Essen. Letzte Runde im Bundesliga-Check: Überzeugt Bayer Leverkusen zum Auftakt? Und welche Rolle werden RB Leipzig und Werder Bremen spielen?
Bald beginnt die Saison 2024/2025 der Bundesliga - vorher machen wir den Check und tippen auch die Abschlusstabelle. Wie immer ohne Gewähr. Hier geht es zu den ersten Teilen: Stuttgart, Augsburg, Kiel, Gladbach, Hoffenheim, St. Pauli und BVB, Frankfurt, Heidenheim, VfL Bochum, VfL Wolfsburg und Union Berlin, FC Bayern München, SC Freiburg und FSV Mainz 05.
Mit der vergangenen Fabel-Saison sorgte Bayer Leverkusen dafür, dass die Trauben so hoch hängen, wie nie zuvor in der Bundesliga. Ungeschlagen marschierte die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso zur ersten Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Nach diesem Kunststück steht der Verein vor einer womöglich noch größeren Herausforderung. Die Leverkusener wollen den Titel verteidigen. „Es hört hier nicht auf“, sagte Geschäftsführer Fernando Carro in der Sommerpause. „Wir müssen weitermachen und versuchen, auf dem Niveau zu bleiben.“
Der Trainer
Heißt weiterhin Xabi Alonso. Und das ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Seine früheren Vereine FC Bayern, Real Madrid und FC Liverpool lockten den Spanier im Frühjahr. Doch Alonso entschied sich bereits vor dem Ende der Vorsaison dafür, im Rheinland zu bleiben. Es sei noch nicht der richtige Zeitpunkt für einen Abschied, erklärte der 42-Jährige. „Die Saison war großartig bisher und natürlich wollen wir das auch weiter zusammen haben.“
Innerhalb von eineinhalb Jahren führte der Weltmeister von 2010 Leverkusen von einem Abstiegsplatz zum Doublesieg. Diese Leistung beschert ihm schon jetzt Legendenstatus beim Werksklub. Neben seinen fachlichen Qualitäten sorgen Alonsos Verdienste zu aktiven Zeiten dafür, dass der frühere Weltklasse-Mittelfeldspieler ein hohes Standing bei seinen Spielern besitzt. Es dürfte auch am Trainer gelegen haben, dass Leverkusen bis zum Bundesliga-Start alle Leistungsträger halten konnte. Die Hauptaufgabe des noch vergleichsweise unerfahrenen Coaches liegt nun darin, den Glauben und die Motivation zu schüren, dass Bayer an die außergewöhnliche Vorsaison anknüpfen kann. Und er muss zeigen, dass er mit Rückschlagen umgehen kann - sofern sie denn kommen.
Unser Bundesliga-Tipp |
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Bayer Leverkusen |
FC Bayern München |
Borussia Dortmund |
RB Leipzig |
VfB Stuttgart |
Eintracht Frankfurt |
VfL Wolfsburg |
SC Freiburg |
TSG Hoffenheim |
Union Berlin |
Borussia Mönchengladbach |
SV Werder Bremen |
FC Augsburg |
FSV Mainz |
VfL Bochum |
FC St. Pauli |
1. FC Heidenheim |
Holstein Kiel |
Der Kader
Schmerzhafte Abgänge musste Leverkusen bis zum Bundesliga-Start nicht hinnehmen. Das könnte sich noch ändern. Insbesondere im Fall des vom FC Bayern umworbenen Abwehrchefs Jonathan Tah dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Einen größeren Umbruch wird es bei Bayer aber in keinem Fall geben. Topstar Florian Wirtz sicherte seinen Verbleib zu und möchte wie auch Mittelfeld-Boss Granit Xhaka oder Linksaußen Alejandro Grimaldo nun die Ernte der vergangenen Spielzeit einfahren: in Form von Champions-League-Abenden mit Leverkusen.
