Während sich der Weltmeister mit Fieber plagt, klagt der Deutsche über anhaltende Nackenschmerzen. Für ihn stieg bei den Tests in Barcelona ein Kollege mit Vorgeschichte in den Boliden.

Barcelona/Köln. Nico Rosberg hat Nacken, Lewis Hamilton liegt mit Fieber im Hotelbett: Dem Weltmeister-Team Mercedes gehen bei den Formel-1-Testfahrten auf dem Circuit de Catalunya in Barcelona die Fahrer aus. Weltmeister Hamilton war am Donnerstag bereits angeschlagen ins Auto gestiegen, nach nur elf Runden winkte er schließlich ab und verließ die Rennstrecke.

Statt für Rosberg baute Mercedes anschließend den F1 W06 Hybrid für Testfahrer Pascal Wehrlein um, der eigentlich für Force India im Einsatz war. Grund für die überraschende Maßnahme: Auch Vizeweltmeister Rosberg ist nicht fit. Der 29-Jährige leidet nach Informationen des Fachmagazins auto, motor und sport bereits seit dem Saisonauftakt Anfang des Monats unter einer Nervenentzündung im Nackenbereich, die anscheinend noch nicht vollständig auskuriert ist.

Mercedes bestätigte am Donnerstag die Nackenprobleme des Wiesbadeners, wollte aber wie auch bei Hamilton keine Prognose für die kommenden Tage abgeben. Ursprünglich sollte Rosberg am Freitag und Sonntag zum Einsatz kommen, der Sonnabend war für Hamilton reserviert. Im schlimmsten Fall müsste Wehrlein, der letzten Sommer als Verursacher eines Unfalls im DFB-Trainingslager vor der Fußball-WM für Schlagzeilen gesorgt hatte, ganz allein an den kommenden drei Tagen jeweils acht Stunden lang Kilometer fressen. In Jerez hatten die Silberpfeile trotz kleinerer Probleme mehr als 500 Runden absolviert.

Viel Zeit zum Regenerieren bleibt den Mercedes-Piloten allerdings nicht. Bereits ab dem 26. Februar steht erneut in Barcelona die dritte und letzte Trainingssession auf dem Programm. Am 15. März wartet bereits der Saisonauftakt im australischen Melbourne.

Wehrlein fährt siebtbeste Zeit

Am Donnerstag hatte Wehrlein, dessen Einsatz in Barcelona angeblich durch offene Rechnungen von Force India bei Motorenlieferant Mercedes zustandegekommen sein soll, bis zur Mittagspause 32 Runden gedreht und im Vorjahresauto die siebtbeste Zeit erzielt. Dann erfolgte der fliegende Wechsel in den Silberpfeil.

Vorzeitig beendet war der Tag auch für McLaren. Probleme am Energierückgewinnungssystem an der neuen Antriebseinheit von Honda stoppten den englischen Ex-Weltmeister Jenson Button (35) nach nur 21 Runden. McLaren droht zudem auch der Ausfall am Freitag, weil die defekte Dichtung neu hergestellt werden muss. Eine Alternative wäre ein eingeschränktes Programm des zweimaligen Weltmeisters Fernando Alonso (33/Spanien).

Bis Sonntag und noch einmal vom 26. Februar bis 1. März – dann ist die Testvorbereitung auf die neue Formel-1-Saison vorbei. Im folgenden eine Übersicht über die Situationen in den einzelnen Rennställen:

Mercedes

Geben die Silberpfeile richtig Gas? Die Konkurrenz ist gespannt, ob das Weltmeister-Team beim vorletzten Test seinen wahren Speed zeigt. Als erstes durfte Hamilton ran, Freitag und Sonntag fährt Rosberg. Dazwischen noch einmal sein britischer Rivale. Nach der weltmeisterlichen Kilometer-Leistung in Jerez ohne echte Probleme dürften die Silberpfeile wohl den nächsten Gang einlegen. Allerdings ging gleich zum Auftakt Zeit verloren, als der Wagen für Ersatzpilot Wehrlein umgebaut werden musste.

Ferrari

Den vielversprechenden Trend von Jerez wollen Zugang Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen auch auf dem Kurs bei Barcelona fortsetzen. Gelingen aber wieder Bestzeiten am Fließband? Nachdem Vettel die Jungfernfahrt mit dem SF-15T machen durfte, übernimmt er nun am Samstag den Wagen und fährt ihn auch am Sonntag. Neben erneut vielen Kilometern steht auch für Ferrari wie für alle anderen die weitere Abstimmung des Wagens auf dem Programm – zumal die Strecke bei Barcelona als Gradmesser gilt.

Williams

Valtteri Bottas und Felipe Massa wollen sich auf die Attacke auf Mercedes weiter vorbereiten – und das mit Mercedes-Antrieb. Vor allem der Finne Bottas gilt als einer der Herausforderer der beiden Silberpfeile. Am Auftakttag heißt es aber: Ladies first. Ersatzfahrerin Susie Wolff darf zunächst testen.

Sauber

Nach einer Saison des Leidens – zum ersten Mal in seiner Formel-1-Historie ohne Punkt – konnte sich der erste Testauftritt des Schweizer Privatteams sehen lassen. Debütant Felipe Nasr hatte in Jerez immerhin die drittbeste Zeit hingelegt. Das Fazit, auf dem sich für die nächste Testrunde aufbauen lässt: Der Ferrari-Motor muckte selten und erwies sich auch im Sauber zunächst als stark.

Force India

Endlich darf auch Nico Hülkenberg ran, allerdings nur einen Tag. Dafür soll gibt Mercedes-Ersatzfahrer Wehrlein Gas geben. Wenn auch zunächst nur kurz: Durch das krankheitsbedingte Aus von Hamilton wechselte der 20-Jährige am Donnerstag in den neuen Mercedes. Ohnehin tritt Force India nur mit dem Vorjahresmodell an, Große Erkenntnisse für die Stammpiloten Hülkenberg und Sergio Perez werden die Testfahrten nicht bringen.

Red Bull

Der Anfang war mäßig. Lediglich 165 Runden konnten Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo bei den Tests inJerez fahren. Es kann auf dem Circuit de Catalunya fast nur besser werden. Sprich: Weniger als vier Wochen vor Ricciardos Heimrennen inAustralien zählt jeder Kilometer.

Toro Rosso

Der Wagen mit dem Renault-Antrieb funktionierte besser als der vom großen Bruder Red Bull. Und auch die beiden Formel-1-Frischlinge Carlos Sainz Junior und Max Verstappen schlugen sich bereits prächtig. Genau daran will das Team bei den zweiten Testfahrten anknüpfen.

McLaren-Honda

Zu Wochenbeginn drehten Fernando Alonso und Jenson Button mit dem neuen Wagen ein paar Runden für Filmaufnahmen auf dem Circuit de Catalunya. In den vier Testtagen geht es wieder darum, die Schwächen und Probleme des komplett neuen Antriebs von Rückkehrer Honda herauszufinden. An Topzeiten wird kaum zu denken sein.

Lotus

Endlich volle vier Tage auf der Strecke. Diese Zeit wird das Team nutzen wollen. In Jerez war der Wagen nicht rechtzeitig vor Ort. Nun aber können Romain Grosjean und Pastor Maldonado die Arbeit an und mit dem E23 intensivieren. Ein Vorteil dabei: Der Wagen wird in dieser Saison auch von Mercedes-Power angetrieben.