Im Fußball liegen zwischen Heldentum und Versagen nur elf Meter. In Deutschland weiß dies niemand besser als Hans-Jörg Butt , der Strafstöße aus beiden Positionen kennt. Von der Torlinie in seiner angestammten Rolle als Torwart - und vom Elfmeter-Punkt. 26 Strafstöße hat er in der Bundesliga verwandelt, davon 19 für den HSV. Gelernt ist eben gelernt. Der Mann aus Großenkneten bei Oldenburg stürmte noch mit 16 für die Niedersachsenauswahl.
Ins WM-Aufgebot rutschte er indes nicht wegen seiner Schusstechnik - Bundestrainer Löw wird ihn heute als dritten Torwart nominieren, weil er weiß, dass auf den 35-Jährigen Verlass ist. Klaglos wird Butt das Reservisten-Dasein akzeptieren, keinerlei Ansprüche anmelden.
Das macht einer wie er einfach nicht. Butt ist der Anti-Kahn. Er spuckt nicht, er beißt nicht, er macht einfach seinen Job. Ohne Homepage, ohne PR-Berater. Wozu auch?
Interview-Anfragen halten sich in Grenzen. Jeder weiß, dass Butt nie etwas Polarisierendes sagen würde. Eine private Schlagzeile findet sich erst recht in keinem Archiv. Er lebt seit 13 Jahren mit derselben Frau zusammen, zurückgezogen mit zwei Kindern.
Doch auch mit Bescheidenheit kann man es weit bringen. Beim FC Bayern galt er als Notnagel und ging professionell damit um. Jetzt kann er als Nummer eins mit dem Rekordmeister drei Titel gewinnen. Und bei der WM? Butt wird bereit sein. Wie immer. Sogar als Elfmeterschütze.