Hamburg. Hamburger Kufencracks zeigen weiter Schwächen und verlieren 3:5 gegen die Eisbären Berlin. Ein Mann wurde dennoch frenetisch gefeiert.
Es liegen ereignisreiche Tage hinter der Eishockey-Mannschaft von Trainer Serge Aubin. In der vergangenen Woche gerieten bei den Hamburg Freezers die Nationalspieler Thomas Oppenheimer und Jerome Flaake im Training verbal und körperlich aneinander. Es folgte eine blamable 1:5-Niederlage im Nordderby gegen die Grizzyls Wolfsburg, in deren Folge David Wolf in der Kabine lautstark den fehlenden Teamgeist anprangerte. Den traurigen Höhepunkt gab es am Montag, als Stürmer Marcel Müller in der letzten Einheit vor dem Spiel gegen die Eisbären Berlin Mitspieler Kevin Schmidt mit einem Faustschlag eine blutige Nase verpasste.
So waren nicht nur die 11.840 Zuschauer (Saisonrekord) gespannt, wie all diese Vorfälle die Leistung gegen den Tabellenführer beeinflussen würden. Im Vorfeld hatte Stürmer Garrett Festerling das Duell mit den Eisbären, die wie die Freezers zum US-Konzern Anschutz Entertainment Group gehört, zum Charaktertest ausgerufen.
Nach den 60 Minuten gegen Berlin musste man konstatieren, dass die Hamburger diesen nur bedingt bestanden haben. Die 3:5 (1:1, 1:2, 1:2)-Niederlage war nicht fehlendem Einsatz geschuldet, viel mehr waren es individuelle Fehler, die dafür sorgten, dass der Spitzenreiter der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) die Punkte mit in die Hauptstadt nehmen konnten. „Wir haben bis zum Ende gekämpft. Das Spiel hätte so und so ausgehen können. Ich habe eine Reaktion von uns gesehen“, sagte Stürmer Phil Dupuis.
Rückkehrer Caron frenetisch bejubelt
Die einzige personelle Konsequenz aus dem Wolfsburg-Debakel wurde im Tor sichtbar. Sebastién Caron, der sich Ende September beim Auswärtsspiel in Schwenningen einen schweren Bandscheibenvorfall zugezogen hatte, feierte sein Comeback und wurde von den Fans bei der Teamvorstellung frenetisch bejubelt. Dem eher glücklosen Cal Heeter blieb nur der Platz auf der Bank. Ursprünglich sollte Caron erst Ende Januar wieder zur Verfügung stehen.
Es sollte aber zunächst eine bittere Rückkehr für den Ex-NHL-Keeper werden. In der fünften Minute wollte Caron den Puck in eigener Unterzahl über die Bande klären, zielte jedoch etwas zu hoch, sodass die Scheibe über die Begrenzung flog und er zwei Minuten für Spielverzögerung bekam. Die Berliner nutzten diesen unnötigen Fauxpas eiskalt zur Führung aus. Caron erholte sich von dem Fehler und sorgte mit starken Paraden dafür, dass die Freezers im Spiel blieben.
In der Folge versuchten die merklich verunsicherten Hamburger, sich zurück ins Spiel zu kämpfen. Häufig waren sie in den Zweikämpfen jedoch einen Schritt zu langsam, sodass die spielerisch überlegenen Berliner häufig Überzahl in Pucknähe schaffen konnten. Die Folge: Das Aubin-Team tat sich schwer, Kombinationen aufzuziehen und verbrachte zu viel Zeit in der eigenen Zone.
Jubeln durften die Hamburger im ersten Spielabschnitt aber doch noch. Kurz vor der Drittelpause schlenzte Verteidiger Sam Klassen den Puck von der blauen Linie Richtung Tor. Philippe Dupuis hielt seinen Schläger hinein und fälschte unhaltbar für Eisbären-Schlussmann Petri Vehanen ab.
Der Ausgleich brachte dem Aubin-Team aber nicht die nötige Sicherheit. Die clever spielenden Eisbären deckten über immer wieder die Schwächen der Hamburger auf. So offenbaren die Freezers nach wie vor große Probleme in der eigenen Zone. Sowohl das Aufbauspiel, bei dem die Spieler zu häufig falsche Entscheidungen treffen, als auch die Defensivstruktur sind derzeit das größte Manko des Teams. Nahezu unbedrängt konnten daher die Berliner ihre Treffer erzielen. Es fehlt weiter an der Abstimmung und Kommunikation zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen. So blieb am Ende die einzig positive Erkenntnis, dass sich die Freezers nicht ihrem Schicksal ergeben haben und sich auch nach einem dreimaligen Rückstand nicht hängen ließen.
Am Zweiten Weihnachtstag (16.30 Uhr) hat das Aubin-Team bei den Straubing Tigers nun die Chance zu verhindern, dass sie noch tiefer in die Krise abrutschen.
Tore: 0:1 (4:36) Dupont (Noebels) 5-4, 1:1 (18:58) Dupuis (Klassen, Liwing), 1:2 (25:07) Noebels (D. Olver/Tallackson), 2:2 (28:04) Dupuis (Tiffels, Müller), 2:3 (32:47) Talbot (Pohl, L. Braun), 2:4 (42:48) Rankel (Mulock, M. Olver), 3:4 (54:30) Wolf (Flaake, Festerling), 3:5 (59:52) Machacek emptynetgoal 4-6. Strafminuten: 6/6. Schiedsrichter: Brüggemann/Krawinkel (Iserlohn/Moers). Zuschauer: 11.840.