Hamburg. Sea-Devils-Neuzugang Jeffrey Juurlink ist im Zweitjob erfolgreicher Musikproduzent. Er produziert Hip-Hop-, Trap- und R&B-Beats.

Jeffrey Juurlink ist kein Typ, der Dinge einfach dem Zufall überlässt. Eigentlich hatte sich der 26 Jahre alte Niederländer in seiner Heimat Amsterdam in diesem Sommer auf seinen Job konzentrieren wollen. Als er aber die Hamburg Sea Devils in der neuen American-Football-Europaliga ELF beobachtete, nahm der Defensivspieler sein Schicksal selbst in die Hand. „Die De­fense der Sea Devils hat mich beeindruckt. Das ist mein Spielstil, da wollte ich dabei sein“, erinnert sich Juurlink.

Weil Max Paatz, heutiger Generalmanager der Sea Devils, den Free Safety/Nickelback schon 2019 zu den Elmshorn Fighting Pirates holen wollte, hatte Juurlink noch dessen alte Handynummer gespeichert. Einen kurzen Anruf später war klar: Die Nummer war noch aktuell – und Paatz tatsächlich an ihm interessiert.

„Wenn ich das nicht gemacht hätte, hätte ich es später bereut. Ich bin immer noch hungrig auf Football“, sagt Juurlink bei seiner offiziellen Vorstellung im Side Hotel. Sein Debüt feierte der 1,85 Meter große und 86 Kilogramm schwere Athlet bereits bei der 24:30-Heimniederlage gegen die Panthers Wroclaw am vergangenen Sonntag. „Das Schwerste für mich ist, die Philosophie des Coaches zu verstehen“, sagt der Spätankömmling, der wegen der kurzen Eingewöhnungszeit nur über eineinhalb Viertel zum Einsatz kam.

„Die Panthers machen nichts Besonderes. Es sieht besonders aus, weil sie viel Bewegung im Spiel haben. Am Ende sind es aber meistens nur die gleichen zwei Leute, die den Ball bekommen“, sagt Juurlink über die Polen, die voraussichtlich auch Gegner im Play-off-Halbfinale am 12. September sein werden.

Sea-Devils-Neuzugang Jeffrey Juurlink: Nebenjob Musikproduzent

Als der damals 18-Jährige im Jahr 2013 das erste Mal in Deutschland spielte, war sein Engagement bei den Lübeck Cougars von kurzer Dauer. Weil er seinen Schulabschluss nicht bestanden hatte, musste Juurlink nach nur zwei Spielen nach Amsterdam zurückkehren. Da mehrere seiner Freunde als Musikproduzenten für bekannte niederländische Künstler arbeiten, jobbte er kurzerhand als Chauffeur. „Ich war einer der wenigen, die schon einen Führerschein hatten“, erinnert sich Juurlink. „Also habe ich die Künstler abgeholt, ins Studio gefahren und zurück ins Hotel gebracht“, erzählt er.

Nach kurzer Zeit begann er – neben der Footballsaison bei den Amsterdam Crusaders – selbst Musik zu produzieren. Heute arbeitet Juurlink unter dem Namen „Ducktape“ für verschiedene niederländische und internationale Künstler, produziert vor allem Hip-Hop-, Trap- und R&B-Beats. „Das Schöne ist, dass ich kein Studio brauche, sondern meinen Laptop und meine Kopfhörer überall dabeihaben kann“, erklärt er.

So auch bei seiner letzten Station in Deutschland, als er von 2018 an zwei Jahre lang für die Hildesheim Invaders in der GFL auflief. Dort schlug sich Juurlink derart gut, dass er vom NFL Pathway Program – dem internationalen Rekrutierungsprogramm der US-Profiliga – zu einem viertägigen Probetraining nach Köln eingeladen wurde. Plötzlich fuhr Juurlink keine Künstler mehr durch Amsterdam, sondern wurde selbst vom Hotel in die Trainingshalle chauffiert. „Das Verrückteste war, dass wir schon einen Finanzberater zur Verfügung hatten, der uns erklärt hat, wie wir unser NFL-Gehalt später anlegen sollten.

Ich dachte nur: Oha, ich bin doch noch überhaupt nicht in der NFL. Aber gut zu wissen“, erzählt Juurlink und lacht. Während von den rund 50 Spielern beim Combine nur der Österreicher Sandro Platzgummer (24/New York Giants) heute in der NFL unter Vertrag steht, hadert Juurlink nicht mit der verpassten Chance. „Dort habe ich erst gemerkt, was ich wirklich leisten kann“, sagt er.