Lüneburg. Die Volleyballmänner debütieren heute nicht nur im europäischen CEV-Cup, sondern auch in der neu gebauten LKH Arena.
Der Parkplatz ist mit Bauzäunen abgesperrt, vor dem Eingang berät sich eine Gruppe Bauarbeiter. Auch an der Fassade der neuen LKH Arena stehen noch etliche Gerüste. Wer in den vergangenen Tagen bei der neuen Heimat der SVG Lüneburg vorbeischaute, konnte sich nur schwer vorstellen, dass die Bundesliga-Volleyballer hier an diesem Mittwochabend (19 Uhr) gegen den serbischen Pokalsieger Ribnica Kraljevo im CEV-Cup das erste Europapokalspiel ihrer Vereinsgeschichte bestreiten. „Wenn man das alles sieht, denkt man, dass die das nie schaffen. Es hat noch einen gewissen Baustellencharakter, nicht alles ist fertig“, gesteht SVG-Geschäftsführer Andreas Bahlburg.
Zweifel daran, dass die doppelte Premiere in der neuen Multifunktionsarena gelingt, hat Bahlburg dennoch nicht. Die 995 der 3500 möglichen Plätze – mehr sind unter 3G-Regeln nicht erlaubt – waren innerhalb von 48 Stunden ausverkauft. „Der Hype hat uns überrascht. Für uns ist der Europapokal ein ganz neues Tor, das sich öffnet“, sagt Bahlburg. Nachdem die Arena ursprünglich bereits im August feierlich eröffnet werden sollte, viele Baumaterialien aber zu spät geliefert wurden, ist die offizielle Eröffnung nun für den 14. Januar geplant – zu spät für die Volleyballer, die das Heimrecht bei den ersten Bundesligaheimspielen tauschten und nun auf einer kleinen Baustelle spielen müssen.
Die alte Heimspielstätte, die Gellersenhalle im Lüneburger Vorort Reppenstedt, genügt unter anderem wegen der geringen Deckenhöhe von nur acht Metern nicht den Vorgaben des CEV-Cups. „Ich bin in erster Linie froh, dass wir nicht in größere Hallen nach Schwerin oder Giesen ausweichen mussten“, sagt Bahlburg.
Erst 600 Tickets gegen VfB Friedrichshafen verkauft
Dafür nimmt der Verein auch in Kauf, dass das Catering-Angebot nur sehr eingeschränkt vorhanden ist, Sanitärbereiche nicht vollständig fertiggestellt und Fahrstühle nicht funktionstüchtig sind. Für zwei Rollstuhlfahrer hat die SVG ebenerdige Eingänge geschaffen. Bereits am Montagabend hatten 25 freiwillige Helfer die neuen LED-Banden installiert, die vorläufige Bauabnahme folgte am Dienstagvormittag. Am Nachmittag konnten beide Teams erstmals in der Arena trainieren.
„In der Gellersenhalle war alles mundgeblasen, ein sehr niedriges Level für ein Event“, sagt Bahlburg. „In der neuen Arena müssen wir jetzt in den ersten Wochen und Monaten liefern – sportlich und als Event.“
Für das Ligaspiel gegen den VfB Friedrichshafen am 20. November sind erst rund 600 Tickets verkauft. Sollte die Nachfrage größer werden, sei auch eine 2G-Regelung denkbar. Erst ab 1200 Besuchern ist die Gewinngrenze erreicht. „Die BR Volleys haben in Berlin zwei, drei Jahre gebraucht, bis das Event lief. So lange möchte ich nicht warten“, sagt Bahlburg. Über Ticketeinnahmen und moderne Werbeflächen erhofft er sich höhere Einnahmen. Der Saisonetat, aktuell mit 700.000 Euro im unteren Bundesligamittelfeld, soll jährlich zwischen zehn und 20 Prozent ansteigen. „Der Werbefriedhof in der Gellersenhalle ist Geschichte“, sagt Bahlburg. „Wir wollen raus aus dem Nischendasein, neu angreifen, den Kader neu aufstellen.“
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Lüneburg will große Umbrüche vermeiden
Bereits im vergangenen Sommer konnte der Verein mit dem US-amerikanischen Zuspieler Joseph Worsley (24) von Vizemeister VfB Friedrichshafen und dem brasilianischen Außenangreifer-Toptalent Arthur Nath (22) zwei hochkarätige Spieler verpflichten. Beide wären ohne die neue Arena und den europäischen Wettbewerb nicht gekommen, versichert Bahlburg. „Diese Dinge sind für viele Spieler interessant. Das wird sich positiv auswirken“, glaubt auch Stefan Hübner.
Der SVG-Trainer möchte große Kaderumbrüche künftig vermeiden, junge Spieler langfristig binden. Dies war mit den bisherigen Etats nicht möglich. „Wir haben bisher immer sehr viel aus unseren Möglichkeiten herausgeholt. Wir müssen aber auch den Antrieb haben, Dinge weiterzuentwickeln, ambitioniert zu bleiben und gleichzeitig professioneller zu werden“, sagt Hübner.
Wie Lüneburg Toptalente gewinnen will
Das Image als Ausbildungsverein könne man zwar nicht einfach ablegen, dennoch soll Toptalenten künftig auch eine finanzielle Perspektive über mehrere Jahre geboten werden. „Wir waren bis jetzt in Deutschland immer im Bereich Halbfinale. In Zukunft wollen wir mehr Finals spielen“, stellt Hübner klar. „Für mich wäre eine Lethargie ein Problem. Man darf etwas nicht einfach so machen, nur weil man es immer so gemacht hat.“
Ein erster Schritt wäre das Weiterkommen im CEV-Cup, die Gäste aus Serbien befinden sich auf sportlicher Augenhöhe. „Sie haben keinen Spieler, der uns alleine auseinandernimmt. Allerdings haben sie auch keine wirkliche Schwachstelle“, sagt Hübner. Hin- und Rückspiel muss sein Team überstehen, dann könnten Topteams aus Italien oder Russland warten. Wenn dann noch alle Fahrstühle und Toiletten funktionieren, wäre das neue SVG-Glück perfekt.