In dem Netzwerk sind seit der Verzweiflungstat über zehn Seiten vornehmlich zur Übermittlung von Genesungswünschen eingetragen worden.

Köln/Frankfurt. Fußball-Schiedsrichter Babak Rafati erhält nach seinem Selbstmordversuch im Internet viel Unterstützung. Im sozialen Netzwerk Facebook sind seit der Verzweiflungstat des 41-Jährigen am vergangenen Sonnabend über zehn Seiten hauptsächlich zur Übermittlung von Genesungswünschen, aber auch zur Kritik am vorherigen Umgang mit dem Bundesliga-Referee eingetragen worden. Die bislang populärste dieser Seiten heißt „Gute Besserung Babak Rafati“ und hatte am Dienstagnachmittag seit dem ersten Eintrag vom frühen Sonnabendnachmittag über 2200 „Gefällt mir“-Buttons. Insgesamt bekundeten fast 4000 User auf den neuen Seiten ihre Sympathie mit dem Hannoveraner.

Schiedsrichter-Chef hält nichts von voreiligen Konsequenzen

Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel (Kyllburg) hält nichts von voreiligen Konsequenzen aus dem Selbstmordversuch des Bundesliga-Referees Babak Rafati (Hannover). Fandel dementierte Berichte, wonach vonseiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) eine regelmäßige psychologische Betreuung der Unparteiischen sowie die Aufstockung der Mitarbeiterzahl im Schiedsrichterwesen angedacht sei.

„Das sind alles Spekulationen - die schießen derzeit von allen Seiten ins Kraut. Grundsätzlich bin ich dafür, Lehren aus solchen Geschehnissen zu ziehen, um die Dinge positiv weiterzuentwickeln. Aber das werde ich nicht jetzt in der Öffentlichkeit machen“, sagte Fandel. Von Vorschlägen wie einem Verbot von Kommentaren aller Beteiligten zur Schiedsrichter-Leistung bis 48 Stunden nach Spielende nach Vorbild der Handball-Bundesliga hält Fandel nichts. „Ich kann mich nicht zu allem äußern - sonst werde ich gar nicht mehr fertig. Ich beschränke auf das Wesentliche und die Inhalte.“

+++ Zwanziger Erklärung im Wortlaut +++

+++ Babak Rafatis Suizidversuch erschüttert Bundesliga +++


Schiri-Ombudsmann Domberg: „Brauchen Anerkennungskultur“

Die Diskussionen über die Motive für den Selbstmordversuch von Bundesliga-Referee Babak Rafati könnten aus Sicht des deutschen Schiedsrichter-Ombudsmannes Rainer Domberg richtungsweisend sein. „Die Schiedsrichter brauchen eine andere Anerkennungskultur. In 95 Prozent der Spiele, die sie leiten, ist ihre Leistung fehlerfrei. Die Schiedsrichter leiden in dieser Zeit unter einem Fluch, den sie nicht verdienen“, sagte Domberg. Die womöglich verfrüht geäußerte Vermutung eines Zusammenhangs von Rafatis Verzweiflungstat und dem enormen Druck für die Unparteiischen könnte sich aus Sicht Dombergs noch als hilfreich erweisen. „Das führt vielleicht zu etwas Nachdenklichkeit“ sagte der Bürgermeister der Stadt Heidenheim.


Babak Rafati im Kurzporträt

Schon im Alter von 16 Jahren leitete Babak Rafati Fußballspiele. Seit 2000 pfeift der Schiedsrichter, der seine Kindheit mit seinen iranischen Eltern in Teheran verbrachte, in der 2. Liga und seit 2005 auch in der Bundesliga. 2008 wurde Rafati als Nachfolger von Markus Merk Fifa-Schiedsrichter.

Name: Babak Rafati

Geburtstag: 28. Mai 1970

Geburtsort: Hannover

Beruf: Bankkaufmann, DFB-Fußballschiedsrichter seit 1997

Verein: SpVg. Niedersachsen Döhren

Einsätze

Bundesliga: 84

2. Liga: 101

DFB-Pokal: 17

A-Länderspiele: 2

Champions League: 1

Uefa-Cup/Europa League: 5