Hamburg. Die Unicorns of Love, eine der weltweit erfolgreichsten eSports-Organisationen, bezieht ihr neues Quartier.
Es ist ein für den Hamburger Osten eher ungewöhnlicher Anblick: diese Gruppe junger Menschen, die in pinken Trikots, mit Koffern, Plüschmaskottchen und zwei Hunden am Rande eines etwas in die Jahre gekommenen Tagungshotels steht. Aber dieses Bild wird es in Nettelnburg von nun an häufiger geben. Die Hamburger eSports-Organisation Unicorns of Love hat am Donnerstag mit Sack und Pack ihr neues Zuhause im bald größten Gaming House Europas, dem RCADIA (gesprochen: Arcadia), bezogen.
Es ist ein Megaprojekt, so nennt es auch der Mann hinter dem ambitionierten Vorhaben, Tomislav Karajica, der vor zwei Jahren als Investor bei den Unicorns einstieg und mit dem Basketballteam der Hamburg Towers bereits eine ähnliche Erfolgsgeschichte schrieb. „Mich erinnert die Anfangszeit sehr an die Towers“, sagte Karajica denn auch bei der Pressekonferenz zu den vielen angereisten Filmteams und Fotografinnen. „Da hieß es am Anfang auch immer: Tolles Projekt, aber ob Wilhelmsburg wirklich der richtige Standort ist? Hamburg-Nettelnburg ist halt der beste Ort für ein Gaming House, den man sich vorstellen kann.“
Unicorns of Love ist eine der erfolgreichsten eSports-Organisationen der Welt
Dabei musste der 44-Jährige lächeln. Genau wie Iris Mallant, die sichtlich bewegt das Hissen der Flaggen vor dem zukünftigen eSports-Mekka verfolgte. Nur wenige Meter entfernt vom zukünftigen Gaming House war aus der Leidenschaft ihres Sohnes für das Computerspiel „League of Legends“ 2014 ein Familienunternehmen entstanden, das heute zu den erfolgreichsten eSports-Organisationen der Welt gehört und Millionen verdient.
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Vater Jos Mallant ist Eigentümer, Tochter Vivien CEO, Sohn Fabian der Cheftrainer des russischen „League of Legends“-Teams, das im kommenden Frühjahr einziehen wird. „Es kann kein Zufall sein, dass nur wenige Meter zwischen dem Haus dieser sympathischen Familie und dem bald größten Gaming House Europas liegen“, sagte Karajica.
Auch Vivien Mallant wies noch einmal auf die Symbolkraft des Ortes hin: „Da ich selber aus diesem Stadtteil, ja sogar aus dieser Straße komme, weiß ich, dass hier nicht viel los ist in Hamburgs Osten“, sagte die 28-Jährige. Das soll sich in Kürze ändern.
Seit Juni laufen die Renovierungsarbeiten
In 500 Tagen soll die Umwandlung der insgesamt 20.000 Quadratmeter auf neun Etagen abgeschlossen sein. Seit Juni laufen die Renovierungsarbeiten, die ersten Bereiche sind bereits eröffnet: das Foyer, von bunten Leuchtstoffröhren in fröhliches Licht getaucht, Trainingsräume für die unterschiedlichsten Gaming-Bereiche und ein kleines Fitnessstudio.
Im Innenhof stehen Tische und Loungemöbel um einen Grill. Im Wohnbereich im dritten Stock sind die ersten Bewohner eingezogen – 390 Euro pro Monat kosten die kleinen Zimmer, inklusive Wasser, WLAN und Küchenmitbenutzung. Spieler des Footballteams Hamburg Sea Devils sind darunter oder junge Studierende, die in Hamburg eine dauerhafte Bleibe suchen (was bekanntlich länger dauern kann in dieser Stadt).
Irgendwann soll dann aber auch die Welt des professionellen eSports nach Hamburg schauen. Spätestens am 1. Januar 2023 – dem Tag der geplanten Eröffnung. Nichts weniger als das „beste Gamingsilvester aller Zeiten“ versprach Karajica den Hamburgern – und übergab das Mikrofon wieder an Vivien Mallant.
Hamburg als Gaming-Hotspot
„Es fühlt sich sehr gut an in unserem neuen Heim“, sagte die Unicorns-Geschäftsführerin und richtete den Blick auf das PUBG-Mobile-Team der Unicorns, das von nun an mitsamt zweier Hunde in Bergedorf zu Hause ist. PUBG ist ein Videospiel, das aktuell von geschätzt 1,3 Millionen Menschen gespielt wird. Die Mannschaft der Unicorns spielt derzeit die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2022.
Die eSports-Szene habe sich ganz allein entwickelt, erklärte Mallant, auch jahrelang gegen jede Menge Gegenwind. „Aber jetzt sind wir so groß geworden, dass unsere Zuschauerzahlen die von anderen großen Sportevents weit übertreffen. eSports sind ein relevanter Wachstumsmarkt.“ Von dem nun auch Hamburg profitiert. An einem Ort, den vor einem Jahr wohl noch niemand für einen Gaming-Hotspot gehalten hätte.