Paris. Isabel Gose gewinnt die zweite deutsche Schwimm-Medaille bei den Olympischen Spielen in Paris. Siegerin Ledecky nähert sich einem Rekord.
Als Isabel Gose entkräftet aus dem Becken stieg, warf sie immer wieder den Kopf nach hinten, versuchte zu begreifen, was sie da gerade geschafft hatte. Gut 100 Meter vor dem Ziel griff sie an, erhöhte die Frequenz und ließ Simona Quadarella (Italien) hinter sich. Gose schwamm wie entfesselt und beendete ein zähes Ringen um Platz drei über 1500 Meter Freistil mit ihrer ersten olympischen Medaille.
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Die mittlerweile achte Goldmedaille holte sich Katie Ledecky, die souverän mit großem Vorsprung (15:30,02 Minuten) gewann vor der Französin Anastasia Kirpitschnikowa (15:40,35). „Ich war so aufgeregt. Jetzt fällt so viel Druck ab, ich bin so stolz darauf, was wir erreicht haben“, sagte Gose, die sich über die gesamte Distanz einen großen Kampf mit der Italienerin lieferte und sogar einen deutschen Rekord in 15:41,16 Minuten schwamm: „Ich habe mir einfach nur gedacht, scheiß drauf, ey. Ich war die ganze Zeit so knapp Vierte und ich muss einfach mal beweisen, dass ich auch schneller als sie sein kann.“ Leonie Märtens (Magdeburg) wurde Achte.
Bilanz der Spiele von Tokio zahlenmäßig eingestellt
Für die deutschen Beckenschwimmer war es die zweite Medaille in der La Defense Arena. Gose, die bei Weltmeisterschaften schon drei Mal auf dem Podest stand, allerdings nie ganz oben, wiederholte dabei den Erfolg von Sarah Köhler, die bei der Premiere dieser Strecke 2021 in Tokio ebenfalls Bronze gewonnen hatte. Die Bilanz der Spiele in Japan (zweimal Bronze) ist damit quantitativ bereits eingestellt, qualitativ sogar überboten.
Für die 22-Jährige hatten die Spiele bereits sehr emotional begonnen. Sie selbst unterstrich mit einem guten Auftritt über die 400 Meter am ersten Tag der Wettkämpfe ihre Form und schwamm mit deutschem Rekord auf Platz fünf, als Ledecky mit Bronze ihre elfte Olympiamedaille gewann. Anschließend weinte sie vor laufender Kamera, als Lukas Märtens parallel zum Sieg schwamm. Der zog nun auch in das Finale über 200 Meter Rücken ein.
Freistilspezialistin hat auch über 800 Meter eine Chance
Mit dem neuen deutschen Star war die gebürtige Berlinerin lange liiert, ist noch immer eng mit ihm verbunden, trainiert mit ihm gemeinsam in Magdeburg. Dorthin hat es Gose nach einigen Stationen verschlagen, weil sie sah, wie dort die Gruppe um Coach Bernd Berkhahn stärker und stärker wurde. Seit sie selbst in Magdeburg ist, hat sich viel getan bei ihr.
Vor allem technisch, aber auch in der Leistungsdiagnostik. „Das habe ich vorher nie so gekannt“, so Gose. Die Professionalität in allem, was sie dort umgibt, liegt viel höher als überall zuvor. Das half der Freistilspezialistin auch, ihr Repertoire von den mittleren Distanzen auf die längste Strecke auszuweiten. Man habe „gesehen, was ich im Training draufhabe, dass mein Körper relativ viel aushält“, so Gose.
An die Dimensionen von Ledecky reicht sie dennoch nicht heran. Die Ausnahmeathletin steht in Paris nach ihrem großen Rennen über die 1500 Meter davor, ihrer eigenen Legende ein imposantes Kapitel hinzuzufügen. Mit ihrer insgesamt achten olympischen Goldmedaille fehlt ihr nur noch ein weiterer Triumph, um den Rekord der Frauen einzustellen, den die Turnerin Larissa Latynina (UdSSR) hält.
Sie wird nichts unversucht lassen, dies zu realisieren. „Ich bin sehr hart zu mir, es gibt immer etwas zu verbessern“, sagte Ledecky in Paris, wo sie nun dem folgen will, was sie vor drei Jahren in Tokio schaffte: nach den 1500 Metern auch die 800 Meter zu gewinnen. Die Leidenschaft, mit der sie versucht, sich jeden Tag zu steigern, macht es leicht, sich vorzustellen, dass ihr der große Coup gelingen kann. Isabel Gose will auch über diese Distanz wieder probieren, um die Medaillen mitzuschwimmen.
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