Essen. Die Bundesliga geht in die Winterpause. Wir ziehen Bilanz. Elf Spieler, die nicht zu den großen Stars zählen und trotzdem auffallen.

Weihnachten steht vor der Tür, noch ein Spieltag, dann verabschiedet sich die Bundesliga in ihre kurze Winterpause. Zeit für eine Bilanz nach 14 Spieltagen: Diese elf Spieler, die nicht zu den großen Stars der Liga gehören, haben eine Duftmarke hinterlassen.

Patrick Drewes – Torhüter des VfL Bochum

Patrick Drewes (VfL Bochum, 31 Jahre): Seit dem Feuerzeug-Wurf von Berlin landesweit bekannt. Im fortgeschrittenen Alter ist Drewes erstmals Stammtorhüter in der Bundesliga. Das Zwischenzeugnis: 35 Gegentore. Na ja. Bochum ist Letzter, aber vielleicht helfen bald drei Punkte vom Grünen Tisch (siehe Feuerzeug-Wurf).

Getroffen: Patrick Drewes.
Getroffen: Patrick Drewes. © dpa | Andreas Gora

Lukas Kübler – Abwehrspieler mit Torriecher

Lukas Kübler (SC Freiburg, 32 Jahre): Dem Rechtsverteidiger fällt es schwer, Farben zu unterschieden. Das hat der Profi kürzlich in einem Interview verraten. Aktuell kann er mehr über starke sportliche Leistungen als über seine Sehschwäche reden. Kübler ist unumstrittener Stammspieler – und mit vier Treffern torgefährlichster Abwehrspieler der Bundesliga.

Tore schießen, das kann er: Lukas Kübler.
Tore schießen, das kann er: Lukas Kübler. © dpa | Tom Weller

Jonathan Tah – ein wertvoller Hüne

Jonathan Tah (Bayer Leverkusen, 28 Jahre): Der Hüne mit dem auslaufenden Vertrag wollte die Werkself eigentlich verlassen, doch die Verhandlungen mit den Bayern scheiterten. Und Tah? Zieht sich nicht beleidigt zurück, sondern steht immer über 90 Minuten auf dem Platz. Der Verteidiger bleibt der Abwehrchef und ist im kommenden Sommer ablösefrei. Die Interessenten stehen Schlange. 

Jonathan Tah trägt auch schon mal die Kapitänsbinde.
Jonathan Tah trägt auch schon mal die Kapitänsbinde. © Getty Images | Lars Baron

Tom Rothe – strubbelig im wilden Berlin

Tom Rothe (Union Berlin, 20 Jahre): In der Hauptstadt sind die Haare von Rothe länger, strubbeliger geworden, da scheint sich jemand wohlzufühlen im wilden Berlin. Vor der Saison hatte Rothe den BVB abrupt verlassen, in Köpenick ist er dabei, sich in der Bundesliga zu etablieren. Dortmund hat sich eine Rückkaufoption in den Vertrag schreiben lassen. Gut möglich, dass die Borussen ihren abgewanderten Spezialisten für die linke Seite irgendwann zurückholen.

Strubbelige Haare: Tom Rothe.
Strubbelige Haare: Tom Rothe. © dpa | Andreas Gora

Ramy Bensebaini – ein Auferstandener mit Gelbschwäche

Ramy Bensebaini (Borussia Dortmund, 29 Jahre): Dass bei dem Revierklub nicht alle die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil Rothe jetzt in Berlin überzeugt, liegt daran, dass in Dortmund ein schon als Flop bezeichneter Fußballer auferstanden ist: Ramy Bensebaini. Der Algerier überzeugt mit seiner Hingabe, mit seinem Defensivverhalten, mit seinem Drang nach vorne. Sein Problem bleibt, dass er zu viele Gelbe Karten sieht.

Ramy Bensebaini, BVB-Linksverteidiger.
Ramy Bensebaini, BVB-Linksverteidiger. © Getty Images | Christof Koepsel

Jackson Irvine – der personifizierte Kiez

Jackson Irvine (FC St. Pauli, 31 Jahre): Er trägt Schnörres, färbt seine langen Haare schon mal pink und lackiert seine Fingernägel: Jackson Irvine ist der personifizierte Kiez. Und er rennt voran: Der Pauli-Kapitän führt die Laufstatistik der Bundesliga mit 171,5 Kilometern an. Auch bei den Flugmeilen dürfte er vorne liegen. Der Australier jettet zu Länderspielen regelmäßig in seine Heimat.

