Buxtehude/Stuttgart. Nach zwei Niederlagen in Stuttgart muss sich das junge Handballteam mit dem vierten Platz begnügen. Titel geht erneut nach Bietigheim.
Die Handballfrauen des Buxtehuder SV haben sich beim Finalturnier um den Pokal des Deutschen Handball-Bundes (DHB-Pokal) in Stuttgart überrumpeln lassen. Im Halbfinale wurden sie vom VfL Oldenburg anfangs förmlich überrannt, der VfL brachte seinen teilweise auf sieben Tore angewachsenen Vorsprung mit 28:26 (15:8) über die Zeit. Damit war der Buxtehuder Traum vom Pokalfinale geplatzt.
Nach dieser Niederlage waren es einen Tag später im Spiel um Platz drei gegen den Thüringer HC die Buxtehuder Frauen, die mit einer Serie von vier Toren spektakulär loslegten. Am Ende hatten sie mit 27:30 (12:17) ein weiteres Mal das Nachsehen und verloren auch das „kleine Finale“. Pokalsieger wurde wie im Vorjahr Bietigheim nach einem 40:30-Sieg im Finale gegen Oldenburg.
Buxtehude wird Favoritenrolle gegen Oldenburg nicht gerecht
Der Plan des Buxtehuder SV, im Halbfinale mit dem VfL Oldenburg den vermeintlich schwächsten Teilnehmer an der Endrunde zu besiegen und dann unbefangen im Pokalendspiel entweder gegen den großen Favoriten SG BBM Bietigheim für eine Überraschung zu sorgen oder ein zweites Mal binnen fünf Tagen den Thüringer HC zu besiegen, ging nicht auf. Denn seiner Favoritenrolle als Tabellendritter der Frauen-Bundesliga gegen den lange in Abstiegsgefahr schwebenden Konkurrenten aus Niedersachsen wurde der BSV in der Porsche-Arena in Stuttgart von Anfang an nicht gerecht.
Im Gegenteil: Oldenburg erwischte den deutlich besseren Start und ging mit dem ersten Angriff durch einen von Merle Carstensen verwandelten Siebenmeter in Führung. Im Gegenzug scheiterte Annika Lott an Oldenburgs Torhüterin Julia Renner. Carstensen mit letztlich elf Toren und Julia Renner, die in Stuttgart ihre lange und erfolgreiche Karriere beendete, stellten sich im Lauf dieses Halbfinales alsbald als die herausragenden und spielentscheidenden Akteurinnen heraus.
Nach schwachem Start kommt Buxtehude langsam in Schwung
Die statisch wirkende BSV-Abwehr wusste sich oft nur durch Fouls zu helfen. Erst nach einem 1:6-Rückstand berappelte sich das Team von Trainer Dirk Leun. Torhüterin Katharina Filter bekam endlich das eine und andere Mal die Hand an den Ball, Liv Süchting und Annika Lott machten in der Mitte die jetzt beweglichere Abwehr dicht und die Gegnerinnen leisteten sich dadurch bedingt Fehlwürfe. Schnell kam der BSV auf 6:7 heran.
Dann aber machten in der 18. Minute zwei sich überlappende Zeitstrafen für Lisa Antl und Isabelle Dölle alles wieder zunichte. Chancen wurden wieder reihenweise vergeben und Maxi Mühlner scheiterte auch noch per Siebenmeter an Julia Renner. Zwar parierte auf der Gegenseite auch Katharina Filter einen Strafwurf des VfL Oldenburg, doch mit 8:15 lagen die BSV-Frauen zur Pause bereits deutlich zurück. Elf Minuten hatten sie nicht einen einzigen Treffer erzielt.
Ehemalige Buxtehuderin Maike Schirmer sorgt für Entscheidung
Der hohe Rückstand zur Pause war eine zu schwere Hypothek für den zweiten Durchgang. Zwei Treffer für den BSV und eine Parade der noch in der ersten Halbzeit eingewechselten Torhüterin Lea Rühter machten trotzdem Mut. Doch die Oldenburgerinnen verteidigten ihren Fünf-Tore-Vorsprung. Langsam konnten die Buxtehuderinnen aufholen. Als erst Katharina Filter einen zweiten Siebenmeter parierte und am Ende einer Serie von vier Toren in Folge Isabelle Dölle zum 23:25 traf, waren nur noch weniger als fünf Minuten zu spielen.
