Fifa-Referee Rafati war am Sonnabend mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne seines Hotels aufgefunden worden.
Köln. Babak Rafati ist wieder zu Hause, die Polizeiakte geschlossen, aber die Spekulationen um die eventuellen Gründe für den Suizidversuch des Schiedsrichters aus Hannover sind noch längst nicht beendet. Die Motive sind zumindest nicht in Verwicklungen in den Wettskandal oder die Steueraffäre zu suchen.
+++ Babak Rafatis Suizidversuch erschüttert Bundesliga +++
Rafatis Verzweiflungstat hat inzwischen ungeachtet ihrer Hintergründe auch über die deutschen Grenzen hinaus eine Diskussion über den Leistungsdruck auf die Spitzenreferees entfacht. „Man sollte sich der Tatsache bewusst sein, was man anrichten kann, wenn man dem Schiedsrichter die Schuld gibt. Der Druck ist mitunter fast unerträglich und Kritik unser täglich Brot. Ich ermahne alle, mehr nachzudenken“, sagte der 41 Jahre alte schwedische ifa-Schiedsrichter Jonas Erikkson der Tageszeitung Aftonbladet.
„Es ist ein tragischer Fall, aber ich sehe aus sportpsychologischer Sicht keinen systembedingten Hintergrund. Ein Schiedsrichter ist ebenso wie viele Manager und Vertreter anderer Berufe starkem Druck unterworfen. Aber darauf wird er im DFB professionell vorbereitet“, meinte hingegen der Sport- und Sozialpsychologe Henning Plessner, der sich in einer wissenschaftlichen Arbeit mit der Optimierung von Entscheidungsprozessen bei Schiedsrichtern beschäftigt hat.
Bei der Frage nach der Fürsorgepflicht für die Referees allerdings sieht Niedersachsens Schiedsrichter-Chef Wolfgang Mierswa den Deutschen Fußball-Bund (DFB) verstärkt in der Pflicht. Künftig sei es umso mehr Aufgabe der Schiedsrichter-Kommission des DFB und der Verbandsausschüsse, „dafür zu sorgen, dass unsere Schiedsrichter von uns gestärkt werden, wenn sie von der Öffentlichkeit respektlos behandelt werden“. Zudem nannte der frühere Erstliga-Schiedsrichter Rafatis Suizidversuch „ein Alarmzeichen sondergleichen“ und hofft, „dass diesmal nicht, wie nach dem Tod von Robert Enke, wieder zur Tagesordnung übergegangen wird“.
Der DFB will sich zum Thema Rafati erst bei neuen Erkenntnissen wieder äußern. „Erst wollen wir abwarten, bis wir mehr über die Gründe wissen und es Babak besser geht“, sagte Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel (Kyllburg). Zudem gäbe es intern eine Absprache zwischen den im Verband für die Belange der Bundesliga-Schiedsrichter zuständigen Personen, dass sich nur Fandel in der Öffentlichkeit zu diesem Thema äußern werde.
Derweil war Rafati, der am Sonnabend vor seinem geplanten Einsatz bei der Bundesliga-Partie zwischen dem 1. FC Köln und dem FSV Mainz 05 mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne seines Kölner Hotels aufgefunden worden war, schon am Sonntagabend nach Hause zurückgekehrt. „Ein Psychiater hat ihn beobachtet und untersucht, ob er noch gefährdet ist oder nicht und dann ein Gutachten erstellt“, erklärte Professor Christian Schmidt, der medizinische Geschäftsführer der Klinik in Köln-Holweide, dem Express.
Auch die polizeilichen Ermittlungen stehen kurz vor dem Ende. „Wir haben mehrere Hinweise auf einen Suizidversuch. Fremdverschulden kann nach wie vor ausgeschlossen werden“, bestätigte der Kölner Polizeisprecher Andre Faßbender. „Da es sich um keinen strafrechtlichen Aspekt handelt, ist der Fall aus polizeilicher Sicht erledigt. Es ist nun eine Angelegenheit der Mediziner.“
Die Notizzettel, die am Sonnabend nach Rafatis Verzweiflungstat im Hotelzimmer des Unparteiischen gefunden worden waren, sollten am Montag noch einmal abschließend von Polizeibeamten untersucht werden. „Nur wenn sich daraus Hinweise ergeben, dass Fremdpersonen an dem Vorfall beteiligt gewesen sein könnten, kommen wir wieder ins Spiel“, sagte Faßbender.