Der Bremer brach sich Augenhöhlenboden und Kieferhöhle. Er fällt gegen Bayern und Tottenham aus. HSV-Kapitän Westermann erntet Lob von Löw.
Köln/Bremen. Schock für Fußball-Nationalspieler Per Mertesacker . Der Bremer Innenverteidiger erlitt beim 6:1 (3:0) der deutschen Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan am Dienstagabend in Köln einen Bruch des Augenhöhlenbodens und eine Fraktur in der Kieferhöhle sowie eine Platzwunde unter dem linken Auge. Dies ergab eine Spezialuntersuchung am Mittwoch in Bremen. „Ich habe sofort geahnt, dass dies nichts Gutes bedeutet“, sagte Cheftrainer Thomas Schaaf und erinnerte an den Zweikampf zwischen Mertesacker und Vagif Jawadow, bei dem sich der Werder-Profi die Verletzungen zugezogen hatte.
Der 25 Jahre alte Abwehrspieler des SV Werder fällt für das Bundesliga-Schlagerspiel seines Klubs am Sonnabend bei Bayern München (18.30 Uhr/Sky und Liga total! live) und das Champions-League-Gruppenspiel gegen Tottenham Hotspur am Dienstag aus. „Was darüber hinaus passiert, müssen wir abwarten“, äußerte Schaaf.
Die Fraktur des Augenhöhlenbodens wurde bei einer Röntgenaufnahme bei dem 71-maligen Nationalspieler, der nach einem Zusammenprall bereits in der elften Minute ausgewechselt werden musste, am späten Dienstagabend in einem Kölner Krankenhaus diagnostiziert. Eine Operation ist nach der Diagnose der Ärzte nicht notwendig. Mertesacker fuhr noch in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wie geplant nach Bremen zurück.
„Das ist natürlich eine unbefriedigende Situation für uns. Neben Naldo fällt in Per jetzt auch die zweite Defensivstütze aus, die in der Vergangenheit auf der Position des Innenverteidigers agiert hat“, sagte Schaaf.
Auch für Bundestrainer Joachim Löw wird das Angebot in der Innenverteidigung nach dem Ausfall Mertesackers allmählich übersichtlich. Denn WM-Star Arne Friedrich bleibt weitere zwei Monate außer Gefecht und Serdar Tasci ist derzeit außer Form. Doch einen Monat vor dem Spitzenspiel in der EM-Qualifikation gegen Gruppenmitfavorit Türkei bleibt Löw dennoch gelassen. „Wir haben zum Glück einige Alternativen, die bewiesen haben, dass wir uns auf sie verlassen können“, sagte der Bundestrainer nach dem 6:1 (3:0) gegen Fußball-Zwerg Aserbaidschan.
Löw konnte sich darüber freuen, dass andere für die Arrivierten in die Bresche sprangen. Der 50-Jährige war mit Holger Badstuber und Heiko Westermann in Innenverteidigung zufrieden, die sich nicht von ungefähr gegen das Team des früheren Bundestrainers Berti Vogts jeweils in die Torschützenliste eintragen konnten. Der Münchner Badstuber, der in der 86. Minute mit seinem ersten Länderspieltreffer zum 5:1 seine starke Vorstellung krönte, hatte bereits vier Tage zuvor beim 1:0 in Belgien in der Abwehrzentrale an der Seite von Mertesacker überzeugt.
+++ HSV-Verteidiger Westermann: Von der Bank ins Glück +++
HSV-Kapitän Westermann, in Brüssel nach der Pause für den verletzten Marcell Jansen auf der linken Seite der Viererkette mit einigen Schwächen, löste gegen Aserbaidschan schon nach elf Minuten den ausgeknockten Mertesacker ab. Der frühere Schalker brach mit dem 1:0 in der 28. Minute, seinem dritten Treffer im DFB-Trikot, nicht nur den Bann, sondern harmonierte auf seiner Lieblingsposition prächtig mit Badstuber.
„Beide haben ihre Sache gut gemacht, Badstuber hat zudem aus seinen Freiräumem viel gemacht und hatte gute Aktionen in der Offensive“, sagte Löw. Bei der WM hatte der 21-Jährige Badstuber noch viel Lehrgeld zahlen müssen, war nach eher mäßigen Auftritten auf der linken Seite der Viererkette nach zwei Spielen aus der Startelf geflogen. Westermann hatte eine Verletzung um die WM-Teilnahme in Südafrika gebracht.
„Ich bin froh, dass ich überhaupt wieder dabei bin. Dass ich zweimal jeweils wegen Verletzungen anderer in die Mannschaft gekommen bin, gehört zum Fußball. Ich denke, dass ich heute wieder einen Schritt nach vorne gemacht habe. Aber der Konkurrenzkampf ist groß, das ist mir bewusst“, sagte der 26-Jährige.
Und auch Badstuber war nicht nur wegen der eroberten Tabellenführung in der Gruppe A sehr zufrieden. „Man sieht ja, dass mir diese Position mehr liegt als auf der Außenbahn“, so der Münchner, dem Löw gute Perspektiven für die Zukunft einräumte: „Mir persönlich gefällt es wie er spielt, ganz seriös und einfach.“
Eine Aussage, die Badstuber mit Freude zur Kenntnis nahm. „Das bedeutet mir sehr viel. Ich muss natürlich noch sehr viel lernen“, sagte der Bayern-Profi, der sich nicht als reinen Zerstörer sieht. „Beide Trainer sehen einen Innenverteidiger weniger als reinen Zweikämpfer, sondern als einen Akteur, der das Spiel von hinten aufbaut“, erklärte Badstuber die gemeinsame Philosophie von Löw und seinem Vereinstrainer Louis van Gaal.
Ensprechend groß ist seine Hoffnung, dass er auch beim nächsten Qualifikations-Doppelpack gegen die Türkei und in Kasachstan wieder in der Startelf steht.