Nach dem 23:26 wurde es richtig hektisch. Erst ein Fehlpass über die Seitenlinie, dann erkämpften sich die BSV-Frauen den Ball zurück, scheiterten ein weiteres Mal an Julia Renner und kamen doch durch Liv Süchting zum 24:26. Doch die Zeit war ihnen davon gelaufen. Und dann versetzte ihnen ausgerechnet Oldenburgs Rechtsaußen, die frühere Buxtehuderin Maike Schirmer den sportlichen Todesstoß mit ihrem Treffer zum 24:27. Und das in bestens bekannter Manier mit einem Heber über die Torfrau.
Gute Torhüterin Katharina Filter spricht von riesiger Enttäuschung
Obwohl sein Team gerade das Minimalziel, den Einzug in das Endspiel, verpasst hatte, ließ sich Trainer Dirk Leun im ersten Statement die Enttäuschung nicht anmerken. „In der ersten Halbzeit haben wir schlecht gespielt und sind in keinen Spielfluss gekommen. Wir haben an diesem Tag nicht die spielerischen Mittel gefunden, Oldenburgs Abwehr zu knacken. Unserem jungen Team hat es an der nötigen Erfahrung gefehlt, dem Druck eines solchen Pokal-Halbfinales standzuhalten,“ analysierte er betont sachlich die Niederlage.
Katharina Filter wurde da schon deutlicher. „Die Enttäuschung ist riesig. Am Anfang haben wir zu viele leichte Fehler gemacht. Das Ergebnis haben wir uns anders vorgestellt,“ räumt sie ein. Nun galt es, die Enttäuschung wegzustecken, die Spannung aufrecht zu erhalten und sich noch einmal für das undankbare Spiel um Platz drei zu motivieren.
Kleines Finale: 4:0-Führung dreht sich in 8:15-Rückstand zur Pause
Das schien Buxtehudes Handballfrauen ganz gut gelungen zu sein, denn gegen den Thüringer HC lagen sie nach acht Minuten mit 4:0 in Führung. Noch schneller konnte der Gegner ausgleichen und wenig später die Führung an sich reißen. Dann schienen die BSV-Frauen regelrecht einzubrechen. Mit fünf Toren in Folge baute der THC seinen Vorsprung von 10:8 auf 15:8 aus. Dirk Leun nahm Torhüterin Lea Rühter aus dem Spiel, obwohl ihr keine Vorwürfe zu machen waren. In die Pause ging es mit einem 12:17-Rückstand.
Auch nach dem Seitenwechsel wurde es für den BSV nicht besser. Einen großen Anteil daran, dass sie wenigstens den Fünf-Tore-Abstand halten konnten, hatte die für Rühter eingewechselte Katharina Filter, die mehrere Siebenmeter parierte. Aber im Angriff ging durch überhastete Aktionen vieles schief. Dazu kamen zahlreiche technische Fehler und Zeitstrafen. In der 43. Minute standen neben Keeperin Filter nur noch drei Feldspielerinnen auf der Platte. Auch in dieser Phase hielt die BSV-Torhüterin einen weiteren Strafwurf und glänzte mit einer Doppelparade.
130 mitgereiste Buxtehuder Fans auf der Tribüne der Porsche-Arena
Wie schon im Halbfinale gegen Oldenburg eröffnete der Buxtehuder SV in den letzten fünf Minuten trotz aller Nackenschläge noch einmal den Kampf und verkürzte den Rückstand auf vier Tore; wenig später durch Annika Lott sogar auf nur noch drei. Die 130 mitgereisten Buxtehuder Fans erlebten auf der Tribüne so etwas wie ein Déjà-vu, denn wie am Vortag reichte es wieder nicht zu einem Erfolg.
Dirk Leun war nach der zweiten Partie an zwei Tagen zu allerst erleichtert, dass alle Spielerinnen die Belastung gesundheitlich unbeschadet überstanden hatten. „Wir sind im Angriff immer wieder ein zu hohes Risiko eingegangen“, sagt er. „Aber Hut ab vor meiner Mannschaft, die sich immer wieder herangekämpft hat“. Aus Stuttgart, so Dirk Leun, nähmen Buxtehudes junge Spielerinnen eine ganze Menge neuer Erfahrungen mit.