Die Verantwortlichen nahmen dennoch eine Menge Geld für Neuverpflichtungen in die Hand. Linksaußen Martin Terrier (27 Jahre) und Innenverteidiger Jeanuel Belocian (19) kommen von Stade Rennes aus Frankreich. Aleix Garcia (27) vom FC Girona verstärkt das Mittelfeldzentrum. Gut 50 Millionen Ablöse ließ sich Bayer das Trio kosten. Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes betonte dennoch: „Wir schaffen es nur, Wunschspieler zu verpflichten, wenn wir sie auch mit anderen Werten als mit Geld überzeugen.“ Die Neuzugänge starten ihre Zeit in Deutschland in der Rolle der Herausforderer. Beim Bundesliga-Start wird Alonso in weiten Teilen auf die so erfolgreiche Stammelf der Vorsaison im 3-4-2-1-System auf den Rasen schicken.
Die Perspektive
Als Meister darf Leverkusen die neue Saison eröffnen. Zum Start steht am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) das Rheinduell bei Borussia Mönchengladbach an. Mit RB Leipzig wartet gleich am zweiten Spieltag ein echter Gradmesser, auch das Duell mit dem FC Bayern steigt bereits Ende September. Im DFB-Pokal wartet Ende August bei Carl Zeiss Jena eine Pflichtaufgabe für den Titelverteidiger. Die Champions League beginnt am 17. September. Rund drei Wochen zuvor wird ausgelost, auf welche acht Mannschaften Leverkusen in der ersten Phase der reformierten Königsklasse trifft.
Die Prognose
Die zweite Meisterschaft in Serie ist Leverkusen zuzutrauen. Die Verantwortlichen brachten die Mannschaft ohne personellen Aderlass durch die Sommerpause. Tritt das Alonso-Team wie in der Vorsaison auf, wird es viele Punkte sammeln. Abzuwarten bleibt, was passiert, falls die positiven Ergebnisse mal ausbleiben - auf diese Probe wurde Bayer unter Alonso bisher nicht gestellt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Abschneiden der Konkurrenz: unwahrscheinlich, dass es Bayern, der BVB oder Leipzig es den Leverkusenern noch einmal so einfach machen wie im vergangenen Spieljahr.
Für RB Leipzig wird der große Wurf wahrscheinlicher
Seit Jahren wartet RB Leipzig sehnsüchtig darauf, den nächsten Schritt in der Bundesliga zu gehen. In der vergangenen Saison erreichte der Verein als Tabellenvierter das Saisonziel und qualifizierte sich für die Champions League. Doch in der Meister-Frage hatten die Sachsen einmal mehr nichts zu melden. Dass sie die Spielzeit mit 25 Punkten hinter Leverkusen beendeten und hinter dem VfB Stuttgart landeten, dürfte schmerzen. Doch es gibt Anzeichen, dass die den großen Wurf in der neuen Saison wahrscheinlicher machen.
Der Trainer
Seit knapp zwei Jahren steht Marco Rose als Trainer an der Seitenlinie. Kurz nach dem Saisonstart wird er Julian Nagelsmann überflügeln und die längste Amtszeit aller bisherigen RB-Trainer vorweisen können. Im Sommer verlängerte Rose seinen Vertrag vorzeitig bis 2026. „Wir haben uns darauf verständigt, dass wir in den zwei Jahren, die der Vertrag jetzt läuft, etwas in den Händen halten und den Weg gemeinsam weiter gehen wollen“, erklärte der 47-Jährige.
Der Kader
Anders als vor einem Jahr gelang es den Verantwortlichen, das Gerüst der Mannschaft zusammenzuhalten. Dass auch Senkrechtstarter Xavi Simons weiterhin für den Red-Bull-Klub aufläuft: ein kleiner Coup. „Ich bin hier noch nicht fertig, will hier meine Spuren hinterlassen“, sagte der niederländische Offensivkünstler. Nur einen bitteren Verlust musste Leipzig verkraften: Dani Olmo war nach der herausragenden EM nicht mehr zu halten. Er wechselte zum FC Barcelona. Dafür kam Antonio Nusa für gut 20 Millionen Euro vom FC Brügge nach Leipzig. Auch Assan Ouedraogo wird zugetraut, die Olmo-Lücke auf lange Sicht zu schließen. Im Werben um den 18-Jährigem von Schalke 04 setzte sich Leipzig gegen namhafte Konkurrenten durch. Im Tor steht künftig wieder Peter Gulasci. Der langjährige Leipziger gewann das Duell um die Nummer eins gegen Neuzugang Maarten Vandevoordt.
