Trauerexperte fordert maßvolles Trauern und weniger Inszenierung
Wenn sich am 10. November der Todestag von Robert Enke jährt, organisiert und kanalisiert der Historiker Hermann Queckenstedt den zu befürchtenden Trubel vor dem Fußballstadion in Hannover. "Ich kann nur davon abraten, die Szenerie noch einmal zu wiederholen. Was im Vorjahr passiert ist, war ein Massenhype, in dem der Einzelne abtauchen wollte."
Die Verantwortlichen von Hannover 96 haben lange darüber gegrübelt, was ein Jahr nach dem Selbstmord von Robert Enke angemessen sein könnte. "Wer einen Ort zum Trauern sucht, wird ihn bei uns finden", verspricht Vereinssprecher Andreas Kuhnt. Im Kreis der Fans scheint sich ein Trauermarsch durch die Innenstadt durchzusetzen. Die Stadt Hannover plant, eine Straße nach Robert Enke zu benennen. Und die Niederlegung eines Kranzes, zu der morgen Theo Zwanziger als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes das Grab von Enke besucht, soll aus Gründen der Pietät ein medien- und zuschauerfreier Moment bleiben.
"Robert Enke wird immer zur Geschichte unseres Klubs gehören", sagt Sportdirektor Jörg Schmadtke. Direkt vor seinem Büro war im vergangenen Jahr eine Pilgerstätte entstanden, weil Tausende von Trauernden Blumen und Geschenke vor dem Stadion abgelegt hatten. Eine kleine Auswahl davon wie Schals, Fotos und Briefe wird morgen rund um eine Stele aufgebaut. Klein und adäquat soll es sein, dieses Zelt vor dem Haupteingang der AWD-Arena, das Trauernden als Anlaufpunkt dient.
Für Queckenstedt ist mit einem Jahr Abstand zum Selbstmord von Enke klar, warum dessen Schicksal so viele Menschen bewegt hat und immer noch bewegt. "Robert Enke hatte eine sehr authentische Art. Er ist anders dahergekommen und war ein sehr reflektiertes Wesen. Und wer macht das heute schon noch - er hat den Menschen Zeit geschenkt", sagt er. Auch 96-Klubchef Martin Kind sieht nicht nur zurück, sondern vor allem in der zukünftigen Arbeit der Robert-Enke-Stiftung, die sich die Aufklärung der Krankheit Depression und die Erforschung von Kinder-Herzkrankheiten zum Ziel gesetzt hat, eine Chance, dem schmerzhaften Verlust von Enke etwas Nachhaltiges folgen zu lassen.