Manama. Der WM-Führende muss für mindestens ein Rennen aussetzen und ist „am Boden zerstört“. Springt Nico Hülkenberg für ihn ein?
Allen eigenen eindringlichen Warnungen und größter Vorsicht zum Trotz hat es nun auch Formel-1-Superstar Lewis Hamilton erwischt. Der siebenmalige Weltmeister ist mit dem Coronavirus infiziert. Zwei Tests mit positivem Befund bestätigten die Befürchtungen, nachdem der 35 Jahre alte Brite am Morgen nach seinem Sieg beim Großen Preis von Bahrain mit leichten Symptomen aufgewacht war.
Das zweite Rennen in der Wüste von Sakhir am kommenden Sonntag findet ohne ihn statt. Ob er beim Finale in Abu Dhabi in anderthalb Wochen wieder einsatzfähig ist, muss sich zeigen. „Ich bin am Boden zerstört, dass ich an diesem Wochenende nicht fahren kann“, schrieb der 35-Jährige.
Ein weiterer Rekord für Hamilton in dieser Saison ist damit nicht mehr möglich, wer ihn beim vorletzten Saisonrennen ersetzen wird im diesjährig schwarz lackierten Silberpfeil, ließ Mercedes in seiner Mitteilung noch offen. Offizieller Ersatzfahrer für Hamilton und dessen finnischen Teamkollegen Vallteri Bottas ist Stoffel Vandoorne.
Der Belgier soll nach Testfahrten in der Formel E auch nach Bahrain reisen. Ob er für Hamilton fahren wird – nicht entschieden. Die Formel 1 brachte per sozialer Netzwerke prompt auch wieder Nico Hülkenberg ins Gespräch: Der vertragslose 33 Jahre alte gebürtige Emmericher war bei Mercedes-Partner Racing Point in diesem Jahr bereits eingesprungen, nachdem Sergio Pérez positiv getestet worden war. Auch dessen Teamkollege Lance Stroll hatte sich infiziert, aber wegen Magenbeschwerden ein Rennen aussetzen müssen.
Hamilton Corona-infiziert, aber fit
Hamilton ist somit der dritte Fahrer, der sich in der Corona-Notsaison mit dem Virus infiziert hat. Er befindet sich derzeit den Vorgaben der Gesundheitsbehörden in Bahrain und dem Maßnahmenkatalog des Automobil-Weltverbandes entsprechend in Isolation. Nach Angaben seines deutschen Rennstalls Mercedes geht es ihm abgesehen von leichten Symptomen gut. Hamilton fühle sich fit, hieß es in einem Statement des Teams, das auch nicht zum ersten Mal einen Corona-Fall vermelden muss.
Beim Comeback der Motorsport-Königsklasse auf dem Nürburgring hatten sich die Silberpfeile veranlasst gesehen, nach einem zweiten Corona-Fall sogar einen Teil der Crew für den Grand Prix der Eifel auszutauschen. Aus England waren sechs Ersatzleute angereist. „Es ist wichtig für jeden auf der Welt, daran erinnert zu werden, dass diese Sache noch da ist und nicht verschwunden“, hatte Hamilton damals betont.
Er selbst verbrachte die Zeit der Rennen praktisch immer an der Strecke in einem entsprechend ausgestatteten Motorhome, meist auch mit dabei: Hund Roscoe. Kontakt zur Nicht-Formel-1-Welt vermied Hamilton weitgehend, er gehe auch nicht aus, berichtete er einmal. Dennoch infizierte er sich nun.
Hamilton kann Schumacher-Vettel-Rekord nicht angreifen
Dabei war der Test vom vergangenen Sonntag, als er das erste der beiden Rennen in Bahrain in diesem Jahr gewonnen hatte, ebenso wie die beiden Tests in der vergangenen Woche negativ ausgefallen, berichtete Mercedes. Am Montagmorgen sei Hamilton dann aber informiert worden, „dass eine Kontaktperson, mit der er vor seiner Ankunft in Bahrain in Kontakt stand, nachträglich positiv getestet wurde“.
Der daraufhin bei Hamilton durchgeführte Test fiel positiv aus, ein weiterer bestätigte das Ergebnis. Auf die Titelentscheidungen hat seine Zwangspause keine Auswirkungen. Er selbst steht bereits als Weltmeister fest, mit dem Team hat er sich längst auch schon den Titel in der Konstrukteurswertung gesichert.
Allerdings kann er in diesem Jahr nun weder 100 Polepositions in seiner Karriere vollmachen – er hat bisher 98 – noch die Bestmarke von 13 Saisonsiegen einstellen, die sich Michael Schumacher und Sebastian Vettel teilen. Elf Siege schaffte Hamilton, bevor ihn nun Corona ausbremste.