Dortmund. Niklas Süle winkt gegen Borussia Mönchengladbach ein Einsatz in der Startelf. Der BVB-Verteidiger spielt dabei auch um seine Zukunft.
Auf eine „sehr direkte Frage“ gab Nuri Sahin am Donnerstagmittag eine „sehr direkte Antwort“: „Das sage ich dir nicht.“ Anschließend zählte Borussia Dortmunds Trainer die Attribute auf, die seiner Meinung nach Niklas Süle, 29, und den ein Jahr älteren Emre Can auszeichnen. „Schnell sind beide, Fußball spielen können beide, Kopfball spielen auch. Das einzige, was die beiden vielleicht unterscheidet, ist, dass der eine auf dem Platz mehr kommuniziert als der andere.“ Wer am Samstag (18.30 Uhr/Sky) neben Nico Schlotterbeck verteidigt im Bundesliga-Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach? Schulterzucken bei Sahin. „Mal schauen.“
Süle, der gelernte Innenverteidiger, und Can, eigentlich im defensiven Mittelfeld zuhause, sind also die beiden Kandidaten, die Waldemar Anton ersetzen könnten. Der Innenverteidiger hat sich beim 1:1 gegen Bayern München verletzt und wird auch kommende Woche in der Champions League gegen den FC Barcelona fehlen. Noch ist Sahin, 37, nicht lange BVB-Trainer, doch das allwöchentliche Spiel, sich nicht ins taktische Kartenblatt schauen zu lassen, beherrscht er gut. Seinen Plan wird sich Sahin wohl aber schon zurecht gelegt haben.
BVB: Die Suche nach dem Partner von Nico Schlotterbeck
Dass wenige Tage vor dem Duell mit Gladbach, in der BVB sich weiter an die Tabellenspitze schieben will, die Frage nach Schlotterbecks Partner eine legitime ist, auf die es keine klare Antwort gibt, spiegelt insbesondere Süles Zeit beim BVB treffend wieder. Er steht nun mal wieder vor wegweisenden Wochen bis Weihnachten, vielleicht ist es die letzte Chance, im Ruhrgebiet Eindruck zu hinterlassen. Sein Vertrag läuft aus. Ob er verlängert wird, ist ungewiss.
Vor zweieinhalb Jahren glaubten die Dortmunder, einen Coup gelandet zu haben, weil sie den ablösefreien Nationalspieler aus München holten. Süle sollte eines der Gesichter des neuen BVB werden, eine Führungsrolle einnehmen. Heute muss man konstatieren, dass dieser Plan noch nicht aufgegangen ist. Süles ersten beiden Jahre in Dortmunder waren sportlicher Durchschnitt, den Platz in der DFB-Elf verlor er. Man hatte mehr erwartet von einem der Top-Verdiener im Kader, bei dem vor allem dessen Gewichtsprobleme in Erinnerung blieben. Seit dem Sommer ist Süle auch nicht mehr stellvertretender Kapitän, was dieser keineswegs als Bestrafung aufgefasst haben soll, sondern viel mehr als Befreiung von einer Bürde. Trainer Sahin aber schätzt den Abwehrmann mit dem so großen Potenzial sehr.
BVB: Niklas Süle spricht offen über mentale Probleme
Und Süle gab die passende Antwort, kam in starker körperlicher Verfassung aus der Pause. In einem bemerkenswerten Interview mit offenbarte er psychische Probleme: „Ich habe es mental einfach nicht geschafft, die richtigen Dinge zu tun. Ich habe es selbst nicht mehr hinbekommen, mich zu motivieren. Ich wollte, aber konnte nicht. Es ging mir privat zum Glück total gut. Da war und ist alles in bester Ordnung. Ich habe dann ganz viele, wichtige Gespräche geführt und mir auch Hilfe geholt.“ Süle wollte es noch einmal wissen.
Er agierte auf ähnlichem Niveau wie Schlotterbeck und Anton, Sahins „Bauchgefühl“ bewegte ihn im Herbst dazu, auf die beiden anderen zu setzen, als er seine Viererkette, die da noch aus drei Innenverteidigern formiert war, anpasste. In Person von Schlotterbeck sieht man beim BVB den Kapitän der Zukunft, auch Anton steht ob seiner Führungsqualitäten bei Sahin hoch im Kurs.
BVB: Niklas Süle spricht über sein Comeback gegen Bayern
Süle nahm es sportlich. „Er hat überhaupt nicht den Stinkstiefel raushängen lassen oder das Gefühl gegeben, dass er jetzt anecken muss. Er hat sich wie ein Profi, wie ein Champion benommen“, lobte Sahin Mitte Oktober. In der Königsklasse gegen Real Madrid aber, als Süle wieder die Chance erhielt, verletzte er sich schwerer. Als ausgerechnet Anton unglücklich auf Süle fiel, zog sich der gebürtige Frankfurter einen Anriss des Syndesmoseband zu.
Erst gegen die Bayern am Samstag gab er sein spontanes wie überzeugendes Comeback, das ob der frühen verletzungsbedingten Auswechslung Antons überraschend lang andauerte. „Ich bin sehr dankbar, dass mich der Klub super schnell fit bekommen hat. Ein guter Tag heute für mich“, sagte Süle den Vereinsmedien. „Ich bin schwerstkaputt, aber es hat sich gut angefühlt, wieder mit den Jungs auf dem Platz zu stehen.“ Nun hat Süle die Möglichkeit, sich in mindestens zwei weiteren Partien als Stammkraft zu empfehlen.
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