Hamburg. Football-Team hat bei Heimspielen Lärmschutz-Auflagen. Warum ELF-Chef Esume über einen „Witz“ des Bezirksamts gar nicht lachen kann.

Brian Johnson von AC/DC bellte sein „Thunder struck“ mit voller Lautstärke aus den Lautsprechern des Stadions an der Hoheluft, als Berlin Thunder bei den Hamburg Sea Devils am vierten Spieltag der European League of Football auflief. Auch das rhythmische Klatschen der Devilsfans wirkte kräftig, laut, keinesfalls zurückhaltend.

Als dem Heimteam auch noch ein Blitzstart gelang, der zu drei Pass-Touchdowns, zwei Sacks und einem geblockten Punt zu einer 20:0-Führung nach dem ersten Viertel führte, hatten die meisten der 3872 Fans den Behördenärger zumindest zwischenzeitlich vergessen – und natürlich beim Schlussjubel. Die Seeteufel gewannen nach zuvor zwei Auftaktniederlagen mit 37:17 (20:0, 10:9, 0:0, 7:8) ihr zweites Saisonspiel in Folge.

Bezirksamt Nord verlangt leisen Jubel

Am Freitag hatte das Bezirksamt Hamburg Nord angewiesen, dass bei den Spielen der Sea Devils in dieser Saison kein Lärm von mehr als 50 Dezibel aus dem Stadion bei den umliegenden Gebäuden ankommen darf. „Es hat vergangene Saison einige, wenige Beschwerden von Bewohnern am Lokstedter Steindamm und der Martinistraße gegeben“, sagt Sea-Devils-Geschäftsführer Max Paatz.

Als Konsequenz waren am Sonntag (und in Zukunft) Trommeln, Tröten und Trillerpfeifen verboten. Die Sea Devils hatten ein Lärmschutzgutachten erstellen lassen, um rauszufinden, wie laut es im Stadion sein kann, damit Anwohner nicht belästigt werden. Die ermittelten etwa 50 Dezibel entsprechen Zimmerlautstärke. „Ich habe dafür kein Verständnis, das ist ein Witz“, klagte ELF-Commisioner Patrick Esume zu der Behördenanordnung, „Football ist auch eine kulturelle Veranstaltung, und die Frage ist: Wollen wir so etwas in der Stadt haben?“

Kultmoderator Dommisch wundert sich über Hamburger Verhältnisse

 Die Fans hatten trotz des Verbotes ihre Trommeln mitgebracht und sie an den Spielfeldrand gestellt, ohne sie zu nutzen. „Das ist unser stiller Protest“, sagte die (verhinderte) Trommlerin Britta. Auch „Icke“ Dommisch, der Kultmoderator vom TV-Sender ProSieben MAXX, der die Partie übertrug, war irritiert: „So etwas kenne ich aus Berlin nicht. Wir haben uns aber dagegen entschieden, die Sache zu thematisieren.“

Das werden die Sea Devils in Zukunft tun müssen. Sie warben bei Anwohnern zwar um Verständnis, boten Freikarten, aber die Erfahrung lehrt, dass immer einige wenige dabei sind, die sich vom Sportlärm gestört fühlen. „Hamburg sollte Lösungen entwickeln, wie innerstädtische Sportevents und Sportanlagen publikumswirksam bespielt werden können“, sagt Paatz. Der Stimmung schadeten die Einschränkungen am Sonntag nicht.