Der 34-Jährige Thierry Henry sorgte mit seinem Siegtreffer für den 1:0-Erfolg der Londoner in der dritten Runde des FA-Cups gegen Leeds United.
LONDON. Für Teammanager Arsene Wenger war es «wie ein Traum», für Thierry Henry «unbeschreiblich» - der FC Arsenal feiert die unglaubliche Rückkehr seines verlorenen Sohnes. In der 78. Minute des Drittrunden-Spiels im FA-Cup gegen Leeds United drehte Henry die Zeit zurück. Der Franzose nahm den Ball im Strafraum an und schob ihn gefühlvoll zum entscheidenden 1:0 ins lange Eck. Nach seinem Tor schrie er mit weit ausgebreiteten Armen vor den tobenden Fans seine Freude hinaus und fiel danach Wenger um den Hals. Es war, als wäre Henry nie weg gewesen.
Vor 1801 Tagen, am 3. Februar 2007, hatte Henry beim FC Middlesbrough zuletzt für Arsenal getroffen. «Das Gefühl, das ich nach dem Tor hatte, ist unbeschreiblich. Ich bin als Fan zurück zu Arsenal gekommen und wollte der Mannschaft helfen. Es war nicht mein Plan, als Held zurückzukehren», sagte Henry. Wenger ergänzte: «Es war wie ein Traum. Das ist eine Geschichte, die man Kindern erzählen würde.»
Vor dem Emirates-Stadion erzählt eine Henry-Statue die Geschichte des Angreifers bei den Londonern. Von 1999 bis 2007 erzielte der 34-Jährige in 370 Spielen für Arsenal 226 Treffer und schoss sich damit als Rekordtorschütze in die Annalen des Klubs. In dieser Zeit gewann er mit den Gunners zwei Meisterschaften und dreimal den englischen Pokal. Danach hatte Henry Arsenal und der englischen Premier League den Rücken gekehrt, um nach Spanien zum FC Barcelona zu wechseln. Im Sommer 2011 zog es den französischen Welt- und Europameister dann weiter zu den New York Red Bulls in die nordamerikanische Profiliga Major League Soccer (MLS).
Die dortige Spielpause nutzte Arsenal für den Transfercoup und lieh Henry für zwei Monate von den Amerikanern aus. Bei seinem Ex-Klub sollte er in erster Linie die Offensivspieler Gervinho und Marouane Chamakh ersetzen, die beide beim am 21. Januar beginnenden Afrika-Cup im Einsatz sind. Nach seinem triumphalen Comeback ist er auf einmal Arsenals größter Hoffnungsträger im Kampf um einen Champions-League-Platz. Derzeit liegen die Londoner in der Premier League auf dem fünften Rang. Doch bis zum Saisonende werden die Fans wohl nicht in den Genuss ihres Idoles kommen. Eine längerfristige Ausleihe oder gar eine feste Verpflichtung schloss Wenger aus.
In der 68. Minute war es am späten Montagabend soweit: Unter dem tosenden Beifall der rund 60.000 Zuschauer wurde Henry für Chamakh eingewechselt. Bereits mit seinem fünften Ballkontakt erzielte er den Siegtreffer - zuvor hatte sich Arsenal gegen den Zweitligisten schwer getan. Nach den Spiel wählten ihn die Anhänger auf der Arsenal-Homepage - natürlich - zum Spieler der Partie. Die Wahl führte er allerdings bereits an, als er noch auf der Ersatzbank saß.
Die Zuneigung der Gunners-Anhänger gibt der Franzose nur allzu gerne zurück. «Als ich vor 15 Tagen aus meinem Urlaub zurückkam, hätte ich nie gedacht, noch einmal für Arsenal zu spielen oder sogar einen Siegtreffer zu erzielen. Ich liebe den Klub und hoffe, dass ich ihm noch mehr zurückgeben kann», sagte Henry, dessen makelloses Image durch ein dreistes Handtor in den Play-offs zur WM 2010 gegen Irland tiefe Kratzer abbekommen hatte. Am Montag war das alles vergessen. «Den Abend werde ich nie vergessen», sagte Henry. Den Arsenal-Fans wird es genauso gehen.
(sid)