Hamburg. Dominik Axmann, Rückraumspieler des HSV Hamburg, ist seit über zwei Jahren immer wieder am Mittelfuß verletzt. Er übt sich in Geduld.
Dominik Axmann kommt gerade aus einer Vorlesung, als ihn das Abendblatt am Mittwoch am Telefon erreicht. Noch sei er nicht im Stress, die Klausuren warten erst am Ende des Semesters, erzählt der 22-Jährige. Deutlich mehr Sorgen als um die nächsten Credit-Points in seinem Wirtschaftsingenieurwesen-Studium macht sich der Profi des HSV Hamburg (HSVH) momentan um seinen rechten Fuß. „Die Zeit ist momentan ziemlich zäh. Ich muss einfach abwarten, probiere alle möglichen Behandlungsmethoden aus“, sagt Axmann, in seiner Stimme klingt eine Mischung aus Optimismus und Ratlosigkeit.
Immer wieder dieser verdammte Fuß. 2019 hatte er sich bereits zweimal den Mittelfußknochen gebrochen, dann schienen die Beschwerden beseitigt. Der gebürtige Buxtehuder spielte eine stabile Zweitligasaison, ehe Ende Mai der Schmerz zurückkam. Im Training riss die Kapsel im Sprunggelenk, und – noch viel schlimmer – im rechten Mittelfußknochen bildete sich ein Ödem.
HSVH: Dominik Axmanns Fußverletzung dauert an – Geduld ist gefragt
Im Juni folgte eine Operation bei einem Fußspezialisten in Gütersloh, den Aufstieg in die Handball-Bundesliga erlebte Dominik Axmann auf Krücken. „Weil es immer die gleiche Verletzung ist, hat man einen gewissen Respekt vor der Frage, ob das überhaupt verheilt oder für immer bleibt. Grundsätzlich bleibe ich aber positiv“, erklärt er.
Axmann kämpfte sich im Herbst zurück ins Team, feierte Ende September beim 27:27 in Leipzig sein Erstligadebüt. Es folgten Siege in Stuttgart (34:26) und zu Hause gegen Wetzlar (31:23). Trainer Torsten Jansen schenkte ihm sofort das Vertrauen, Axmann lieferte. „Der HSVH hat seinen Allrounder zurück“, titelte das Abendblatt damals. Kurze Zeit später folgte der nächste Rückschlag. „Das war eigentlich nur ein Kontrollröntgen. Als mir dann gesagt wurde, dass ich erst einmal wieder raus bin, war es richtig hart“, sagt Axmann. Sechs Wochen Pause – hieß es. Das HSVH-Eigengewächs kämpfte mit den Tränen.
Axmann ist frustriert: Es gibt keinen genauen Zeitplan
Mittlerweile sind mehr als sechs Wochen vergangen, doch noch immer ist auf den CT-Bildern ein kleiner Riss im Knochen zu erkennen. So wie bei den vielen Untersuchungen zuvor auch. Mittlerweile geht das im Zweiwochenrhythmus so. Weil es – im Gegensatz zu anderen Verletzungen – keinen genauen Zeitplan gibt, sei es besonders frustrierend, sagt Axmann.
Er macht Stoßwellen- und Magnettherapien zur besseren Durchblutung und Schmerzlinderung, verwendet zudem ein Ultraschallgerät für einen schnelleren Heilungsprozess. Dazukommen Termine beim Physiotherapeuten und Fußstabilisationstraining. Die Einlagen, die er auch in seinen Freizeitschuhen trägt, sollen zusätzlich helfen, aber nicht zur Gewohnheit werden.
Balanceakt zwischen Geduld und dem Gefühl, Zeit zu verlieren
„Es ist schwer, ruhig und vernünftig zu bleiben. Am Ende geht es aber um meine Karriere. Da sollte ich jetzt nichts riskieren“, sagt der Rückraumspieler. Am kommenden Montag soll er mit leichtem Lauftraining beginnen. Vermutlich irgendwo im Wald, sagt Axmann. Dort ist der Boden nicht so hart. Sieben Tage später wird der Fuß erneut geröntgt. Sollte es keine Auffälligkeiten geben, könnte er sich wieder vorsichtig an den Hallenboden gewöhnen. So ist zumindest der Plan. „Wir müssen gucken, ob es mit dem Laufen wieder schlimmer wird. Nur wenn das nicht der Fall ist, können wir weiter aufbelasten.“
Es ist ständiger Balanceakt zwischen der notwendigen Geduld und dem bitteren Gefühl, entscheidende Zeit zu verlieren. „Von außen hört man immer, dass ich noch eine lange Karriere vor mir habe, ich mir die Zeit nehmen soll und ein, zwei Wochen nicht zählen. Aber gerade für mich als junger Spieler zählen diese ein, zwei Wochen extrem viel“, klagt Axmann. Während seine Mitspieler Woche für Woche Erfahrungen in der stärksten Handball-Liga der Welt sammeln, sitzt der 22-Jährige nur auf der Tribüne.
„Man versucht immer, den Kopf oben zu behalten“
Und während das Team in der Halle trainiert, schuftet er alleine im Kraftraum. „Man versucht immer, den Kopf oben zu behalten. Es beruhigt mich ein bisschen, dass es bei uns auch ohne mich sportlich gerade gut aussieht“, sagt Axmann. „Aber es ist schwer für mich. Die Verletzung begleitet mich jetzt schon die ganze Saison über. Das ist einfach scheiße, das muss ich ganz ehrlich sagen.“ Immerhin: Seinen Vertrag hat er bereits im Dezember vergangenen Jahres bis Sommer 2023 verlängert. Der Druck, die Verletzung vergessen zu müssen, um sich für ein neues Arbeitspapier zu empfehlen, ist noch nicht zu groß.
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In den kommenden Wochen muss Axmann eine Laufanalyse machen. Sind die ständigen Fußverletzungen einfach nur Pech? Oder haben sie durch falsches Abrollen, Springen oder Landen System? Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen auch dabei helfen, dass das Vertrauen in den eigenen Körper zurückkehrt. Eine Bedingung, die gerade in einer körperlich geprägten Sportart wie Handball unerlässlich ist.
Axmann macht keinen Hehl daraus, dass dieses Vertrauen in den vergangenen Wochen und Monaten gelitten hat. „Man zweifelt ein bisschen an seinem Fuß. Man braucht das volle Vertrauen in seinen Körper“, sagt er mit einer nachdenklichen Stimme. „Momentan tue ich aber einfach alles dafür, dass ich wieder spielen kann.“