Fünf Tage nach seiner Krönung zum erneuten Champion verwies der Heppenheimer seinen Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber um 0,155 Sekunden auf den zweiten Platz. Dritter wurde Lewis Hamilton im Mercedes.
Abu Dhabi. Sebastian Vettel hat sich fünf Tage nach der kurz-knackigen WM-Party schon wieder als ausgesprochen fahrtüchtig erwiesen. Der frischgebackene Vierfach-Champion der Formel 1 drehte am Freitag in Abu Dhabi die schnellste Runde des Tages. Im zweiten Freien Training am späten Nachmittag unter Wettkampfbedingungen verwies Vettel seinen Red-Bull-Teamkollegen Mark Webber mit 0,155 Sekunden Vorsprung auf den zweiten Platz.
Dritter wurde Lewis Hamilton, der im Mercedes zusammen mit Nico Rosberg (5.) im Kampf um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM auf dem Yas Marina Circuit punkten will. Auf Rang vier schob sich Kimi Räikkönen, nachdem der finnische Lotus-Pilot tags zuvor bei den Medienterminen noch verdächtig durch Abwesenheit geglänzt hatte. Wegen des späteren Renntermins als gewöhnlich hatte sich der „Iceman“ laut Team-Darstellung auch für eine spätere Anreise entschieden.
Fernando Alonso, der erneut von Vettel im WM-Kampf geschlagene Spanier, schaffte es im Ferrari gerade mal auf Platz acht. So würde sogar sein zweiter WM-Rang noch in Gefahr geraten. Räikkönen lauert mit 24 Punkten Rückstand. Nico Hülkenberg, dessen Zukunft in der Königsklasse immer fraglicher wird, kam im Sauber auf Platz neun, Adrian Sutil wurde in der Tagesabrechnung im Force India nur 15.
„Wir sind hier, um zu gewinnen“
An der Spitze überstrahlte unterm abendlichen Himmel von Abu Dhabi Vettel mal wieder alles. Zweifel an seiner Motivation hatte er zuvor schon nicht aufkommen lassen. „Es stellt sich nicht mal die Frage, warum wir hier sind und was wir zu tun haben. Wir sind hier, um Rennen zu fahren und wenn wir die Chance haben, zu gewinnen“, sagte Vettel vor drittletzten Saisonrennen.
Und so ging er nach überstandenem Kater die ersten Runden auf dem 5,554 Kilometer langen Kurs an. In der ersten anderthalbstündigen Session musste sich der 26-Jährige noch dem Indien-Dritten Romain Grosjean im Lotus und Hamilton geschlagen geben.
Auf der Jagd nach den „Schumi-Rekorden“
Angesichts der späteren Startzeit im 17 Uhr in Abu Dhabi am Sonntag (14 Uhr MEZ/imLiveticker auf abendblatt.de) legten alle aber ohnehin erst im späteren zweiten Training richtig los. „Wenn Du dich entspannst, machst du Fehler. Wir machen uns weiter Druck bis zur Zielflagge in Brasilien“, hatte Red Bulls Teamchef Christian Horner am Tag vorher bereits betont.
Zumal Vettel dort, wo er 2009 die Premiere gewann und 2010 zum ersten Mal Weltmeister wurde, erneut für einen weiteren Eintrag in die Formel-1-Bücher sorgen kann: Siegt er erneut, stellt er den neun Jahre alten Rekord von sieben Saisonerfolgen in Serie von Michael Schumacher ein. Zudem winkt die Egalisierung der Bestmarke des Kerpeners von 13 Siegen in einem Jahr, nachdem Vettel mit seinem Red-Bull-Team den 10. Saisonerfolg, aber vor allem die vierte Weltmeisterschaft am Sonntag in Indien gefeiert hatte.
Ein bisschen Rasen gemäht
„Es waren zu viele Drinks in einer zu kurzen Zeitspanne“, erinnerte sich Vettel an die feuchtfröhliche Nacht: „Montags musste ich erstmal wieder fit werden.“ Hinters Steuer ging es aber nicht gleich. „Die meisten Leute würden sich jetzt kaputt lachen: Ein bisschen Rasen gemäht, um einfach runter zu kommen“, erzählte der Hesse, der in der Schweiz auf einem Bauernhof lebt. Kaum an der Rennstrecke, legte Vettel den Schalter aber wieder um: „Es gibt keine Garantie, dass es so weitergeht wie in den vergangenen Rennen.“
Es sei denn, man heißt Vettel und fährt in einem Red Bull. Als es ernst wurde, setzte sich Vettel zur Hälfte der 90-minütigen zweiten Einheit an die Spitze. Für ihn war es bereits die zwölfte Trainingsbestzeit von 20 Einheiten seit der Sommerpause. Seitdem ist der alte und neue Weltmeister auch im Rennen unbesiegt.