Essen. Einmal noch sieht unser Reporter Andreas Ernst ein EM-Spiel, dann fährt er nach Mittersill. Eine (etwas verfrühte) Abschlussbilanz.

Hach, diese Kolumne fällt mir nicht leicht. Es ist meine letzte während dieser Europameisterschaft, während meines ersten großen Turniers als Reporter. Am Samstagabend betrete ich noch einmal die Düsseldorfer Tribüne, höre „God save the king“ und sehe England beim fünften Versuch zu, mehr als einen schönen Angriff pro Spiel hinzubekommen. Nach ein paar Stunden Schlaf setze ich mich ins Auto und fahre neun Stunden lang in den Süden – und berichte fortan über das Trainingslager des FC Schalke 04 in Mittersill. Zweite Liga in den Kitzbüheler Alpen statt EM in der Heimat. Macht auch Spaß, aber anders.

Was bleibt mir von diesem Turnier, wenn ich es (zu früh) bilanzieren muss? Acht Spiele, die ich in vier Städten besuchen durfte, klar, aber auch Geschichten, Erkenntnisse, ewiges Lernen. Es bleibt ein Crashkurs in englischen Fangesängen (und Dialekten) in einer komplett überfüllten Straßenbahn; sehr amüsant. Es bleibt ein schottischer Dudelsackspieler vor dem Spiel zwischen Belgien und Rumänien in Köln. Eigentlich komplett fehl am Platz, aber er dudelte und bat nicht einmal um Kleingeld. Sondern um Pfandbecher, die zwei Euro wert sind. Wofür? Das stand auf einem A4-Zettel: „Spendensammlung für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft“. Es bleiben Erinnerungen an lautstarke albanische Fans (sehr laut!). Es bleiben Dolmetscher bei Pressekonferenzen, die deutlich schwungvoller übersetzen als das, was auf dem Podium von Trainern und Spielern gesagt wurde.

Andreas Ernst begleitet noch bis Samstag die Fußball-EM.
Andreas Ernst begleitet noch bis Samstag die Fußball-EM. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Und es bleiben Gespräche mit Fans und Reportern aus verschiedensten Ländern – über Fußball, Sport, Gelsenkirchen, Deutschland, das Leben. Es bleibt überwiegend eine gute, friedliche Atmosphäre, die ich bei „meinen“ Spielen erlebte.

Doch wer wird Europameister? Da wage ich keine Prognose. Aber verfolgen werde ich es. Irgendwo in Mittersill wird schon ein Fernseher stehen, vielleicht gibt es sogar Public Viewing. Das fehlt mir noch während dieser EM. Meiner ersten großen.