Ein Kommentar von Peter Wenig

Nein, niemand muss mit Mirko Slomka wirklich Mitleid haben. Der am Freitag endlich verkündete Rauswurf aus dem Traineramt wird mit einer Abfindung in Millionenhöhe versüßt – schließlich war Slomkas Kontrakt erst im Dezember 2012 bis Juni 2016 verlängert worden.

Dennoch bietet der Club ein unwürdiges Schauspiel. Seit Wochen ließ die Chefetage immer wieder öffentlichen Zweifel an Slomka zu, der den Verein 2010 nach dem Selbstmord-Drama des Torhüters Robert Enke vor dem Abstieg bewahrte und dann zweimal in Folge in das internationale Geschäft führte. Spätestens nach dem bitteren 1:2 beim Abstiegskandidaten SC Freiburg war jedem im Umfeld des Vereins klar, dass Slomkas Tage gezählt sind. Doch Sportdirektor Dirk Dufner sprach nebulös von „ergebnisoffenen Gesprächen“. Und es stehe „außer Frage, dass man gemeinsam weitermachen wolle“. Ein paar Stunden später wurde sein Chef Martin Kind wesentlich deutlicher, als er im NDR-Sportclub erklärte: „Ich habe heute Herrn Dufner gebeten, Namen aufzuschreiben und Profile.“

Niemand macht sich intensiv und öffentlich auf Nachfolger-Suche, wenn er in Wahrheit doch am Trainer festhalten möchte. Das Thema Mirko Slomka war spätestens nach diesem TV-Auftritt erledigt. Die Entlassung dann um weitere Tage mit dem Verweis auf die Weihnachtszeit hinauszuzögern hat mit Rücksicht auf festliche Gefühle nichts zu tun. Sondern ist schlicht schlechter Stil. Die Fans haben für so etwas ein feines Gespür. Schon nach der Niederlage in Freiburg skandierten sie: „Kind raus.“ Bei 96 steht jetzt der Chef im Fokus.