Bundestrainer Joachim Löw gibt Michael Ballack Zeit. Der Mann von Bayer Leverkusen soll in Ruhe gesund werden.
Ballack fehlt 2010 bleibt für Michael Ballack sportlich ein Unglücksjahr. Nach dem bitteren WM-Aus für den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ist nun auch noch eine Bänderverletzung im Knie "erheblich schwerer" als zuvor angenommen. Dies teilte Ballacks Verein Bayer Leverkusen gestern mit. Der 34-Jährige wird in diesem Jahr daher kein Spiel mehr für die DFB-Auswahl oder den Werksklub bestreiten. Damit ist fraglich, ob und wann Ballack in alter Stärke auf den Fußball-Platz zurückkehren kann. Zudem wird die Kapitänsdiskussion im DFB-Team neue Nahrung erhalten.
Löw hat Geduld Auch nach dem neuen Rückschlag für Michael Ballack traut Joachim Löw dem DFB-Kapitän die Rückkehr in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu, warnt aber zugleich alle Beteiligten vor übereilten Aktionen. „Es ist wichtig, dass man bei ihm jetzt nicht alles überreizt. Er muss erst wieder richtig gesund werden“, sagte der Bundestrainer. In mehreren Zeitungs-Interviews betonte Löw am Donnerstag, dass es derzeit keinerlei Anlass geben würde, irgendwelche personellen Entscheidungen zu treffen – auch nicht im Fall Ballack. „Man will immer so endgültige Aussagen von mir. Warum? Ich habe vor Länderspielen und Turnieren Zeit genug, mich zu entscheiden“, erklärte der 50-jährige Freiburger.
Zwar hat Löws WM-Analyse, die er kürzlich auch dem Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) präsentiert hatte, klar ergeben, dass die erfolgreiche Weltmeisterschaft in Südafrika eng mit der Verjüngung des Teams in Zusammenhang steht. Dennoch sagte der Bundestrainer auch: „Es gibt hervorragende Spieler, die älter sind als 30.“ Im Fall des 98-maligen Nationalspielers Ballack aber geht es Löw nach fünfmonatiger, nur kurz unterbrochener Verletzungspause für den Nationalmannschafts-Kapitän um den „richtigen Zeitpunkt“ der Wiedereingliederung. „Ich bezweifele damit nicht seine Klasse. Er hat doch unsere Philosophie über Jahre mit getragen und geprägt.“
Dass Löws Ansprüche an modernes Spiel bei der WM auch ohne Ballack vom zweitjüngsten deutschen WM-Kader erfüllt werden konnten, macht den DFB-Coach sogar ohne den angestrebten Titel stolz. „Keine Mannschaft der Welt ist schneller nach Ballbesitz zum Abschluss gekommen als wir“, sagte der Bundestrainer. „Das bedeutet mir ähnlich viel wie vielleicht auch ein Titel.“ Auch die wenigsten Fouls und die meisten Ballgewinnen aller WM-Teams stehen in Löws Südafrika-Analyse. Die positive Entwicklung sei auch daran zu messen, dass die Zeit von der Ballannahme bis zur Abgabe bei jedem DFB-Spieler durchschnittlich von 2,8 Sekunden (2005) auf 1,1 Sekunden (2010) gesunken sei. Nur Weltmeister Spanien ist auch in dieser Wertung besser. Für Löw bleibt auch der Vergleich mit den Weltbesten der Maßstab für seine Arbeit: „Deshalb schaue ich nach Spanien, Argentinien oder England.“ Bundesliga-Aufsteiger wie Lewis Holtby, André Schürrle (beide Mainz), Mario Götze oder Mats Hummels (beide Dortmund) haben laut Löw sicher gute Voraussetzungen. „Aber beurteilen, ob diese Spieler in der Lage sind, auf dem höchsten Niveau zu spielen bei so einem Turnier, das kann ich noch nicht“, erklärte der Bundestrainer. „Wir haben junge Spieler, die talentiert und entwicklungsfähig sind“, unterstrich Löw. „Unzählige Talente“ aber gebe es nicht, ergänzte er mit speziellem Hinweise auf die linke Abwehrseite. Um Weltmeister zu werden, brauche man auch die besten Spieler der Welt.
Schweinsteiger begehrt Ballacks designierter Nachfolger im defensiven Mittelfeld scheint dagegen so begehrt wie nie zuvor zu sein. Champions-League-Sieger Inter Mailand bietet angeblich 30 Millionen Euro für den derzeit verletzten Bastian Schweinsteiger. Laut eines Berichts der italienischen Sporttageszeitung "Corriere dello Sport" hat Klub-Präsident Massimo Moratti alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Bayern Münchens Mittelfeldspieler spätestens im Sommer zu verpflichten. Inter ist demnach sogar bereit, sich auf ein Wettbieten mit Real Madrid einzulassen. Dessen neuer Trainer José Mourinho, der Inter zum Triumph in der Königsklasse geführt hatte, ist schon länger an einem Transfer interessiert.
Özil verteidigt sich Nachdem der türkische Nationalspieler Hamit Altintop Mesut Özils Entscheidung für Deutschland und gegen die Türkei in der "Süddeutschen Zeitung" auch auf finanzielle Gründe zurückgeführt hatte, rechtfertigte Özil, der vor seinem Länderspiel-Debüt im DFB-Dress vom türkischen Verband umworben worden war, seine Beweggründe: "Ich bin in der dritten Generation hier, bin hier geboren und fühle mich sehr wohl. Für mich kam keine andere Nation infrage." Altintop hatte bemängelte, Fußball sei "manchmal eine Herzensangelegenheit, aber viel öfter einfach Business".