Steuerbetrug viel größer, als ihm in der Anklage vorgeworfen wird. Bayern-Boss hofft auf Milde wegen Selbstanzeige

München. Es war ein Prozessauftakt mit Knalleffekt. Völlig überraschend hat FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß am Montag vor dem Landgericht München gestanden, rund 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Dies sind rund 15 Millionen Euro mehr, als ihm die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage vorwirft.

„Ich bin jetzt froh, dass alles transparent auf dem Tisch liegt“, sagte der 62-Jährige im Münchner Justizpalast. Die höhere Summe ergebe sich aus einer nun vorliegenden Aufstellung von Devisengeschäften zwischen 2002 und 2005, erklärte Hoeneß und zeigte sich reumütig. „Mein Fehlverhalten bedaure ich zutiefst“, sagte er. „Ich werde alles dafür tun, damit ich dieses traurige Kapitel für mich abschließen kann.“

Ihm sei klar, dass ihm nur absolute Steuerehrlichkeit helfe, sagte Hoeneß. Er habe jahrelang über ein Zürcher Konto der Schweizer Vontobel-Bank mit Devisen spekuliert und die Gewinne in Wertpapiere angelegt. Über 50.000 Transaktionen seien aufgelaufen. „Es war immer klar, dass das Konto hauptsächlich zum Zocken da war“, sagte Hoeneß. Die Beträge seien immer extremer geworden. „Das war der pure Kick, das pure Adrenalin.“

Ein zusätzlicher Prozess droht ihm nach deutschem Recht wegen der höheren Summe nicht. Es ist allerdings offen, wie die Strafkammer das Eingeständnis wertet: zu Hoeneß’ Lasten, weil er viel mehr Geld hinterzog, oder zu seinen Gunsten, weil er den deutlich höheren Betrag einräumte. Hoeneß hatte sich vor einem Jahr selbst angezeigt, was Steuerbetrügern normalerweise Straffreiheit einbringt. Allerdings hält die Staatsanwaltschaft die Eigenanzeige für fehlerhaft. Das Gericht will am Donnerstag sein Urteil fällen. Im schlimmsten Fall droht Hoeneß eine mehrjährige Gefängnisstrafe.

Hoeneß’ Verteidiger Hanns W. Feigen wollte die neuen Zahlen als Zeichen der Geständigkeit verstanden wissen. Der Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, Thomas Eigenthaler, sieht dagegen eine schwere Belastung für Hoeneß. In einem N24-Interview sprach Eigenthaler von einer „Gefängnisstrafe am Ende des Tunnels“.

Der Wirtschaftsexperte Manuel Theisen sagte, dies sei nun eine ganz andere Dimension. „Es geht nicht nur um eine knapp fehlerhafte Selbstanzeige.“ Man müsse auch überlegen, ob es weitere Beteiligte gegeben haben könnte. Bei fast 20 Millionen Euro könne man sich gar nicht mehr vorstellen, „dass es einen Mann und ein Konto betrifft“, sagte Theisen am Rande des Prozesses. „Der Richter muss das hinterfragen.“