Hamburg. Die Bewerbungsfrist endet an diesem Freitag. Das Interesse ist bislang mäßig. Erkenntnisse sollen allen Vereinen helfen.
Die turnusmäßige Pressekonferenz des Hamburger Senats am Dienstagmittag ist für Steffi Klein ein Pflichttermin. Die Pressesprecherin des Hamburger Sportbundes (HSB) will schließlich aus erster Hand wissen, über welche Öffnungsschritte sie die HSB-Mitgliedsvereine informieren darf. Was sie gestern hörte, gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus.
Kinder und Jugendliche dürfen unter freiem Himmel vom 22. Mai an in 20er-Gruppen trainieren, Erwachsene immerhin mit bis zu zehn Personen Sport treiben. Freibäder öffnen wieder, Schwimmangebote in vereinseigenen Hallenbädern sind wieder gestattet. Unklar bleibt, was für Geimpfte und Genesene gilt, die laut Bundesverordnung, an die Hamburg sich nicht gebunden fühlt, ohne Einschränkungen miteinander Sport treiben können.
Aufwand ist vielen Vereinen zu hoch
Weil grundsätzlich nicht absehbar ist, wie sich das Infektionsgeschehen mittel- und langfristig entwickelt, hatte der HSB in Kooperation mit den Behörden für Inneres und Sport, Gesundheit und der Senatskanzlei seine rund 820 Vereine aufgefordert, sich als Ausrichter eines Modellprojekts zu bewerben (Abendblatt berichtete). Die Bewerbungsfrist endet an diesem Freitag, und bislang ist das Interesse mäßig. Am Dienstagnachmittag stand zu befürchten, dass nicht einmal die nötige Anzahl an Bewerbungen eingeht, um die vom HSB und der Stadt vorgesehenen drei Kandidaten auswählen zu können.
Die Gründe für die Zurückhaltung der Vereine liegen auf der Hand. Der Aufwand, neben einem Hygienekonzept, das im organisierten Sport mittlerweile flächendeckend vorliegt, die Kontaktdaten aller Teilnehmenden zu erfassen, die vorgeschriebenen Testungen selbst zu organisieren und das Projekt vollständig zu dokumentieren, erscheint gerade kleineren Vereinen als zu hoch.
Kritik am späten Zeitpunkt der Aktion
Dazu bemängeln viele den späten Zeitpunkt der Aktion. Tatsächlich hatte beispielsweise Schleswig-Holstein bereits Ende März entsprechende Modellversuche auf den Weg gebracht. Viele Vereine hoffen zudem darauf, dass mit den fallenden Inzidenzzahlen die Beschränkungen in absehbarer Zeit komplett fallen und Modellprojekte dann, wie auch Bürgermeister Peter Tschentscher am Dienstag andeutete, obsolet werden könnten.
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Dies jedoch, sagt Steffi Klein, sei ein Trugschluss. „Wir wollen ja mit diesen Modellprojekten untersuchen, unter welchen Bedingungen die Durchführung von Sportangeboten auch während einer Pandemie möglich ist. Mit den ermittelten Ergebnissen können sich die Vereine dafür wappnen, falls im Herbst oder Winter die Infektionszahlen wieder steigen“, sagt sie. Die Erkenntnisse der Modellstudien könnten zudem dabei helfen, weitere Öffnungsschritte einzuleiten.
HSB hofft auf eine ausreichende Zahl an Bewerbungen
Besonders wünschenswert seien deshalb Bewerbungen von Vereinen, deren Sportangebote von den bisherigen Lockerungsschritten noch nicht betroffen sind, oder die die Erfahrung gemacht haben, nach Ausbruch der Pandemie als erste geschlossen worden zu sein. Im Blick hat der HSB dabei beispielsweise Vereine, die ein eigenes Schwimmbad betreiben, aber auch Kampfsportclubs, die insbesondere intensive Kontaktsportarten wie Judo, Boxen oder auch Fechten im Angebot haben und auf Innenräume angewiesen sind. Bis zu 20 Aktive in geschlossenen Räumen sind im Rahmen eines Modellprojekts erlaubt.
Der HSB hofft, dass bis zum Freitag eine ausreichende Zahl an Bewerbungen eingegangen sein wird. Dann sollen in der Woche nach Pfingsten die drei Modellprojekte an den Start gehen.