Nur mit einem dritten Platz verabschiedete sich Sebastian Vettel aus Ungarn - seine weiteren Aussichten sind dennoch blendend. Zum Hauptkonkurrenten in der zweiten Saisonhälfte könnte Mercedes werden.
Budapest. Die Sonne brannte noch immer heiß über dem Hungaroring, als Sebastian Vettel nach seinen Plänen für die kommenden Wochen gefragt wurde. „Urlaub“, sagte der erschöpfte Weltmeister knapp: „Bisschen Wasser, bisschen Sonne.“ Der dritte Platz beim Hitzerennen in Ungarn ist nicht sein liebstes Reisegepäck, das war Vettel anzumerken, dennoch kann der Weltmeister höchst zuversichtlich in die vierwöchige Sommerpause gehen.
Eine Gesamtführung mit 38 Punkten Vorsprung nimmt der 26-Jährige mit - und trotz des Sieges von Mercedes-Star Lewis Hamilton den Status des WM-Topfavoriten. Da wollte Vettel auch nicht widersprechen, obwohl er mit Blick auf die zweite Saisonhälfte mahnte: „Wir müssen schauen, dass wir hungrig bleiben. In jedem Rennen, in jeder Runde. Dann sind die Chancen weiter gut.“
Vettel wäre eben nicht Vettel, wenn er sich in Erwartung der Saisonrennen elf bis 19 öffentlich zurücklehnen würde. „Es ist noch ein so weiter Weg“, sagte er. „Mit unserem Punktesystem können sich die Dinge ganz schnell ändern. 38 Punkte klingt erstmal viel, aber letztlich sind es weniger als zwei Rennen.“ Dennoch, auch Platz drei in Ungarn hinter Hamilton und dem WM-Zweiten Kimi Räikkönen (Finnland) im Lotus ändert wenig an den Aussichten für die weitere Saison - im Gegenteil.
„So ein Sieg ist die Nahrung für einen Fahrer“
Dass es auch im siebten Anlauf nichts wurde mit dem ersten Sieg vor den Toren von Budapest wurmte Vettel sichtlich, doch das Rennen zeigte eines: Auch auf den Strecken, auf denen der Red Bull nicht das deutlich überlegene Auto ist, reicht es für ein Spitzenergebnis - und das fährt Vettel meist nach Hause. Unter dem Strich baute der Hesse seinen Gesamtvorsprung sogar aus, weil Fernando Alonso (Spanien) im Ferrari nur Fünfter wurde.
Mit 172 Zählern steht Vettel an der Spitze, 62 Punkte mehr als nach zehn Rennen des Vorjahres hat er damit auf dem Konto. Räikkönen folgt mit 134 Zählern gleich vor Alonso (133). Knapp dahinter positionierte sich nun bereits Hamilton (124), für den es in Ungarn der lang ersehnte erste Erfolg für die Silberpfeile war. „So ein Sieg ist die Nahrung für einen Fahrer, der treibt ihn an“, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff auch mit Blick auf die zweite Saisonhälfte, die am 25. August im belgischen Spa startet.
„Der neue Reifen kommt uns entgegen“
Vom Angriff auf Vettel wollte der Österreicher aber noch nicht sprechen, das ließen die schwierigen zurückliegenden Monate noch nicht zu, sagte er. Bis zum Winter, so Wolff, solle es für Mercedes darum gehen „die Leistung zu konsolidieren“. Doch gänzlich unwahrscheinlich ist es nicht, dass Hamilton und Mercedes doch noch zum Hauptgegner Vettels werden. Kriegen die Silberpfeile den lange Zeit so verschwenderischen Umgang mit den Reifen in den Griff, sind sie auch im Rennen ein ernstzunehmender Gegner. Und da ist Wolff zuversichtlich, auch angesichts der neuen Pneus, die in Ungarn erstmals im Einsatz waren und bei Mercedes bestens funktionierten.
„Der neue Reifen kommt uns entgegen“, sagte der 41-Jährige. Für Vettel kommt das alles nicht überraschend, er habe, sagt er, Mercedes schon seit Monaten auf der Rechnung. „Ich glaube, die sind schon seit Längerem zurück. Wir haben in Ungarn nichts anderes erwartet, als dass ihre Reifen halten. Schon seit Monaco im Mai sind sie da auf Augenhöhe“, sagte der Titelverteidiger noch, bevor er sich verabschiedete. Wohin genau es geht in den kommenden Wochen, wollte Vettel aber dann doch nicht verraten. „Das Wetter ist ja im Moment überall schön“, sagte er mit Blick in die tiefstehende Sonne: „Da ist es doch fast egal, wohin man fährt.“