Trainer Felix Magath über die Saison auf Schalke

Hamburg. Die Meisterschaft ist abgehakt, das Erreichen der Champions League gefeiert. Schalkes Trainer Felix Magath arbeitet bereits am nächsten Kapitel - dem Titelgewinn 2011. "Diesen Anspruch müssen auch die Spieler an sich haben." Wie die neue Schalker Mannschaft aussehen wird, darüber möchte Magath derzeit nicht reden. Aber das Team wird sein Gesicht verändern, möglicherweise radikaler, als viele erwarten. Unersetzbar, hat der Trainer und Manager stets betont, sei nur Nationaltorhüter Manuel Neuer.

Abendblatt:

Herr Magath, was ist schöner: mit Wolfsburg Meister zu werden oder mit Schalke Zweiter?

Felix Magath:

Natürlich ist ein Triumph wie im Vorjahr mit dem VfL Wolfsburg unvergleichbar. Was aber bei uns nach dem Spiel gegen Bremen im Stadion abgelaufen ist, habe ich bislang nie erlebt. Das war fantastisch, überwältigend, einzigartig. Diese Fans haben den Titel verdient. Das sollten wir uns in der kommenden Saison bei jeder Trainingseinheit vor Augen halten. Allerdings konnte ich die Stimmung, diese wunderschöne Atmosphäre nicht so recht genießen, wie ich wollte.

Warum?

Im Spiel gab es in der ersten Halbzeit zwei klare Fehlentscheidungen des Schiedsrichters gegen uns - einen nicht gegebenen Foulelfmeter und einen falschen Abseitspfiff -, die uns den möglichen Sieg gekostet und uns die vielleicht letzte Meisterschaftschance genommen haben. Der Ärger darüber saß tief.

Wie enttäuscht sind Sie?

Ein wenig nur. Die Erwartungen waren ja ganz andere. Wir wollten unter die ersten fünf kommen. Jetzt haben wir uns direkt für Champions League qualifiziert. Das ist für den Verein in seiner momentanen Situation mit der bekannt angespannten Finanzlage unglaublich wichtig. Die Meisterschaft wäre ein emotionaler Zuschlag gewesen.

Wie erklären Sie den Schalker Erfolg in dieser Saison?

Entscheidend war, dass sich das Verhältnis zwischen Mannschaft und Fans eingerenkt hat. Die Anhänger waren nach der enttäuschenden vergangenen Serie hochgradig unzufrieden mit den Spielern, die Spieler wiederum unzufrieden mit den Fans, weil sie auf mehr Unterstützung gehofft hatten, gerade wenn es nicht so läuft. Daraus resultierte Unsicherheit, beinahe Angst. Das hat uns am Anfang dieser Spielzeit zu Hause Punkte gekostet. Als die Fans wieder geschlossen hinter der Mannschaft standen, hatte sie die Moral, gegen Leverkusen und den HSV Zweitorerückstände aufzuholen. Danach waren wir in Heimspielen lange Zeit eine Macht.

Louis van Gaal hätte die Erfolge mit den Bayern beinahe nicht genießen dürfen, wenn er in der Gruppenphase der Champions League gescheitert wäre. Können Sie sich ein bisschen mit ihm freuen?

Ich halte Louis van Gaal für einen ausgezeichneten Trainer, und ich freue mich, dass er die Chance hatte, seine Linie durchzuziehen. Das beweist einmal mehr, dass die Vereine ihren Trainern einfach mehr Zeit geben sollten, um ihre Vorstellungen umzusetzen. Kontinuität zahlt sich meistens aus. Jeder Klub sollte eigentlich schon bei der Verpflichtung des Trainers genau wissen, wen er da holt und warum. Ein halbes Jahr später eine solch grundlegende Entscheidung zu revidieren, halte ich in den überwiegenden Fällen für eine Verschwendung wirtschaftlicher und sportlicher Ressourcen. Da sollten sich dann auch mal Präsidient oder Manager hinterfragen.