Der lange Marsch ins Champions-League-Heimfinale geht für die Bayern gegen Ribérys Ex-Club Olympique Marseille weiter. Als letzte Hürde würde danach wohl Real Madrid folgen. Zunächst aber geht's bei Hertha BSC um die allerletzte Meisterchance, mahnt Boss Rummenigge.
München/Berlin. Gut gemacht, Paul! Ein schelmisches Lächeln huschte über das Gesicht von Paul Breitner, als er „seinem“ FC Bayern für den erhofften Triumphmarsch ins Champions-League-Heimfinale den Dortmund-Schreck Olympique Marseille als Viertelfinal-Gegner zugelost hatte. Der neunmalige französische Meister löste auch in München Jubel und Vorfreude auf ein mögliches Super-Halbfinale gegen Real Madrid mit den deutschen Nationalspielern Mesut Özil und Sami Khedira aus. Die „Königlichen“ sind gegen den Fußball-Zwerg APOEL Nikosia aus Zypern haushoher Favorit in der Runde der letzten acht Mannschaften.
„Dass das Ziel Halbfinale da ist, ist klar. Trotzdem tun wir gut daran, nicht schon über Real nachzudenken. Wir müssen den ersten Schritt vor dem zweiten tun“, mahnte Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge: „Der ganze Fokus muss auf Marseille liegen.“ Den größten Bayern-Wunsch konnte Breitner am Freitag in Nyon als Losfee trotz der programmierten hohen Halbfinalhürde Real Madrid gleich auch noch erfüllen: Der Titelfavorit FC Barcelona kann nur im Endspiel am 19. Mai als Bayern-Gegner in München auftauchen.
Gewarnt sind die Bayern aber auch vor Marseille: „Das ist eine gefährliche Mannschaft“, erklärte Kapitän Philipp Lahm, „sie hat Inter Mailand rausgeworfen und Dortmund besiegt.“ Mit einem 3:0 und 3:2 war der Champions-League-Sieger von 1993 maßgeblich am Scheitern des deutschen Meisters in der Gruppenphase beteiligt. Am meisten freut sich Franck Ribéry auf die Partien gegen seinen Ex-Club, für den der Franzose vor seinem Millionen-Wechsel nach München von 2005 bis 2007 spielte. „Das wird nicht einfach. Marseille hat eine Mannschaft mit viel Aggressivität. Die Stadt ist fußballverrückt. Es wird eine Super-Atmosphäre im Stadion sein“, erklärte Ribéry.
Bei seinem Ex-Club gab es lange Gesichter. Der im Hinspiel gesperrte Nationaltorwart Steve Mandanda stöhnte: „Bayern, das ist nicht nur Ribéry. Das sind auch Robben, Müller, Gomez... ich könnte die ganze Mannschaft aufzählen. Das wird schwierig.“ Marseille ist für die Bayern Neuland im Europapokal, zu den Stars bei „OM“ zählen Torjäger Loic Remy und Ghanas Nationalspieler André Ayew. Die Bayern haben den Vorteil, am 28. März (Mittwoch) erst auswärts antreten zu können. Die entscheidende zweite Partie findet am Dienstag, 3. April, in der schon ausverkauften Münchner Arena statt. „Im Rückspiel können die Zuschauer einen enorm tragen“, betonte Lahm: „Wir haben Ziele, wir wollen Titel gewinnen, aber es ist noch ein weiter Weg.“
Bevor das nächste Highlight in Europas Königsklasse ansteht, müssen die Bayern ihre nationalen Hausaufgaben erledigen und dabei ihren Auswärtsfluch 2012 überwinden. „Diese Woche wird entscheidend für uns sein“, sagte Rummenigge mit Blick auf das Ligaspiel am Sonnabend (18.30 Uhr) beim Abstiegskandidaten Hertha BSC sowie das Pokal-Halbfinale am Mittwoch bei Borussia Mönchengladbach. Trainer Jupp Heynckes haute nicht das anstehende Mammutprogramm um, sondern eine Grippe mit über 39 Grad Fieber. Der 66-Jährige konnte am Freitag nicht das Abschlusstraining leiten und anschließend auch nicht mit der Mannschaft nach Berlin fliegen. Das galt ebenso für Mittelfeldspieler Bastian Schweinsteiger (Reizung im Fuß) und Angreifer Ivica Olic (Rückenbeschwerden), die ausfallen werden.
Heynckes soll dagegen am Spieltag in die Hauptstadt nachreisen und abends im Olympiastadion auf der Bank sitzen. „Ich sehe keine Probleme, dass wir auch so eine Topleistung abrufen können“, sagte Lahm zum Ausfall von Heynckes in der Spielvorbereitung.
Rummenigge setzt beim Wiedersehen mit Hertha-Coach Otto Rehhagel auf einen „Hallo-Effekt“ bei Ribéry & Co. durch die Schützenfeste gegen Hoffenheim (7:1) und Basel (7:0). „Wenn wir noch eine Chance haben wollen, deutscher Meister zu werden, müssen wir in Berlin gewinnen“, forderte der Bayern-Boss. Die Bayern sind 2012 noch ohne Liga-Auswärtssieg. „Wir müssen anknüpfen an Basel, rausgehen und Gas geben. Hertha wird sicher kein Offensiv-Feuerwerk starten“, meinte Lahm. Eine weitere Torgala erwartet Rummenigge bei der Jagd auf Spitzenreiter Dortmund nicht: „Wir werden sicher keine sieben Tore in einem dritten Spiel erzielen. Mir würde auch ein 1:0 reichen.“ (dpa/abendblatt.de)