Gegen den FC Barcelona war Bayer Leverkusen am Valentinstag eher verzückter Verehrer denn Gegner auf Augenhöhe. Nur beim Trikottausch zeigte die Werkself vollen Körpereinsatz. Dem Sportchef des deutschen Vizemeisters gefiel das überhaupt nicht.
Leverkusen. Wie kleine Jungs auf Trophäenjagd stürzten sich die Profis von Bayer Leverkusen auf den schmächtigen Weltfußballer, um die begehrtesten Souvenirs des Abends zu ergattern. Schon in der Halbzeitpause hatte sich Manuel Friedrich das erste Trikot von Barcelonas Superstar geschnappt. Nach dem Abpfiff schritt dann auch noch Michal Kadlec entschlossen zur Tat und sicherte sich das Ersatztrikot. Auf dem Platz waren Bayers gestandene Männer beim 1:3 (0:1) am Valentinstag eher verzückte Verehrer als ernsthafte Gegner gewesen. „Natürlich war es für mich auch eine Ehre, gegen ihn (Messi, d. Red.) gespielt zu haben“, sagte Kadlec: „Ich wollte das Trikot schon in der Halbzeitpause haben, aber Manuel Friedrich war früher da, der hat es mir quasi geklaut.“
Bayer-Sportchef Rudi Völler gefiel die Trikotjagd seiner Spieler gar nicht. Völler will den Leverkusener Souvenirjägern Manuel Friedrich und Michal Kadlec die erbeuteten Trikots von Lionel Messi wieder wegnehmen. „Ich garantiere, dass Kadlec und Friedrich ihre Messi-Trikots zu einem guten Zweck versteigern werden“, sagte der Sportdirektor des Bundesligisten der Bild-Zeitung. „Was die zwei gemacht haben, war sicherlich ein Tick zu viel des Guten“, sagte der Weltmeister von 1990. Er kündigte an, mit Kadlec und Friedrich zu sprechen.
Verwundert hatte Völler festgestellt, dass einige Bayer-Profis sich nicht wie sportliche Gegner, sondern eher wie Fans der Barca-Stars benommen hatten. Allerdings seien bei weitem nicht alle Spieler zu kritisieren: „90 Prozent der Mannschaft waren voll auf das Spiel konzentriert.“
Irgendwie verständlich, denn der dreimalige Weltfußballer Messi stellte bei seiner Vorlage zum 1:0 durch Alexis Sanchez (41.) und bei seinem Treffer zum 3:1 (88.) wieder einmal seine Extraklasse unter Beweis. Für Leverkusens Stefan Reinartz kam die erneute Gala des „Messias“ dennoch ein bisschen überraschend.
Mit Messi sei das „ein bisschen merkwürdig“, so leitete der 23-Jährige seinen unterhaltsamen Erfahrungsbericht ein: „Der steht manchmal 80 Minuten auf dem Platz wie so ein bedröppelter Junge, und man glaubt eigentlich gar nicht, dass der irgendwie groß Fußball spielen kann.“
Vielleicht hat Messi nach dem Gastauftritt in Leverkusen ja Ähnliches über die Bayer-Profis gedacht. Die standen teilweise auch recht bedröppelt auf dem Platz. Nun war nicht unbedingt erwartet worden, dass Leverkusen gegen den Titelverteidiger wirklich ein Fußball-Wunder schaffen und zum ersten Mal seit der Saison 2001/2002 wieder das Viertelfinale der Königsklasse erreichen könnte. Aber ein bisschen mehr Gegenwehr hätte man sich vor allem für die erste Halbzeit vorstellen können.
„Da hatten wir zu viel Respekt“, räumte Kadlec ein. In der zweiten Halbzeit konnte Leverkusen dann zumindest phasenweise mithalten, auch wenn man als Zuschauer den Eindruck hatte, dass der spanische Meister stets noch mindestens einen Gang hätte hochschalten können.
„Ich fand“, sagte Reinartz wohl in Erinnerung an das olympische Motto, „dass wir ab dem 0:1 aktiver waren, nicht unbedingt die bessere Mannschaft, aber wir haben zumindest aktiv am Spiel teilgenommen und uns Chancen rausgespielt.“ Immerhin. Gegen Barcelona muss man damit wohl zufrieden sein.
Mit Material von dapd und sid