Hamburg. Der Hamburger Schwergewichtler, der 2010 aus dem Irak nach Deutschland kam, ist einer von nur zwei deutschen Boxern in Tokio.
Zum Jubeln hatte er keine Kraft mehr, aber sein Kniefall im Ring sagte mehr als jedes Wort. Der Hamburger Schwergewichtsboxer Ammar Riad Abduljabar hat sich am Sonntagabend für die harte Arbeit von fünf Jahren belohnt und das Ticket für die Olympischen Sommerspiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) gelöst. Beim Europa-Qualifikationsturnier in Frankreichs Hauptstadt Paris bezwang der 25-Jährige im Viertelfinale den Weißrussen Wladimir Smiahlikau über drei Runden à drei Minuten mit 5:0-Punktrichterstimmen. Alle vier Halbfinalisten des Turniers haben die Qualifikation für Tokio sicher.
„Ich bin vollkommen fertig. Wenn man bedenkt, wo der Junge vor ein paar Jahren stand, dann ist dieser Erfolg wirklich unglaublich“, sagte Riads Heimtrainer Christian Morales, der den Kampf wegen der Corona-Beschränkungen in Hamburg im Livestream verfolgen musste.
Der gebürtige Iraker, der seit 2010 in Hamburg lebt und seit drei Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, verdiente sich den Sieg mit der für ihn typischen Willensstärke. Trotz seiner körperlichen Unterlegenheit boxte der frühere Kapitän des Bundesligateams Hamburg Giants mutig, setzte mit überfallartigen Haken immer wieder Nadelstiche und übte Dauerdruck auf den in der Weltrangliste an Position 15 14 Ränge besser postierten Weißrussen aus.
Zwei deutsche Boxer bei Olympia
Ammar Riad Abduljabar ist neben dem Berliner Federgewichtler Hamsat Schadalow (25) der einzige Mann aus dem Deutschen Boxverband (DBV), der das Ticket für Tokio erkämpfen konnte.
Bei den Frauen ist Weltergewichtlerin Nadine Apetz (35/Köln) als erste Deutsche in der Olympiageschichte (Frauenboxen zählt seit 2012 zum Programm) qualifiziert. 2016 in Rio de Janeiro hatte mit Halbweltergewichtler Artem Harutyunyan (30) ein Hamburger die einzige deutsche Boxmedaille gewonnen.