Am Ende löste sich alles in himmlische Harmonie auf - glaubt man zumindest der Prosa, die die Presseabteilung des FC Bayern am Mittwochabend veröffentlichte.

München

Der komplette Vorstand des Vereins, Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Karl Hopfner, hatte sich tagsüber auf in die Niederlande gemacht und dort, wie es hieß, "in angenehmer, ja freundlicher Atmosphäre mit dem Präsidenten von AZ Alkmaar, Dirk Scheringa, Generaldirektor Toon Gerbrands und Sportdirektor Marcel Brands Einigung über den Wechsel von Louis van Gaal nach München erzielt". Was sich seit Tagen angedeutet hatte, ist also offiziell: Die Führung des neuen niederländischen Fußballmeisters gibt den Widerstand auf und lässt ihren Trainer aus dem bis 2010 laufenden Vertrag. Am 1. Juli 2009 tritt van Gaal offiziell an der Säbener Straße 51-57 seinen Dienst an. Der 57-Jährige erhält einen Zweijahresvertrag.

Und da sich alle so lieb hatten, fand sich auch eine Einigung für die heikle Ablösefrage. Scheringa hatte stets auf eine Entschädigung gepocht, die Bayern stets betont, das komme nicht in Frage. Der klassische Ausweg aus einem solchen Dilemma, heißt "Freundschaftsspiel" oder besser: "Ablösespiel". Der FC Bayern gastiert voraussichtlich im Sommer 2010 in den Niederlanden. Alkmaar bekommt die erklecklichen Einnahmen, und so haben beide Seiten ihr Gesicht gewahrt. Man sei glücklich, "einen erfahrenen und erfolgreichen Fußballtrainer für den FC Bayern gewonnen zu haben", erklärte Vorstandschef Rummenigge. Van Gaal hat mit Ajax Amsterdam und dem FC Barcelona mehrere Meistertitel und Pokalsiege errungen. Höhepunkt seiner Karriere war der Gewinn von Champions League und Weltpokal mit Ajax anno 1995. Die niederländische Nationalmannschaft trainierte er von 2000 bis 2002.

Eine Zeit, die mit dem Tiefpunkt seiner Karriere endete - der verpassten Qualifikation für die WM in Japan und Südkorea. Einer, der ihn aus dieser Zeit gut kennt, ist Mark van Bommel. Der Kapitän des FC Bayern glaubt: "Er wird hervorragend zu Bayern passen."

Für großen Wirbel sorgt unterdessen weiter die Personalie Diego, dessen Wechsel schon vom Boulevard als perfekt gemeldet wurde. Nachdem seit Tagen widersprüchliche Zitate von vermeintlichen Beratern und Sprechern, auch vom Vater des brasilianischen Mittelfeldzauberers Diego kursieren, hat sich nun erstmals der Spieler von Werder Bremen selbst geäußert. Die "Kreiszeitung Syke" zitiert Diego mit den Worten: "Ich bin mit Juventus Turin klar. Wenn sich die Klubs einig sind, dann werde ich auch sagen: Ich spiele nächste Saison bei Juventus Turin." Ein "Papier mit offiziellem Juventus-Zeichen" sei aber noch nicht unterschrieben. Diego stellte den Abschluss des Geschäfts bis Freitag in Aussicht, behielt die Pokerkarten aber auf der Hand: "Nur wenn Werder mir sagen würde, es läge ein Angebot der Bayern vor, und ich solle mich bitte damit beschäftigen, würde ich das tun." Ein Satz, den man auch als Aufforderung an Bayern verstehen kann, aktiv zu werden. Das werden sie nicht. "Wir steigen aus dem Poker um Diego aus", sagte Rummenigge.

Auf wieder zunehmend heißer Flamme kochen in München dagegen die Gerüchte um Mario Gomez vom VfB Stuttgart. Nachdem die Bayernführung den Namen des Angreifers seit Monaten totgeschwiegen hatte, ließ Rummenigge ihn diese Woche in einem Interview en passant fallen. Zwar erklärte Gomez' Berater Uli Ferber der "Süddeutschen Zeitung", es sei "noch keine Entscheidung gefallen, in keine Richtung". Doch die Spekulation, in Wirklichkeit sei der Vertrag längst unterschrieben, wurde am Mittwoch in München ebenfalls kolportiert. Ob etwas dran ist oder nicht, ein Ziel haben die Bayern schon erreicht: Unruhe in Stuttgart zu stiften, eineinhalb Wochen bevor der VfB zum letzten Saisonspiel in München antritt.