Gelsenkirchen. Nach 30 Spielen gehen die “Knappen“ wieder als Sieger aus einem Bundesligaduell – und verlassen Platz 18. Hoppe und Harit überragen.

Schalke 04 kann es doch noch – und wie! Dank Dreierpacker Matthew Hoppe und seines kongenialen Partners Amine Harit haben die Königsblauen die Einstellung des unrühmlichen Tasmania-Rekords gerade noch verhindert und schöpfen mit einem Mal Hoffnung im Bundesliga-Abstiegskampf. Der 19-jährige Hoppe, kürzlich noch in der Regionalliga tätig, schoss Schalke beim Heimdebüt des neuen Trainers Christian Gross zu einem vorher kaum für möglich gehaltenen 4:0 (1:0)-Erfolg über die TSG Hoffenheim.

Für Schalke bedeutete dies den ersten Saisonsieg am 15. Spieltag – vor allem aber den ersten Bundesliga-Erfolg nach 30 vergeblichen Versuchen. US-Boy Hoppe sorgte in seinem fünften Bundesligaspiel mit seinen ersten drei Treffern im Oberhaus (42., 57., 63.) dafür, dass Tasmania „seinen“ Rekord aus der Saison 1965/66 von 31 Anläufen ohne Sieg behält.

Der erste Streich: In der 42. Minute lupfte Matthew Hoppe (l., Nr. 43) Schalke in Führung.
Der erste Streich: In der 42. Minute lupfte Matthew Hoppe (l., Nr. 43) Schalke in Führung. © Imago/Poolfoto | Unbekannt

Dafür sorgte Hoppe für eine andere, jedoch positive Bestmarke: Er ist nun der jüngste Dreierpacker in der Geschichte der Bundesliga und der erste Amerikaner, dem ein Hattrick gelang. Zugleich ist Hoppe der erste Schalker mit drei Treffern in einem Spiel seit mehr als sechs Jahren (Eric Maxim Choupo-Moting im Dezember 2014 beim 4:0-Sieg in Stuttgart). Harit, Vorbereiter der ersten drei Treffer, krönte dann noch seine eigene brillante Leistung mit dem 4:0 (80.).

Schalke 04 - TSG Hoffenheim 4:0 (1:0):

  • Schalke: Fährmann - Becker, Kabak, Nastasic, Kolasinac - Stambouli, Serdar - Schöpf (68. Raman), Harit (88. Kutucu) - Hoppe (88. Thiaw), Uth (73. Oczipka). - Trainer: Gross
  • Hoffenheim: Baumann - Bogarde, Vogt, Posch - Samassekou (61. Adams) - Gacinovic, John - Baumgartner, Kramaric - Bebou, Belfodil (61. Adamyan). - Trainer: Hoeneß
  • Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
  • Tore: 1:0 Hoppe (42.), 2:0 Hoppe (57.), 3:0 Hoppe (63.), 4:0 Harit (79.)
  • Gelbe Karten: Kabak (4), Uth (4) - Bogarde, Kramaric (2), Gacinovic (2), Baumgartner (5)

Schalke gibt Rote Laterne an Mainz ab

Schalke mit dem auffälligen Rückkehrer Sead Kolasinac gab durch den ersten Bundesliga-Dreier seit 358 Tagen (2:0 gegen Borussia Mönchengladbach am 17. Januar 2020) zumindest bis Sonntag die Rote Laterne an Mainz 05 ab (0:2-Heimniederlage gegen Frankfurt).

Ziemlich ungemütlich dürfte es damit auch für Gäste-Trainer Sebastian Hoeneß werden, der mit Hoffenheim vier der letzten fünf Bundesligaspiele verlor – und mit dem Makel leben muss, Schalke unfreiwillig wachgeküsst zu haben.

Schalke: Kolasinac vertritt Kapitän Mascarell

„Den Mutigen gehört die Welt“, hatte Gross vor dem so bedeutsamen Spiel für S04 gesagt: „Wir müssen vors Tor kommen, wir müssen in die gefährlichen Zonen kommen.“

Kolasinac, der Schalke 2017 zum FC Arsenal verlassen hatte und nun bis Saisonende zurückkehrt, trug in Abwesenheit des etatmäßigen Spielführers Omar Mascarell (Wadenprobleme) die Kapitänsbinde und gab im 4-2-3-1-System einen offensiven Linksverteidiger.

