Gute Moral bewiesen Hannover 96 und Schalke 04 in der Europa League. Beide Teams holten Rückstände auf. 96-Profi Schlaudraff düpierte beim 2:1 den von Christoph Daum trainierten FC Brügge.

Hannover/Pilsen. Vorteil Hannover 96 und Schalke 04: Mit zwei erfolgreichen Aufholjagden hat das Bundesliga-Duo zum Auftakt der K.o.-Runde drohende Niederlagen vermieden und sich gute Chancen auf den Achtelfinaleinzug in der Europa League erarbeitet. Dabei wartet auf das 96-Team nach dem 2:1 (0:0) in einer mitreißenden Partie gegen den von Christoph Daum trainierten FC Brügge aber noch eine harte Aufgabe im Rückspiel. Die Schalker haben es nach dem glücklichen 1:1 (0:1) bei Viktoria Pilsen am nächsten Donnerstag vor eigenem Publikum scheinbar leichter.

„Hannover hat die erste Halbzeit gewonnen, die zweite wird nächste Woche in Brügge gespielt“, stellte Daum mit Zuversicht fest. Seine Einschätzung im Vorfeld, die Bundesliga sei ein anderes Kaliber, wurde in Hannover eindrucksvoll bestätigt. Erst als Brügge nach 65 Minuten platt war, verwandelte der mit viel Power spielende Bundesliga-Siebte einen Rückstand in einen hochverdienten Sieg. „96 konnte nachlegen. Ich musste einige Spieler, die schon auf dem Zahnfleisch gegangen sind, auf dem Feld lassen“, analysierte der frühere Stuttgarter Meistertrainer Daum.

Hannovers Trainer Mirko Slomka hatte mit der Einwechslung von Artur Sobiech nach dem 0:1 durch Maxime Lestienne (51. Minute) das richtige Gespür. Der polnische Stürmer erzielte den Ausgleich (73.) und holte den Foulelfmeter heraus, den Jan Schlaudraff (80.) mit einem Geniestreich im Stil von Antonin Panenka 1976 zum Siegtor verwandelte. „Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist. Ich bin davon ausgegangen, dass der Torwart sich für eine Ecke entscheidet. Deswegen habe ich den Ball gelupft“, kommentierte Schlaudraff die Szene des Spiels.

Hannover 96 nutzte vor 42 000 begeisterten Fans zahlreiche Chancen nicht und fühlte sich durch einige Schiedsrichter-Entscheidungen benachteiligt. Deshalb ist das Polster dünn, zumal im Rückspiel am nächsten Donnerstag Kapitän Steven Cherundolo gesperrt ist. „Es wird schwer in Brügge, uns erwartet ein heißer Tanz“, sagte Slomka. Torwart Ron-Robert Zieler legte sich hingegen fest, für ihn wird die Europa-Reise weitergehen: „Die Mannschaft ist enttäuscht über das Ergebnis, aber ich bin überzeugt, dass wir eine Runde weiterkommen.“

Das hoffen auch die Schalker, die sich in Pilsen wieder einmal bei Klaas-Jan Hunterlaar bedanken konnten. Nach dem verdienten Rückstand durch einen schönen Volleyschuss von Vladimir Darida (22.) war es der Torjäger vom Dienst, der das spielerisch erneut enttäuschende Team in der 75. Minute vor einer weiteren Pleite bewahrte. „Es war sicher kein Schmankerl, aber ein Schritt nach vorn, weil wir jetzt eine gute Ausgangsposition haben“, meinte Manager Horst Heldt.

Der spanische Stürmerstar Raúl, der am liebsten immer spielen will, ist seit Wochen völlig aus dem Tritt. Er wirkte behäbig und gehemmt und konnte seiner Mannschaft erneut nicht helfen. „Er quält sich mit einer Oberschenkelverletzung. Die macht ihm noch Probleme“, erläuterte Trainer Huub Stevens.

Warum der niederländische Trainer den Publikumsliebling erst in der 69. Minute erlöste und nach dessen völlig indiskutabler Leistung vom Platz nahm, deutete er nur an. Raúl kann offenbar selbst über sein Mitwirken entscheiden. „Er hat gesagt, er will sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Aber nach 70 Minuten dachte ich, es ist genug. Am Sonntag haben wir wieder ein Spiel. Und ich hoffe, dass er wieder frisch und fit ist gegen Wolfsburg zu spielen“, sagte Stevens. (dpa)