Die Perspektive
Mit Spannung wird das Duell mit Leverkusen am zweiten Spieltag erwartet. Da wäre es nicht förderlich, wenn sich die Verletzungssorgen zum Ende der Vorbereitung mit in die Saison ziehen. In der Zielsetzung für die Champions League blieben die Verantwortlichen bisher zurückhaltend. Ein Team mit der Qualität der Leipziger ist aber immer für eine Überraschung gut.
Die Prognose
Mit Ausnahme von Olmo hat Leipzig keine Leistungsträger verloren, auf dem Trainerstuhl ist Konstanz eingekehrt. Günstige Voraussetzungen, um in diesem Jahr endlich die Spitze anzugreifen. Kommt Leipzig gut in die Saison, bleibt ohne Ergebnisdelle und punktet in den Topspielen, ist alles möglich fürs Rose-Team - bevor dann ein größerer Umbruch droht.
Zwei Jahre ist es erst her, dass Werder Bremen wieder in die Bundesliga aufstieg – als Tabellenzweiter der 2. Bundesliga, hinter dem FC Schalke 04. Doch während die Königsblauen gleich wieder abrutschten in die Zweitklassigkeit, konnte sich Werder mit großer Kontinuität vorerst etablieren.
Werder Bremen setzt auf Konituität
Kontinuität – das ist auch das Stichwort für die kommende Saison. Urgestein Frank Baumann ist zwar abgetreten als Geschäftsführer Fußball, wird aber ersetzt durch Clemens Fritz, der ähnlich viel Stallgeruch mitbringt. Und auf Fritz folgt als Leiter Profifußball Peter Niemeyer, noch einer mit Werder-Historie. Den Bremer Weg nennen sie diese besondere Form der Personalpolitik and er Weser, und ähnlich verfahren sie auch bei der Personalplanung der Profi-Elf: Große Umwälzungen bleiben meist aus, in diesem Sommer gab es nur marginale Änderungen.
Der Trainer
Ole Werner ist mit seinen 36 Jahren einerseits zweitjüngster Trainer der Bundesliga hinter Nuri Sahin, andererseits aber inzwischen auch der Trainer unter den 18 Klubs, der sein Amt am längsten in der Bundesliga innehat. Mit seiner ruhigen, bisweilen stoischen Art passt er gut nach Bremen, wo er einen kontinuierlichen Aufwärtstrend verantwortet: aus der zweiten Liga auf Platz 13 und dann auf Rang neun in der vergangenen Saison – und das, obwohl der beste Torjäger Niclas Füllkrug kurz vor Ende der Transferperiode abhanden kam. Werner kompensierte es nach einigen Anlaufschwierigkeiten. Dass er Spieler, auch ältere, besser machen kann, hat Werner nicht zuletzt bei Füllkrug und Marvin Ducksch bewiesen, die unter ihm zu Nationalspielern wurden.
Der Kader
Einen Abgang der Kategorie Füllkrug mussten die Bremer diesmal nicht verkraften, die Abgänge von Eren Dinkci (zum SC Freiburg) und Nick Woltemade (zum VfB Stuttgart) taten dennoch weh – auch weil die Verantwortlichen in den beiden 22-Jährigen noch viel Potenzial sahen. Auf Entwicklungspotenzial wurde auch bei den Zugängen gesetzt: Keke Topp (20) kam vom FC Schalke für den Sturm, Skelly Alvero (22) wurde nach halbjähriger Leihe fest vom französischen Erstligisten Olympique Lyon übernommen. Ansonsten setzt Werder weitgehend auf die Elf der vergangenen Saison.
Die Perspektive
Nachdem in der vergangenen Saison fast noch die Qualifikation für die Conference League gelungen war, schielen die Verantwortlichen nun tatsächlich weiter nach oben, träumen vom Europapokal. Es sei nur logisch, „dass man dann auch mehr erreichen möchte“, sagte Werner, nachdem der Klassenerhalt ein zweites Mal gelungen war.
Die Prognose
Europa wird für Werder Bremen ein Traum bleiben. Die Grün-Weißen werden abermals eine Saison im grauen Mittelfeld der Bundesliga erleben – was aber wirklich keine Schande ist, wenn man sieht, woher Bremen kommt.