Das Urgestein gab auf der Mitgliederversammlung des Kölner Bundesligisten seinen Rücktritt bekannt. Auch Vize Glowacz und Neukirch gehen.

Köln. Am Ende gab es dann doch noch großen Beifall für Wolfgang Overath. Als das langjährige FC-Idol das Kapitel 1. FC Köln überraschend zugeschlagen und seinen Rücktritt als Präsident erklärt hatte, wurde der Weltmeister von 1974 mit viel Applaus aus dem Amt begleitet. „Es war eine besondere Zeit, in der ich meinem Klub dienen durfte. Vielen Dank. Maat et joot“, sagte das kölsche Urgestein am Ende seiner Rede bei der Mitgliederversammlung und verabschiedete sich nach sieben Jahren an der Spitze des dreimaligen deutschen Fußball-Meisters.

Neben Overath, der in seiner gut 15-minütigen Rede immer wieder von vielen Pfiffen und mitunter deftigen Zwischenrufen („Jagt den Kerl raus. Der hat hier nichts zu suchen“) unterbrochen worden war, legten auch die Präsidiumskollegen Friedrich Neukirch und Jürgen Glowacz ihre Ämter nieder. „Der FC ist für die Zukunft gut aufgestellt. Weil das so ist, haben Jürgen Glowacz, Friedrich Neukirch und ich entschieden, als Präsidium des 1. FC Köln zurückzutreten“, sagte Overath und ergänzte: „Wir gehen mit einem guten Gefühl. Der FC bleibt immer mein Verein.“

Satzungsgemäß soll nun zeitnah eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, um die Nachfolge zu regeln. Das dürfte aber wohl erst im nächsten Jahr passieren. Für die Zwischenzeit wurde am Sonntagabend ein neuer Interims-Verwaltungsrat gewählt. Den Vorsitz übernimmt Werner Wolf, Stellvertreter ist Josef Sanktjohanser. „Bereits in der kommenden Woche wird der Verwaltungsrat zusammentreten, um alle weiteren erforderlichen Maßnahmen in die Wege zu leiten“, hieß es auf der Webseite des Vereins.

Bevor Overath ging, betrieb der 68-Jährige aber eine persönliche Abrechnung mit seinen Kritikern. „Ich wurde in einer Art und Weise verunglimpft, wie ich es vorher nie erlebt habe. Es nervt, wenn man von einer kleinen Gruppe immer wieder attackiert wird“, sagte Overath und sprach damit die chaotische Mitgliederversammlung aus dem Vorjahr an. Damals – der FC stand auf dem letzten Tabellenplatz - war Overath schwer unter Beschuss geraten. Am Ende war der Vorstand nicht entlastet worden.

Ein ähnliches Szenario blieb dem Trio diesmal erspart. Mit 66,4 Prozent der Stimmen wurde der FC-Vorstand diesmal entlastet. Die Bitte einiger Mitglieder, seinen Rücktritt zu überdenken, wies Overath zurück.

Vor einem Jahr habe er bereits überlegt, ob er sein Amt noch fortsetzen wolle, ergänzte Overath. Nun sei der Moment aber gekommen, den Stab weiterzureichen. „Es sind gute Leute für den Verein verpflichtet worden, Persönlichkeiten mit großem Fußball-Verstand. Wir haben eine Mannschaft mit Potenzial für das obere Mittelfeld der Bundesliga.“ Der FC liegt derzeit auf dem elften Platz und darf sich Hoffnungen machen, mal eine ruhige Saison ohne Abstiegsängste spielen zu können.

Ruhig war es in Overaths siebenjähriger Amtszeit fast nie zugegangen. 2004 hatte sich der gebürtige Siegburger nach langem Drängen dazu durchgerungen, den Klubvorsitz zu übernehmen. Als erste Amtshandlung entließ er sogleich Trainer Marcel Koller und ersetzte ihn durch Huub Stevens, mit dem 2005 auch gleich die Rückkehr in die Bundesliga gelang. Doch der von Overath propagierte Vier-Jahres-Plan, an deren Ende die Qualifikation für den Europacup stehen sollte, ging nicht auf. Es folgte der Abstieg ein Jahr später.

„Wir haben auch Fehler gemacht, aber wir sind nur Menschen. Einiges lief nicht so, wie wir es uns gedacht haben“, sagte Overath und verwies immer wieder auf seine ehrenamtliche Tätigkeit, was ihm viele Pfiffe einbrachte. Man habe auch einiges erreicht, stellte Overath fest, wie etwa eine Mitgliederzahl von fast 55.000 Personen und die Stärkung der wirtschaftlichen Situation.

„Vier Jahre hintereinander erstklassig zu sein, reicht aber nicht“, betonte Overath. Mit Mittelmaß konnte sich der frühere Nationalspieler noch nie anfreunden. 409 Bundesligaspiele absolvierte Overath für den FC, wurde dabei Deutscher Meister, zweimal DFB-Pokalsieger und mit der Nationalmannschaft 1974 Weltmeister. Als FC-Präsident las sich die Bilanz nicht so gut. Der letzte Titel des Klubs liegt bereits 28 Jahre zurück.

Das ist Wolfgang Overath:

Geboren: 29. September 1943 in Siegburg

Privatleben: Verheiratet mit Karin, zwei leibliche Söhne (Marco und Sascha) und eine Adoptivtochter (Sylvana)

Stationen als Spieler: Siegburger SV 04 (1953-62), 1.FC Köln (1963-1977) – 765 Spiele, 287 Tore (Bundesliga: 409 Spiele, 83 Tore)

Erfolge als Vereinsspieler: Deutscher Meister (1964), Deutscher Pokalsieger (1968, 1977)

Erfolge als Nationalspieler: Vize-Weltmeister (1966), Weltmeister (1974) – 81 Spiele, 17 Tore

Sportfunktionär: Mitglied im Verwaltungsrat des 1.FC Köln (1994-1998), Präsident des 1. FC Köln (14. Juni 2004 – 13. November 2011)