Der Ex-Freezers-Kapitän und Schweden-Legionär glaubt weiter an den deutschen Viertelfinaleinzug

Hamburg. Am Tag nach der ebenso überraschenden wie unnötigen 2:3-Niederlage gegen Lettland war die oberste Devise für die deutschen Eishockeymänner, auf andere Gedanken zu kommen. Bei einem Stadtbummel mit gemeinsamem Kaffeetrinken versuchten die Profis gestern Nachmittag, sich auf die kommenden schweren WM-Vorrundenspiele gegen die Topteams aus Russland (heute, 20.15 Uhr) und von Gastgeber Schweden (morgen, 20.15 Uhr/beide Sport 1) einzustellen.

Um die Bestellung im Café stilecht in der Landessprache aufzugeben, war Angreifer Alexander Barta eingeplant. Immerhin spielt der frühere Kapitän der Hamburg Freezers seit vergangenem Sommer in Schweden, zur neuen Saison wechselt er vom Zweitligisten Malmö Redhawks zu Erstligaaufsteiger Rögle. Doch der 29-Jährige traut sich eine fließende Kommunikation im Schwedischen noch nicht zu. "Ich kann bislang nur einige Worte und bestelle immer noch auf Englisch", sagt Barta.

Dennoch fühlt sich der gebürtige Berliner im hohen Norden mittlerweile derart zu Hause, dass er seine siebten Welttitelkämpfe als "meine zweite Heim-WM" bezeichnet. 2010 feierte die deutsche Nationalmannschaft in der Heimat den Halbfinaleinzug, und trotz der Schlappe gegen die Letten hält Barta eine Wiederholung dieses Erfolgs weiterhin für möglich. "Uns war klar, dass die Spiele gegen Lettland, Norwegen und Dänemark hart werden, wir sind alle auf Augenhöhe. Aber die Letten werden auch nicht alles gewinnen, deshalb ist für uns weiterhin alles drin", sagt er. Rang vier muss das Team erreichen, um ins Viertelfinale einzuziehen, die ersten drei Ränge dürften Schweden, Russland und Tschechien untereinander ausspielen. "Wir müssen eben einen der drei Favoriten schlagen. Dass wir das können, haben wir in der Vergangenheit bewiesen", sagt Barta.

Körperlich, das zeigte sich insbesondere in der Partie gegen Lettland, hat der Stürmer, der sich mit dem Mannheimer Christoph Ullmann ein Zimmer teilt, in seinem ersten Jahr in Schweden hart gearbeitet. Barta hat Muskelmasse aufgebaut und ist robuster in den Zweikämpfen geworden. "In Schweden wird die gesamte Saison über sehr viel trainiert. Das kommt mir zugute, ich fühle mich topfit", sagt er.

Gegen die Russen wird Bundestrainer Jakob Koelliker, der gestern im Vormittagstraining lautstark mangelnde Konsequenz beklagte, im Tor auf den Neu-Hamburger Dimitrij Kotschnew setzen. Er ersetzt den Neu-Mannheimer Dennis Endras allerdings nicht aus Leistungsgründen, sondern weil Kotschnew durch seine Erfahrung in der russischen Profiliga mit dem Stil der Osteuropäer, gegen die 2011 in der Slowakei im 38. Anlauf der erste WM-Sieg gelungen war, vertraut ist.

Wegen überhöhter Eintrittspreise waren viele Spiele bislang schlecht besucht, obwohl Eishockey in Schweden Nationalsport Nummer eins ist. "Die schwache Resonanz hat uns schon überrascht", sagt Barta, "aber da die Veranstalter die Preise nun gesenkt haben, dürfte es besser werden." Spätestens morgen gegen Schweden soll die Atmosphäre in der Halle WM-würdig sein. Besondere Bedeutung misst Barta der Partie gegen sein zweites Heimatland dennoch nicht bei. "Für mich ist jedes WM-Spiel besonders!"