämpft gegen Spielmanipulationen, die Diskriminierung von Homosexuellen und gegen Ausländerfeindlichkeit. Sogar fünf zentrale Botschaften haben die politischen Fußballfunktionäre formuliert. Eine lautet: Integration fängt bei mir an.
Das alles ist richtig und klingt gut. Blöd nur, dass der Kampf gegen Rassismus beim Deutschen Fußball-Bund rasch aufhört, wenn es ans Millerntor geht. Dort steht in großen Lettern auf der Gegengerade der Slogan: „Kein Fußball den Faschisten.“ Das ging den Verantwortlichen des DFB zu weit – sie ließen am Montag den Slogan kurzerhand überhängen. Dafür ernten sie nicht nur im Netz zu Recht Wut und Spott. Auch beim FC St. Pauli ist man über die eigenmächtige Aktion der Funktionäre empört.
Vor allem aber schadet sich der DFB selbst. Ein klares Nein gegen Rassismus und Faschismus mag eine politische Aussage sein, zugleich aber ist es ein Grundgesetz des Sports. Der deutsche Fußball hat in den vergangenen Jahrzehnten zu oft – missbraucht durch Rechtsradikale – ein hässliches Gesicht gezeigt: 1992, als der Mob in Rostock-Lichtenhagen Asylbewerber angriff, ging ein Bild um die Welt: Ein Mann reckt den Arm zum Hitlergruß, bekleidet mit einem Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft und eingenässter Jogginghose. 1998 prügelten deutsche Hooligans und Rechtsradikale den französischen Polizisten Daniel Nivel ins Koma. Und es ist noch keine drei Jahre her, dass Hunderte deutsche Hooligans vor dem Spiel der Nationalelf in Wien randalierten. Dabei riefen sie rechtsradikale Parolen und zeigten den Hitlergruß.
Gegen diese Idioten, die ihr Weltbild von vorgestern heute noch in die Welt posaunen, muss der Fußball zusammenstehen. Der DFB sollte seine eigenen Grundsätze ernster nehmen und dem FC St. Pauli für seinen vorbildlichen Kampf gegen Rassismus dankbar sein. Eine Entschuldigung beim Kiezclub für das Verdecken des Slogans ist das Mindeste.