Dortmund. Nach Olympia ist Schluss für Nikola Karabatic. Vorher kommt er mit Frankreichs Handballern zum Test gegen Deutschland nach Dortmund.
Das Ende rückt näher, und Nikola Karabatic lächelt ihm freudig entgegen. Frankreichs Handballer sind in die Vorbereitung auf jenes Turnier gestartet, von dem Karabatic noch vor Jahren glaubte, es nur als Zuschauer erleben zu dürfen. Bei Olympia ist er schon fünfmal aufgelaufen, doch die Sommerspiele 2024 sind besondere, finden sie ab Ende Juli doch in Frankreich statt. Ein Traum für den Franzosen Karabatic. Oder vielmehr: ein Traum, der gar nicht existierte. Denn Karabatic stellt in einem Gespräch mit deutschen Medien klar: „Olympia in Frankreich war nie mein Traum! Weil es nie realistisch erschien, so etwas im eigenen Land erleben zu dürfen. Und dann mit 40 Jahren auch noch mitzuspielen
Nun sind es noch knapp drei Wochen bis zur Eröffnungsfeier in Paris und Nikola Karabatic spielt noch immer. Im Januar noch hatte er sich in Köln das Konfetti aus den Haaren und den Schaumwein aus dem Gesicht gewischt, als er mit der Siegertrophäe auf dem Podest stand und selbst einfach nicht glauben konnte, dass es noch einmal zum großen Triumph bei seiner letzten EM gereicht hatte. Einer von vielen, im Spätherbst der Karriere aber dennoch ein spezieller. Der dreimalige Welthandballer war schon am Ball, als Volker Zerbe, Daniel Stephan und Christian Schwarzer für Deutschland 2004 den EM-Titel holten. Gewonnen hat Karabatic seitdem auch einiges: drei Olympiasiege, viermal WM-Gold und vier EM-Pokale holte er mit der Equipe Tricolore. Hinzu kommen zahlreiche Meister- und Champions-League-Titel mit seinen Klubs. Karabatic hat im Handball jede Trophäe geholt, die es zu holen gibt.
Monatelange Abschiedstournee für Karabatic
Kein Wunder also, dass es jüngst zum Fotoshooting in den Pariser Louvre ging. In den Salle Mollien mit den großformatige Gemälden der französischen Romantik. Da stand Karabatic nun als eines der prägenden Gesichter des Olympia-Gastgebers, ein Handball-Künstler inmitten der Werke großer Meister. Die schufen mit Pinsel und Farbe Werke von zeitloser Schönheit, mit Liebe zum Detail und unvorstellbarer Vorstellungskraft. Karabatics Leinwand war immer das Spielfeld. Er setzte sanfte Pinselstriche per Heber, schuf brachiale Farbsprenkel mit hammerharten Würfen aus dem Rückraum. Er dominierte den Handball mit Athletik und unglaublicher Spielintelligenz.
Nun also der große Abschied. Einer von vielen, schon vergangene Saison gab es in fast jeder Halle bei Spielen seines Klubs Paris St.-Germain Geschenke und lobende Worte. Karabatic lächelte dabei, er genoss die Momente. Einmal wird Karabatic jetzt noch in Deutschland spielen: In der Dortmunder Westfalenhalle treffen Deutschland und Frankreich am 13. Juli (17.30 Uhr) in einem ersten Testspiel vor dem Fünf-Ringe-Turnier aufeinander. Auch diese Partie ist für Karabatic eine spezielle, denn während seiner Zeit in Deutschland erlernte er nicht nur die Sprache, sondern reifte auch zum Welthandballer. „Es war schon als Kind mein Traum, in der Bundesliga beim THW Kiel zu spielen. Mit 21 ging ich nach Deutschland, es waren vier geile Jahre“, sagt der gebürtige Serbe.
Karabatic: Keine Angst vor Tag nach Olympia
Als der 1,96-Meter-Mann im Januar bei der EM das blaue Trikot überstreifte, konnte man zu Beginn des Turniers fast noch glauben, dass der erfolgreichste Handballer der Welt bei seiner Abschiedstournee mehr Maskottchen als Leistungsträger sein würde. Doch je weiter das Turnier voranschritt, desto stärker wurde der damals noch 39-Jährige.
Anfangs wurden die Einsätze des Rückraumstars noch gering dosiert, im Verlaufe des Turniers aber brach er den EM-Torschützenrekord (den er im Finale aber an Dänemarks Mikkel Hansen verlor, der mit 296 Treffern nun einen mehr hat), spielte wichtige Pässe und traf richtige Entscheidungen. „Diese EM war unglaublich. Jetzt wird es bei Olympia hoffentlich ähnlich.“
Einmal möchte Karabatic zum BVB
Die Vorrunde findet ab dem 27. Juli in Paris, die K.o.-Phase dann in Lille statt. Und danach? „Ich habe viel vor und wenig“, sagt Karabatic. Er möchte weiter in Start-Ups investieren, in Unternehmen, die für Nachhaltigkeit stehen. Mit seinem Bruder Luka betreibt er einen Campus für junge Handballer. Vor allem aber will er: Freizeit. „Ich habe keine Angst vor dem Tag nach Olympia. Ich freue mich darauf, mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben, ich freue mich auf ein Leben ohne Training und Wettkampf.“
Pläne hat er genug: Karabatic möchte den Super Bowl live sehen, das Finale von Amerikas Football-Profis. „Und ich will die Gelbe Wand von Borussia Dortmund erleben.“ Am 13. Juli wird er ganz nah sein, neben dem Stadion in der Westfalenhalle. Noch als Weltklassespieler. Zurückkehren wird die Legende dann als Handball-Rentner. Es ist das Ende, dem Nikola Karabatic so freudig entgegen lächelt.