10.000 Zuschauer und so viele Medienvertreter wie für ein Bundesligaspiel haben den Trainingsauftakt der Bayern beobachtet, der wegen seines Startrainers Pep Guardiola in die Allianz Arena gelegt worden war.

München/Berlin/Belo Horizonte. Meist sprach er Deutsch, hin und wieder behalf er sich mit einem englischen Wort. Mit zahlreichen Ratschlägen an seine Stars hat Pep Guardiola beim FC Bayern München auch auf dem Trainingsplatz das Kommando übernommen. Der neue spanische Erfolgscoach des deutschen Fußball-Rekordmeisters betrat am Mittwoch um 17.02 Uhr mit seinen Spielern den Rasen in der Münchner Allianz Arena zur Eröffnungseinheit der Saison-Vorbereitung. Guardiola beobachtete viel, spielte bei Übungen Pässe zu, korrigierte und führte immer wieder auch Einzelgespräche. Nach dem Training schrieb er noch einige Autogramme.

„Ich denke, das ist ein fantastischer Trainer, den wir bekommen haben“, befand Nationalspieler Toni Kroos nach einem „guten Trainings-Auftakt, um reinzukommen“. Auch DFB-Elf-Kollege Thomas Müller hatten seine Freude am Eröffnungstraining. „Wir haben viel mit dem Ball gearbeitet, es hat Spaß gemacht“, erklärte WM-Torschützenkönig Müller zwei Tage nach dem „beeindruckenden“ Auftritt Guardiolas bei dessen Präsentation. Beim Training habe der neue Coach größtenteils Deutsch gesprochen, hin und wieder sei er auch ins Englisch gewechselt, verrieten die Spieler.

25 Tage nach dem Triplegewinn und gut sechs Wochen vor dem Start der neuen Liga-Saison nahm das Publikum den Aufgalopp des Champions-League-Siegers dankbar an. Wiederholt gab es Szenenapplaus für die Mannschaft um die deutschen Fußball-Nationalspieler. „Das ist immer super“, lobte Franck Ribéry die Kulisse von rund 10.000 Zuschauern. 16 Profis und sieben Akteure aus dem Junior Team nahmen an der ersten Einheit der Münchner in der Saison 2013/14 teil.

Mit auf den Platz lief auch Mario Gomez. Der Noch-Münchner steht laut Medienberichten vor einem Wechsel in die italienische Serie A. Der Berater des 27-Jährigen, Uli Ferber, wies Meldungen über eine Einigung mit dem AC Florenz allerdings zurück. Gomez besitzt beim FC Bayern noch einen Vertrag bis Mitte 2016, ist allerdings mit seiner Reservistenrolle unzufrieden und will auch mit Blick auf die WM 2014 regelmäßig spielen.

Nach 90 Minuten war Schluss

Nach einer knapp halbstündigen Ansprache in der Kabine und dem Aufwärmen standen dann Lauf- und Passübungen auf dem Übungsplan; Guardiola übernahm dabei die Regie. Bekleidet war der 42-Jährige wie die anderen Mitglieder seines Stabs mit einer kurzen schwarzen Hose und einer Trainingsjacke. Nach knapp 90 Minuten war Schluss. „Wir haben uns schon gefreut, jetzt so einen großen Trainer zu haben und mit ihm in die neue Saison zu starten“, bekannte Neuer nach der Einheit.

Dass der langjährige Erfolgsgarant des FC Barcelona wert auf spielerische Elemente legte, überraschte nicht. „Pep Guardiola ist ein Trainer, der Spieler fußballerisch fördert, das hat man beim FC Barcelona gesehen, mit dem er über Jahre große Erfolge gefeiert hat“, hatte Bundestrainer Joachim Löw dieser Tage betont.

Von seinen DFB-Kickern fehlte neben den verletzten Holger Badstuber und Mario Götze auch Bastian Schweinsteiger auf dem Platz. Nach seiner Sprunggelenks-OP vor drei Wochen soll er erst einmal nur dosiert trainieren. Dagegen wirkte Kroos erstmals seit seiner Muskelverletzung Anfang April wieder im Teamtraining mit.

Dante ist begeistert vom neuen Trainer

Abwesend waren derweil die drei Confederations-Cup-Teilnehmer Dante, Luiz Gustavo und Javi Martínez sowie alle ausländischen Nationalspieler, die Anfang Juni noch Länderspiele bestritten haben. Einziger Neuzugang war Jan Kirchhoff. Der Trainer habe eine „wahnsinnig umgänglich Art“ und sei „sehr kommunikativ“, berichtete der ehemalige Mainzer.

Auch der noch abwesende Dante ist angetan von dem neuen Übungsleiter. Der Brasilianer hatte sich die erste Pressekonferenz Guardiolas in München im Internet angeschaut. „Überragend!“, urteilte der Abwehrchef der Bayern. „Ich glaube, er hat intensiv Deutsch studiert.“ Am ersten Trainingstag des Triple-Gewinners weilte Dante in der Heimat und durfte beim 2:1-Sieg der Seleção gegen Uruguay im Halbfinale des Confederations Cup in Belo Horizonte am Ende noch zwei Minuten ran.

Mit Bayern-Kollegen will der 29-Jährige die nächsten Tage telefonieren, eine Meinung über den neuen Chefcoach seines Clubs hat er schon: „Ich glaube, er hat richtig Bock auf den Job.“ Noch ist nicht klar, wie lange Dante nach dem Turnier noch Urlaub zu Hause in Salvador de Bahia machen kann und ob er mit dem Confed Cup-Sieg einen weiteren Titel mit nach Deutschland nimmt. Aber Dante ist sich sicher, „dass wir mit den Bayern eine richtig gute Vorbereitung machen werden und eine erfolgreiche Saison haben werden.“

Favre: „Guardiola ist gut für alle“

Riesengroß war das Medien-Interesse auch bei der ersten Übungseinheit Guardiolas. Nachdem rund 250 Journalisten von der offiziellen Präsentation des Coaches berichtet hatten, waren für das erste Training der Münchner 180 Medienvertreter akkreditiert – so viele wie für ein Bundesliga-Spiel. Auch am Donnerstag wird wieder in der Arena trainiert. „Das ist schon etwas Besonderes“, betonte Müller.

Auch unter den neuen Trainerkollegen in der Bundesliga genißet Guardiola hohe Wertschätzung. „Ich freue mich auch, dass er da ist. Guardiola ist gut für alle“, erklärte Gladbachs Coach Lucien Favre in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag). Er hoffe, dass durch den Katalanen „auch die Rolle des Trainers noch mehr Aufmerksamkeit“ bekomme. Man werde fortan in Deutschlands Eliteklasse viel über den Fußball an sich und über Taktik reden.

Favre rechnet damit, dass der deutsche Rekordmeister schon bald Guardiolas Ideen und Spielphilosophie verstanden haben wird. „Guardiola hat ja gesagt, dass er sich an die Spieler anpassen wird, trotzdem glaube ich, dass Experten bald seinen Einfluss sehen. Das wird dann ein bisschen Bayern-Stil sein und ein bisschen Guardiola-Stil“, sagte der Schweizer voraus. Vor allem die Spielintelligenz des ehemaligen Barça-Trainers beeindruckt Favre: „Seine Teams spielen immer schlau.“