Die Silberpfeile zeigen sich auf dem schnellen Parcours in Sotschi von ihrer besten Seite und fahren in die erste Startreihe. Vettel nur auf Rang elf, vor den Augen von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz.
Sotschi. Nico Rosberg hat sich im Kampf um die erste Pole Position der Formel 1 in Russland seinem Mercedes-Widersacher zwar geschlagen geben müssen. Zusammen haben sich die beiden aber in die bestmögliche Ausgangslage für den ersten Konstrukteurstitel für das deutsche Werksteam gebracht. „Das wäre ein historischer Moment“, betonte Hamilton. „Eigentlich ist das der wichtigste Titel fürs Team“, ergänzte Rosberg.
Er wurde im direkten Fahrer-Duell der beiden Titelrivalen am Sonnabend in der Qualifikation in Sotschi aber wieder geschlagen, um zwei Zehntelsekunden verwies ihn Hamilton auf Rang zwei. „Das muss ich jetzt akzeptieren, das ganze Wochenende war mein Teamkollege schnell unterwegs“, meinte Rosberg etwas zerknirscht: „Ist halt so jetzt.“ Er bereitet sich offensichtlich auf eine frühe Attacke auf seinen Kollegen im Rennen vor: „Beim Start ist die beste Möglichkeit zu überholen.“
Für Hamilton ist es die siebte Pole in diesem Jahr, die 38. in seiner Karriere. „Das ist ein großartiger Platz, um das Rennen zu beginnen“, sagte der 29 Jahre alte Brite, der schon am Freitag die Tagesbestzeit erzielt hatte und auch im Training vor der Quali der Schnellste gewesen war.
Dennoch meinte er: „Das war nicht einfach, die Jungs waren ziemlich stark. Es lief nicht ganz so wie im Training.“ Vor allem der drittplatzierte Valtteri Bottas schien Hamilton die Pole in den letzten Sekunden entreißen zu können. In der finalen Kurve driftete der Finne aber und kam von der Ideallinie ab. „Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass ich auf Pole-Kurs war“, sagte der Williams-Fahrer.
Nicht mal ansatzweise konnte Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel im Kampf um Startplatz eins eingreifen. Der 27 Jahre alte Heppenheimer schied vor den Augen von Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz vor dem Durchgang um die Top Ten als Elfter aus. Er hatte schon am Vortag geklagt, zu langsam zu sein. „Wir waren einfach ein Stück zu aggressiv. Wir haben uns ein Stück verschätzt“, sagte Vettel am Sonnabend zur Abstimmung des Wagens.
Viel rechnet sich der 39-malige Grand-Prix-Gewinner, der in dieser Saison weiter sieglos ist, auch nicht für das 16. Saisonrennen an diesem Sonntag aus. „Es wird schwer. Geradeaus sind wir ja nicht pfeilschnell.“ Neben Vettel, der durch eine Zurückstufung von McLaren-Pilot Kevin Magnussen von Platz zehn starten wird, scheiterten auch Nico Hülkenberg im Force India als Zwölfter und Adrian Sutil im Sauber als 15. vorzeitig. Hülkenberg wird wegen eines nicht erlaubten Getriebewechsels aber von Platz 17 starten, Sutil rückt dafür eine Position nach vorn.
Vettels Teamkollege Daniel Ricciardo wird vom sechsten Platz hinter seinem künftigen Red-Bull-Mitstreiter Daniil Kwjat ins Rennen gehen, der bei seinem Heimspiel die russischen Fans mit Platz fünf im Toro Rosso erfreute. Für das aktuelle Red-Bull-Duo wird es damit kaum mehr möglich, den endgültigen Sturz als Titelverteidiger in der Konstrukteurswertung durch die übermächtigen Mercedes-Piloten weiter hinauszuzögern.
Im Kampf um die Fahrer-WM kann Hamilton dabei seine Führung auch weiter ausbauen. Gewinnt er das vierte Rennen in Serie und das neunte in dieser Saison, vergrößert er seinen Vorsprung auf mindestens 17 Zähler. Dazu müsste Rosberg mindestens Zweiter werden. Auf seinen fünften Saisonsieg wartet der gebürtige Wiesbadener schon seit dem 20. Juli.
Ob Russlands Präsident Wladimir Putin die Siegerehrung nach dem ersten Grand Prix in seinem Land durchführen wird, war am Sonnabend noch unklar. Berichte, dass es vor dem Rennen zu Beeinträchtigungen wegen des voraussichtlichen Putin-Besuchs und der damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen kommen könnte, wiesen die nationalen Veranstalter und das Formula One Management entschieden zurück.