Hamburg. Hamburgs verdiente Nationalspielerin und DHB-Kapitänin spricht erstmals über ihre überraschende doppelte Ausbootung.

Mit fünf Tagen Abstand hat sich Janne Müller-Wieland am Dienstag im Gespräch mit dem Abendblatt erstmals zu ihrer Ausbootung aus dem Kader der deutschen Hockeydamen für die EM in Amsterdam (4. bis 13. Juni) und die Olympischen Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) geäußert.

Ich bin enttäuscht und frustriert, kann mir aber nichts vorwerfen. Es gibt nichts, was ich hätte anders machen können“, sagte die 34-Jährige vom Uhlenhorster HC, die 329 Länderspiele bestritten und Deutschland bei drei Olympischen Spielen und zwei Weltmeisterschaften vertreten hat.

Müller-Wieland verpasste einige Lehrgänge

Bundestrainer Xavier Reckinger hatte die Nichtnominierung der Kapitänin damit begründet, dass ihre Leistungen in den vergangenen Monaten nicht ausgereicht hätten und sie ihre Priorität nicht klar auf Hockey ausgerichtet habe.

Tatsächlich hatte die Hamburgerin, die mit ihrer Partnerin in England lebt, einige Lehrgänge und Bundesligaspiele wegen der Corona-Beschränkungen nicht wahrnehmen können. Zudem hatte ihre Partnerin vor rund vier Wochen das erste Kind zur Welt gebracht.

„Dennoch habe ich in England mit einem Herrenteam hart trainiert und gespielt, bin körperlich und mental auf gutem Level und habe meine Priorität neben der Geburt von Jonti klar auf Hockey gelegt“, sagte sie.

Bundestrainer Reckinger geht hohes Risiko

Ohne Frage geht Reckinger, dessen Auswahl am Sonntag (12.45 Uhr) gegen Belgien in die EM startet, mit der Ausbootung seiner Kapitänin hohes Risiko, schließlich müssen sich die Führungsstrukturen nun kurz vor dem Saisonhöhepunkt Olympia neu bilden. Die Kapitänsaufgaben sollen auf mehrere Spielerinnen verteilt werden.

Müller-Wielands großer Einfluss auf die Stabilität des Teams wird dennoch fehlen. „Ich weiß, welchen Mehrwert ich sportlich und als Führungsspielerin gebracht hätte und finde es schade, dass der Bundestrainer das nicht so sieht, zumal ich oft bewiesen habe, genau das zu tun, wenn es drauf ankommt“, sagte sie.

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Tatsächlich war die Abwehrchefin bei Großereignissen stets in der nötigen Form, die ihr Reckinger nun anscheinend nicht zutraute.

Müller-Wieland will die Spiele live verfolgen

Nichtsdestotrotz wird Janne Müller-Wieland die Spiele des Teams bei der EM und Olympia live verfolgen. „Ich hoffe trotzdem, dass die Mädels erfolgreich zu Ende bringen können, was wir vor einigen Jahren angefangen haben, und drücke dafür nun fest die Daumen.“