Mit Schnörres: Jackson Irvine.
Mit Schnörres: Jackson Irvine. © dpa | Christian Charisius

Dominik Kohr – da hat es Rums gemacht

Dominik Kohr (FSV Mainz 05, 30 Jahre): Die Saison ist gerade sieben Minuten alt, da packt der Abräumer die Grätsche aus. Dominik Kohr foult Union-Profi Andres Schäfer – und sieht Gelb. Mittlerweile steht er schon bei acht Verwarnungen. Stars wie Serhou Guirassy und Michael Olise sind ihm schon über die Klinge gesprungen. Und nun fehlen Kohr nur noch 14 Gelbe Karten bis zum Raubein-Rekord, den ein gewisser Stefan Effenberg hält.

 Da hat es Rums gemacht: Dominik Kohr grätscht Phil Harres um.
Da hat es Rums gemacht: Dominik Kohr grätscht Phil Harres um. © Getty Images | Stuart Franklin

Jens Stage – gelassen im Norden

Jens Stage (SV Werder Bremen, 28 Jahre): Ruhig, gelassen, akkurat, unprätentiös, das passt in den Norden, dort, wo sich Werder gerade bedächtig nach oben arbeitet. Der Däne hat sechs Tore in zehn Spielen erzielt. Ein Unterschiedsspieler, der nicht im Mittelpunkt stehen will.

Jens Stage.
Jens Stage. © dpa | David Inderlied

Nick Woltemade – wer braucht schon Champions League?

Nick Woltemade (VfB Stuttgart, 22 Jahre): Die Saison beginnt mit einem Rückschlag: Die Schwaben melden den schlaksigen Angreifer, der an den großen Peter Crouch erinnert, nicht für die Champions League. Diese Entscheidung scheint Woltemade aber in der Meisterschaft anzustacheln. Nach Startproblemen erzielt er vier Tore in vier Spielen. Und Experten wie Lothar Matthäus sehen in ihm bereits den nächsten Stuttgarter Nationalspieler.  

Nick Woltemade, Stürmer des VfB Stuttgart.
Nick Woltemade, Stürmer des VfB Stuttgart. © dpa | Harry Langer

Tim Kleindienst – ein Brecher für die Nationalelf

Tim Kleindienst (Borussia Mönchengladbach, 29 Jahre): Ein Brecher, ein Tanker, ein Stürmer mit Willenskraft, all dies spült den Spätberufen in die Nationalelf. Neun Bundesliga-Tore, fünf Vorlagen in 14 Spielen lautet die Bilanz des Gladbachers. Kleindienst gehört zu den Hauptgründen, warum die Fohlen in dieser Saison die Europapokalplätze angreifen können.

Tim Kleindienst.
Tim Kleindienst. © Getty Images | Frederic Scheidemann

Sirlord Conteh – zu schnell für eine 30er-Zone

Sirlord Conteh (1. FC Heidenheim, 28 Jahre): Der Name klingt nach Hollywood, die Geschichte ist ungewöhnlich. Sirlord Conteh hat nie ein Nachwuchsleistungszentrum von innen gesehen, der Hamburger sprintete über die Regionalliga in die 3. Liga, in die 2. Liga, jetzt rast er in Heidenheim durch Deutschlands höchste Klasse. Bei der 2:4-Niederlage gegen den FC Bayern wird einer seiner Sprints mit 36,82 km/h gemessen. Bundesliga-Rekord. Conteh löst Gerrit Holtmann vom VfL Bochum ab, der es schon mal auf 36,74 km/h gebracht hat. „Ich habe nicht dafür trainiert. Bei uns in der Familie ist jeder schnell. Wir haben es vererbt bekommen“, sagt Conteh. Gute Gene. 

Zu schnell für eine 30er-Zone: Sirlord Conteh (links).
Zu schnell für eine 30er-Zone: Sirlord Conteh (links). © dpa | Tom Weller