Köln. 18.500 Fans feierten Deutschlands Basketballer trotz großer Schlappe gegen Frankreich. Vor allem Franz Wagner - den Millionen-Mann.

Das Publikum in Köln hatte schnell verziehen. Auch Deutschlands Basketballer wussten, was sie zu tun hatten. „Franz, Franz“, schallte es von der einen Seite der Tribüne durch die Kölner Arena, als das erste Testspiel vor den Olympischen Spielen längst beendet war. „Dennis, Dennis“, riefen die Fans auf der anderen. Franz Wagner, Dennis Schröder und der Rest des Teams enttäuschten zumindest nach dem Spiel am Samstag nicht. Fast eine Stunde lang gaben sie Autogramme auf WM-Pokal-Nachbildungen und Trikots. Die Weltmeister präsentierten sich nahbar und dankbar für die Unterstützung. Es war aber auch eine Art Wiedergutmachung. Für die 66:90-Niederlage gegen Frankreich. Dafür, dass drei der deutschen Stars, die viele der 18.500 Zuschauer unbedingt erleben wollten, selbst nur zusahen.

Am Ende war die Niederlage gegen den Olympia-Gastgeber ein Test ohne großen Wert. Selbst wenn Bundestrainer Gordon Herbert („Es war gut, den Spielern aus der zweiten Reihe eine Chance zu geben“) und Franz Wagner („Aus Niederlagen lernt man“) sich im Schönreden versuchten. Denn Franz Wagner und sein Bruder Moritz spielten überraschend nicht, ebenso Daniel Theis und Johannes Thiemann. Letzterer fehlte wegen Knieschmerzen, doch die Wagners und Theis saßen aus Versicherungsgründen am Spielfeldrand. Die Berliner Brüder hatten sich mit ihrem NBA-Klub Orlando Magic auf eine Vertragsverlängerung geeinigt, doch die Tinte auf dem Kontrakt war erst in der Nacht auf Sonntag getrocknet. Dem Deutschen Basketball-Bund war das Verletzungs-Risiko zu hoch.

Basketballer Franz Wagner bestbezahlter Deutscher

Deutschlands Spieler Franz Wagner und Moritz Wagner verfolgen das Spiel.
Deutschlands Spieler Franz Wagner und Moritz Wagner verfolgen das Spiel. © dpa | Roberto Pfeil

Denn es ging nicht um Kleingeld. Franz Wagner ist nun einer der bestbezahlten deutschen Sportler der Geschichte: Fünf weitere Jahre in Florida spülen mindestens 224 Millionen US-Dollar aufs Konto. Der Deal könnte dem 22-Jährigen im besten Fall sogar bis zu 270 Millionen Dollar (etwa 249 Millionen Euro) einbringen. Das sind Michael-Schumacher- und Sebastian-Vettel-Dimensionen. Wagner könnte so mit einem Vertrag mehr Geld verdienen als NBA-Legende Dirk Nowitzki in seiner insgesamt 21 Jahre langen Karriere. „Es ist ein surreales Gefühl“, sagte er kopfschüttelnd. Bruder Moritz steht in den nächsten beiden Saisons ebenfalls weiter auf Orlandos Gehaltsliste. Zwar einige Etagen tiefer, mit 11 Millionen Dollar jährlich nagt der 27-Jährige aber auch nicht am Hungertuch. Auch Theis, derzeit vertragslos, wird wohl weiter mit guter Bezahlung in der NBA bleiben.

Immerhin waren Dennis Schröder und Andreas Obst ehrlich: „Leider haben die Zuschauer nicht das gesehen, wofür sie kamen“, meinte Schröder, und Obst sah seine hellseherischen Fähigkeiten bestätigt: „Das hat man ein bisschen kommen sehen.“

Basketball-Weltmeister wenig weltmeisterlich

Ja, denn auch wenn die Weltmeister beim ersten gemeinsamen Auftritt in Deutschland zehn Monate nach dem Triumph von Manila noch mit Ovationen und einer Flammenshow empfangen wurden, waren die folgenden 40 Spielminuten wenig weltmeisterlich. Der Qualitätsunterschied ohne den Großteil der WM-Startformation zu dem mit zahlreichen NBA-Spielern gespickten Frankreich-Kader wurde schnell deutlich. Victor Wembanyama legte gleich los mit einem krachenden Dunking und einem Drei-Punkte-Wurf – 5:0 für den Olympia-Gastgeber nach nicht einmal zwei Minuten. Der 20-Jährige belegte eindrucksvoll, warum er als eines der größten Talente überhaupt gilt. Vorne mit Punkten, hinten durch seine schiere Präsenz. An dem 2,24-Meter-Turm traute sich zunächst keiner der Deutschen vorbei. Am Ende sollte Wemby mit 25 Punkten Frankreichs Top-Scorer sein. „In zwei Jahren wird er der beste Spieler der Welt sein“, war sich auch Schröder sicher.

Das deutsche Team war viel zu passiv. Erst in der dritten Minute fiel der erste Korb durch Dennis Schröder zum 2:8. Zwar zeigte sich auch Oscar da Silva mit seinen 15 Zählern phasenweise gefährlich, doch die die Hauptlast im Angriff trug Schröder, der am Ende auf 23 Zähler kam. „Wir haben erst vier Trainingseinheiten hinter und somit noch viel Arbeit vor uns“, meinte Herbert, der die größte Schwäche auf den großen Positionen sah. „Es wird ein bisschen anders sein, wenn wir Wagner, Theis und Thiemann zurückhaben“, meinte der 65-Jährige. Das wird an diesem Montag der Fall sein, wenn es in Montpellier zum Rückspiel kommt (21 Uhr/Pro7Maxx). Danach geht es gegen die Niederlande in Hamburg (13. Juli), gegen Japan in Berlin (19. Juli) und gegen die USA in London (22. Juli), bevor es zum Wiedersehen mit Frankreich kommt - bei Olympia am 2. August. Bis dahin muss der Weltmeister besser in Form sein.