Der Weltmeister aus Heppenheim fährt sich in Sao Paulo locker ein. Ein Comeback von Kimi Räikkönen bei Williams rückt in weite Ferne.
Sao Paulo. Sebastian Vettel wischte sich unter dem strahlend blauen Himmel von Sao Paulo verstohlen ein paar Schweißtropfen von der Stirn. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht, denn mit Platz zwei hatte sich der Weltmeister locker für das Formel-1-Finale eingefahren. Schnellster im freien Training zum Großen Preis von Brasilien (Sonntag 17.00 Uhr MEZ) war der Brite Lewis Hamilton im McLaren, den der Sieg zuletzt in Abu Dhabi zu beflügeln scheint. Rang drei belegte Vettels Teamkollege Mark Webber aus Australien vor dem Spanier Fernando Alonso im Ferrari.
Michael Schumacher überraschte im Mercedes auf Platz fünf. Damit lag der Rekord-Weltmeister einen Rang vor Ferrari-Pilot Felipe Massa, der dennoch Bester der drei brasilianischen Fahrer war. „Ein ganz ordentlicher Auftakt für uns mit Zeiten, die auf den ersten fünf Plätzen sehr dicht beieinander liegen“, sagte Norbert Haug. Der Mercedes-Sportchef blickte allerdings schon voraus: „Für Samstag und Sonntag ist Regen angesagt, und dann kann dieses Saisonfinale ein Rennen mit vielen Überraschungen werden.“
Der WM-Zweite Jenson Button (Großbritannien) landete im McLaren auf Platz sieben. Schumachers Teamkollege Nico Rosberg wurde Achter. Direkt dahinter fuhr Adrian Sutil auf Rang neun. Deutsches Schlusslicht war einmal mehr Timo Glock, der im technisch unterlegenen Virgin nicht über den 22. Platz hinauskam.
Schon vor dem letzten Rennen des Jahres hat Vettel eine Bilanz gezogen, wie sie besser nicht sein könnte. Kein Wunder, schließlich steht der 24-Jährige seit Wochen als alter und neuer Weltmeister fest. „So ein Jahr erlebt man nicht alle Tage. Es hat von vorne bis hinten alles gepasst“, sagte Vettel dem Fernsehsender RTL.
Bislang hat Vettel elf Rennen gewonnen und stand 14-mal auf dem ersten Startplatz. Sollte er sich am Samstag in Sao Paulo die Pole Position sichern, hätte er den Briten Nigel Mansell übertroffen und wäre alleiniger Rekordhalter. Was hat letztlich den Ausschlag für eine derartige Dominanz gegeben? „Im Vergleich zum Vorjahr haben uns auch kleine Patzer nicht aus der Bahn geworfen. Auch wenn das Boot mal gewackelt hat, sind wir immer auf Kurs geblieben“, sagte Vettel.
Auf der Strecke sind längst alle Entscheidungen gefallen, dafür ist hinter den Kulissen noch einiges zu klären. Wer fährt 2012 wo? Ein prominenter Name scheint dabei aus dem Rennen. Die Hoffnungen des ehemaligen Weltmeisters Kimi Räikkönen auf ein Comeback beim Williams-Team haben sich wohl zerschlagen.
Von Räikkönens Absage könnte Adrian Sutil profitieren, der ebenfalls bei Williams im Gespräch ist. Doch der 28-Jährige wird nach eigener Aussage auch beim WM-Finale am Wochenende in Brasilien keinen neuen Arbeitgeber präsentieren. „Ich wollte das alles eigentlich schon viel früher wissen, aber irgendwie hat das nicht geklappt. Jetzt schauen wir mal, ob wir in der nächsten Woche zumindest für uns wissen, wo es hingeht“, sagte Sutil dem Fernsehsender Sky.
Sollte Räikkönen bei Williams wirklich kein Thema mehr sein, würden natürlich auch die Chancen von Rubens Barrichello (Brasilien) auf einen Verbleib im Team steigen – dann vielleicht mit dem neuen Teamkollegen Adrian Sutil.