Schalke war in der Anfangsphase in den Zweikämpfen präsent und strahlte mehr Gefahr aus als die Gäste, bei denen coronabedingt und aufgrund von Verletzungen quasi eine ganze Mannschaft fehlte - wodurch der 18-jährige Marco John zu seinem Bundesligadebüt kam.

Begnadigter Harit nicht wiederzuerkennen

Der bei Schalke im Herbst suspendierte und wieder begnadigte Harit forderte den Ball wie lange nicht mehr, setzte seine Beweglichkeit ein und sorgte für einige Unordnung in der Hoffenheimer Abwehr - wie in der 14. Minute beim Zuspiel auf Hoppe, der bei seinem Abschluss mit dem rechten Außenrist noch das Tor verfehlte.

Schalke blieb aber wie in den vergangenen Wochen und Monaten angreifbar. Nach einem Ballverlust weit in der gegnerischen Hälfte konterten die Gäste stark und vergaben durch Ishak Belfodil eine hochkarätige Doppelchance (23.).

Fährmann rettet Schalke gegen Kramaric

Danach prasselte es nur so auf Schalke-Keeper Ralf Fährmann ein, der insbesondere gegen den kroatischen Vize-Weltmeister Andrej Kramaric (30.) den Rückstand gekonnt verhinderte. Als die Hoffenheimer Führung nur noch eine Frage der Zeit schien, setzte Harit bei einem Konter Hoppe perfekt in Szene. Der Amerikaner blieb cool und überlupfte Oliver Baumann im TSG-Tor. 

Nach dem Seitenwechsel wollte Schalke seine Nerven durch weitere gute Offensivaktionen beruhigen. Nationalspieler Suat Serdar versuchte es gegen Baumann (55.) noch vergeblich, dann legte Hoppe noch zwei Mal auf Vorarbeit von Harit nach. 

Tasmania-Rekord für Gross nicht im Fokus

Laut Gross hatte bei Schalke die drohende Einstellung des Sieglos-Rekordes von Tasmania Berlin zuletzt keine Rolle gespielt. „Der Fokus, das kann ich versichern, war absolut nur auf dem Spiel“, sagte der Schweizer kurz vor dem Anpfiff der Partie bei Sky. „So muss es sein. Die Blickrichtung im Fußball geht ja grundsätzlich nach vorne.“

Es ist tatsächlich passiert: Schalke 04 hat durch ein 4:0 gegen die TSG Hoffenheim doch noch die Einstellung des Bundesliga-Rekords von Tasmania Berlin von 31 Spielen in Folge ohne Sieg vermieden.

Die Hauptstädter hatten ihre unrühmliche Marke in der Saison 1965/66 aufgestellt. Schalke hatte seit dem 17. Januar 2020 (2:0 gegen Mönchengladbach) in der Liga in 30 Spielen auf einen Erfolg gewartet.

Die längsten Sieglosserien in der Bundesliga:

  • Tasmania Berlin: 31 (21.08.65 bis 14.05.66)
  • Schalke 04: 30 (25.01.20 bis 09.01.21)
  • 1. FC Kaiserslautern: 21 (30.10.11  14.04.12)
  • Dynamo Dresden: 21 (22.10.94  12.05.95)
  • Blau-Weiß 90 Berlin: 21 (03.09.86  21.04.87)
  • 1. FC Nürnberg: 20 (07.10.18  17.03.19)
  • Fortuna Düsseldorf: 19 (23.11.91  09.05.92)
  • Hertha BSC: 19 (02.04.83  14.10.90)
  • 1. FC Saarbrücken: 19 (21.01.78  07.09.85)
  • Rot-Weiss Essen: 19 (27.02.71  08.09.73)
  • 1860 München: 19 (11.04.70  05.11.77)
  • Alemannia Aachen: 19 (05.12.69  30.04.70)

„Wir brauchen auch ein bisschen Glück“, sagte Gross. „Neues Spiel, neues Glück, das versuchen wir uns auch zu erarbeiten.“ Seine Mannschaft strebe den Sieg an. „Ich hoffe, dass wir das ein oder andere, was wir trainiert haben, schon umsetzen können.“ Von Neuzugang Kolasinac erhoffe er sich neue „Impulse“, sagte der Trainer.