Nach zwei Jahrzehnten Fußball auf mehr oder weniger hohem Niveau beendet Stil-Ikone David Beckham seine aktive Karriere. Blatter hebt die Inspirationskraft des Freistoßspezialisten hervor.
Paris/London. Der „Spice Boy“ geht: Nach mehr als 20 Jahren setzt Fußball-Ikone David Beckham seiner Profilaufbahn nach Abschluss dieser Saison ein Ende. Nachdem er am Sonntag mit Paris Saint-Germain noch die französische Liga gewonnen und mit Zlatan Ibrahimovic & Co. kräftig gejubelt hatte, gab der frühere englische Nationalteamkapitän am Donnerstag seinen Entschluss bekannt. „Ich bin dankbar, dass PSG mir die Chance gegeben hat, aber nun fühle ich, dass die Zeit gekommen ist, meine Karriere zu beenden“, teilte der 38-Jährige mit.
Paris-Clubboss Nasser Al-Khelaifi hatte zwar mehrfach betont, dass er den erst im Januar mit Beckham bis Saisonende geschlossenen Vertrag sehr gern verlängern wollte. Doch „Becks“ machte dem Mann aus dem Ölland Katar einen Strich durch die Rechnung. „Ich fühle mich, als würde ich in ein neues Abenteuer starten und ich freue mich wirklich auf das, was vor mir liegt“, sagte der Glamour-Kicker. „Die Kinder und ich – wir sind so stolz auf David!“, sagte seine ebenso schillernde Frau Victoria, das frühere Spice Girl.
Beckham hat mit PSG zwar noch zwei Ligaspiele vor sich, doch die Fußballwelt trauert bereits dem Freistoß- und Pass-Spezialisten nach. „Er hat zweifellos Millionen von Jungen und Mädchen inspiriert“, twitterte Weltverbandschef Joseph Blatter. Der Schwede Sven-Göran Eriksson, einst englischer Nationaltrainer, lobte: „Er ist ein fantastischer Fußballer, ein fantastischer Mann und wohl die größte Persönlichkeit des Sports. Ich denke, kein Fußballer war jemals so beliebt wie er.“
Beckham bedankt sich bei den Fans
Der Mittelfeldspieler bedankte sich unterdessen bei all seinen Mitspielern und Trainern. Paris, seiner letzten Wirkungsstätte, hatte er schon lange vorher „Merci“ gesagt, als er seine offiziellen Bezüge einem Kinderkrankenhaus an der Seine spendete. Auch die Fans vergaß der Fußball-Popstar nicht, jene, die – wie er sagte – „mich immer unterstützt und mir die Kraft gegeben haben, um erfolgreich zu sein“.
Erfolgreich war Beckham in der Tat. Der Mann, der 1992 im zarten Alter von 17 Jahren unter Trainer Sir Alex Ferguson sein Erstliga-Debüt bei Manchester United feierte, avancierte in einer langen Karriere mit insgesamt 833 Pflichtspielen zum einzigen Engländer, der in vier verschiedenen Ländern Liga-Titel gewann: Sechsmal die Premier League mit ManUnited zwischen 1996 und 2003, die spanische La Liga 2007 mit Real Madrid, die nordamerikanische MLS 2011 und 2012 mit Los Angeles Galaxy und zuletzt die Ligue 1 in Frankreich. „Es ist der Traum jedes Athleten, an der Spitze aufzuhören – in Bestform oder mit dem Gewinn einer Trophäe, sich als Champion zu verabschieden“, sagte Beckham.
Im Trikot der englischen Nationalelf traf Beckham in 115 Spielen 17 Mal. Er nahm zwischen 1998 und 2006 an allen drei Welt- und zwei Europameisterschaften teil. Über das Viertelfinale kam er mit England dabei aber nie hinaus. Dennoch sagte er jetzt: „Dass ich Kapitän meines Landes war, betrachte ich bis heute als eine meiner stolzesten Errungenschaften.“
Größter Moment im Camp Nou
Der größte berufliche Erfolg des Gatten von Musik- und Modestar Victoria Adams war aber zweifellos der Gewinn der Champions League mit Manchester im Jahr 1999, als er mit den „Red Devils“ den FC Bayern München im dramatischen Finale in Barcelona mit zwei Last-Minute-Toren mit 2:1 in die Knie zwang.
In der Karriere des Uefa-Spieler des Jahres 1998/99, der 2001 auch zu Englands Sportler des Jahres gewählt wurde, war aber längst nicht alles rosarot. ManUnited verließ er 2003, nachdem Teammanager Ferguson - der vor wenigen Tagen ebenfalls sein Karriereende bekanntgab - nach einem Spiel verärgert gegen einen herumliegenden Schuh getreten und ihn damit am Auge getroffen hatte. Beckham wurde außerdem 1998 von Fans und Medien daheim für das frühe Aus bei der WM in Frankreich verantwortlich gemacht, weil er sich einen Platzverweis eingehandelt hatte.
Zuletzt konnte er in Paris nicht verbergen, dass die Jahre nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind. Die französischen Medien hatten mehrfach kritisiert, dass der Frauenliebling zu langsam geworden sei. Dafür verkaufte PSG in Frankreich und Europa, vor allem aber in Asien so viele Trikots wie nie zuvor. In Zukunft dürfte Beckham, der vom Arbeiterkind zur Stilikone avancierte, dem Fußball verbunden bleiben. Die katarische PSG-Führung bot ihm einen Job als „Botschafter“ des Vereins und auch der WM 2022 im Emirat an.
Der Mann, der wie kaum ein Sportler vor ihm mit Lächeln und sich stetig ändernder Frisur das Marketing der eigenen Figur beherrschte und zur echten Geldmaschine wurde, wird vor allem von Millionen Jugendlichen in Asien wie ein Halbgott verehrt. Deshalb will ihn auch China vor den Werbekarren spannen. Die Wehmut zum Abschied verhindern die vielen beruflichen Pläne aber keinesfalls: „Das Spiel zu spielen, das ich liebe, wird nichts jemals vollständig ersetzen können“, bekannte Beckham.