Mit dem Sieg in Austin schwingt sich der Mercedes-Pilot zum erfolgreichsten britischen Formel-1-Piloten aller Zeiten auf. Für Teamkollege Rosberg bleiben nur noch theoretische WM-Chancen.
Austin. Lewis Hamilton stürmt unaufhaltsam seinem zweiten WM-Titel in der Formel 1 entgegen. Der Mercedes-Star gewann nach einer weiteren Galavorstellung beim Großen Preis der USA im texanischen Austin sein fünftes Rennen in Serie und baute seinen Vorsprung im Duell mit seinem Teamrivalen und Herausforderer Nico Rosberg nach einem harten Überholmanöver auf komfortable 24 Punkte aus.
Der gebürtige Wiesbadener konnte am Sonntag seine Pole Position nicht einmal bis zur Hälfte der Renndistanz verteidigen und kam zum dritten Mal nacheinander hinter dem WM-Spitzenreiter aus Großbritannien als Zweiter ins Ziel. „Danke für die Arbeit, Leute. Ohne euch hätte ich das nicht schaffen können“, bedankte sich Hamilton über Funk bei seinem Team, während sich Rosberg entschuldigte: „Sorry, Leute, es hat nicht hingehauen.“
Nächste Woche in Brasilien muss der 29-Jährige nun unbedingt zurückschlagen, wenn er seine Hoffnungen auf den Titel am Leben erhalten will. Mit nunmehr 24 Punkten Vorsprung im Klassement kann Silberpfeil-Rivale Hamilton am kommenden Sonntag in São Paulo beim vorletzten Saisonrennen noch nicht den WM-Titel perfekt machen. Die endgültige Entscheidung wird beim Showdown in Abu Dhabi (23. November) fallen. Beim Saisonfinale werden in diesem Jahr erstmals doppelte Punkte vergeben – dann gibt es für einen Sieg 50 statt 25 Zähler.
Doch nach dem fünften Sieg in Serie und dem zehnten in dieser Saison spricht alles für Hamilton, der neben Rosberg auch noch Daniel Ricciardo im Red Bull beim Großen Preis der USA auf den weiteren Podestplatz verwies. Sebastian Vettel schaffte es im zweiten Red Bull nach einem Start aus der Boxengasse noch auf Platz sieben.
Das Maß der Dinge ist derzeit Hamilton, der mit 32 Karriere-Siegen Landsmann Nigel Mansell (31 Siege) überholt hat und damit auch der erfolgreichste britische Formel-1-Pilot aller Zeiten ist.
Zudem wurde Hamilton mit seinem fünften Sieg in Serie in einen elitären Kreis aufgenommen. Fünf Siege in Folge gelangen bisher erst sechs Fahrern: Alberto Ascari, Jack Brabham, Jim Clark, Mansell, Michael Schumacher und Sebastian Vettel.
Sutil muss nach fünf Kilometern raus
Beim Start versuchte Hamilton noch nicht, Rosberg ernsthaft zu attackieren. Da konnte sich der ebenso wie Hamilton 29 Jahre alte Deutsche den Briten noch vom Leib halten.
Problemlos kam das gesamte Feld durch die erste Kurve. Kurz vor Ende der ersten Runde auf dem Circuit of the Americas krachte es aber. Leidtragender von einer ungestümen Aktion des mexikanischen Force-India-Fahrers Sergio Perez war Adrian Sutil. Als müsste der Gräfelfinger nicht ohnehin um seine Zukunft in der Formel 1 bangen, endete das US-Rennen nach Startplatz neun und damit der mit Abstand besten Ausgangsposition nach noch nicht einmal fünf Kilometern. „Das ist echt enttäuschend. Das war so unnötig. Es ist zum Heulen“, klagte Sutil.
„Wir wollen keine Senna-Prost-Situation“
Auch für Rosberg lief es nicht wie erhofft: In Runde 24 kassierte Hamilton den Pole-Mann, zuvor hatte er den Rückstand kontinuierlich verringert. Kaum vorbei an Rosberg, fuhr Hamilton einen Vorsprung von über einer Sekunde raus. Er war einfach zu schnell für Rosberg, der nach seinem Sieg beim Heimrennen auf dem Hockenheimring am 20. Juli auf seinen fünften Saisonerfolg wartet. Hamilton hingegen baute seine Serie aus, nachdem er bereits in der ersten Saisonhälfte einen Viererpack geschafft hatte. Der Brite ist seit seinem Sieg in Italien am 7. September nun bereits ungeschlagen – und auf dem besten Weg zu seinem zweiten WM-Titel.
Diesen soll der Brite nach Vorstellung seines Rennstalls unbedingt mit fairen Mitteln gewinnen. „Wir wollen, dass es ein cleaner Weltmeister wird“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem Rennen von Austin. „Das ist vielleicht die neue Regel, dass es sauber und fair und clean zwischen den beiden bis zum Ende zugehen muss“, forderte der Österreicher. „Wir wollen keine Senna-Prost-Situation haben. Das ist unser Anspruch.“