Hamburg. Wie viele Sportler sind bereits geimpft? Verordnen manche Vereine eine Impfpflicht? Das Abendblatt hat bei den Teams nachgefragt.
Wenn sich die Proficlubs der 1. und 2. Fußball-Bundesliga an diesem Mittwoch zur außerordentlichen Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) versammeln, dürfte auch über das Thema Impfungen gesprochen werden. Nur noch eineinhalb Wochen bleiben dem HSV und dem FC St. Pauli bis zum Saisonauftakt in Liga zwei, die Olympischen Spiele in Tokio beginnen für das Team Hamburg am 23. Juli.
Etwas mehr Zeit zur Immunisierung bleibt den Bundesliga-Handballern des HSV Hamburg (HSVH), die erst Ende August in die neue Saison starten. Die Basketballer der Hamburg Towers haben bis zum Bundesligastart noch Zeit bis Ende September. Als einziges Hamburger Profiteam befinden sich die Hamburg Sea Devils in der American-Football-Europaliga ELF zurzeit im Spielbetrieb. Das Abendblatt hat bei allen Vereinen nachgefragt, wie der aktuelle Stand der Impfungen ist.
HSV: Für den Zweitligisten begann die Vorbereitung mit Rückschlägen. Gleich drei Profis – Toni Leistner, Amadou Onana und Neuzugang Robert Glatzel – hatten sich im Urlaub sowie unmittelbar vor dem Trainingsstart mit dem Coronavirus infiziert und mussten sich jeweils in eine zweiwöchige Quarantäne begeben. Weitere Fälle soll es nicht mehr geben. Auch deshalb kooperiert die HSV Fußball AG mit dem Universitätsklinikum Eppendorf, um all ihren rund 300 Mitarbeitenden ein Impfangebot zu unterbreiten.
Dabei können sich die Beschäftigten kurzfristig durch UKE-Ärzte impfen lassen, sobald wieder Tranchen an Impfstoff verfügbar sind. Genutzt werden verschiedene Impfstoffhersteller. Nahezu jeder Angestellte hat bereits einen ersten Termin wahrnehmen können. Das gilt auch für die Mitarbeiter des Lizenzspielerkaders.
Wie viele Spieler schon geimpft wurden oder ob jemand das Angebot ablehnt, will der Club mit Verweis auf die Privatsphäre nicht mitteilen. Die Impfbereitschaft sei aber insgesamt groß. Gleichzeitig macht der HSV kein Geheimnis daraus, wenn jemand wegen eines Impftermins beim Training fehlt, so geschehen bei Daniel Heuer Fernandes, Tom Mickel, Maximilian Rohr und Anssi Suhonen. Die Mannschaftsärzte, Götz Welsch und Wolfgang Schillings, klärten die Spieler in einem Beratungsgespräch über das Thema Impfen auf.
FC St. Pauli: Beim Kiezclub gibt es keine Impfpflicht, grundsätzlich befürwortet der Verein aber das Impfen. Es werde bei den Spielern nicht abgefragt, wer sich impfen lassen habe, weil dies die private Angelegenheit jedes einzelnen Spielers und Mitglieds des Funktionsteams sei, über die man nicht sprechen müsse, heißt es auf Anfrage.
Das respektiere der Verein. Trainer Timo Schultz berichtete von sich aus, dass er sich auf Nachfrage von Teamarzt Dr. Volker Carrero impfen ließ. Einen festen Impftermin für die Mitglieder des Profiteams gab es aber nicht. Vizekapitän Philipp Ziereis ließ sich nach Abendblatt-Informationen privat in der Ligapause von einem Arzt seines Vertrauens impfen.
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Handball Sport Verein Hamburg: Den HSVH traf es im vergangenen Herbst zum Start der Aufstiegssaison mit voller Wucht, neun Spieler des Kaders infizierten sich mit Corona. Mittlerweile sind zehn der 14 Spieler im Kader vollständig geimpft, die letzten haben Anfang August ihre Termine zur Zweitimpfung, sodass bis zum Saisonstart der gesamte Kader durchgeimpft ist. Den neun Spielern, die bereits infiziert waren, genügte eine Impfdosis zur Immunisierung. Das Trainerteam ist bereits komplett geimpft.
Hamburg Towers: Auch bei den Bundesliga-Basketballern herrscht eine hohe Impfbereitschaft – bei den im Verein verbliebenen Spielern und im organisatorischen Umfeld. Die meisten sind vollständig geimpft oder haben Impftermine. In der vergangenen Saison waren die Towers eine von fünf Ligamannschaften, bei denen es keinen positiven Test gab. Das Team für die neue Saison wird derzeit noch zusammengestellt, Trainingsbeginn ist die zweite Augustwoche.
„Ob wir auch einen Profi verpflichten würden, der sich nicht impfen lassen will, darüber haben wir noch nicht entschieden, weil es diesen Fall bisher nicht gab“, sagt Geschäftsführer Jan Fischer. In der kommenden Spielzeit treten die Wilhelmsburger im EuroCup erstmals auch international an. „Ein vollständig geimpftes Team würde sicherlich für die anstehenden Auslandsreisen sehr vieles erleichtern“, sagt Fischer.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Hamburg Sea Devils: Das Hamburger American-Football-Team hat mit 65 Spielern den mit Abstand größten Kader der Hamburger Proficlubs. Bisher sind 51 Spieler vollständig geimpft, zwei weitere haben die erste Dosis erhalten. Das 14-köpfige Trainerteam ist komplett geimpft. Mit Kasim Edebali infizierte sich in der vergangenen Woche der Star des Teams mit Corona, er fehlt auch beim Auswärtsspiel am Sonntag (15 Uhr) bei den Leipzig Kings.
Hockey: Bei den Hamburger Feld-Bundesligateams – je vier bei Damen und Herren – sind die Aktiven zu einem großen Teil geimpft. „Wir haben in dieser Woche extra einen Termin im Club, wo sich alle Mitglieder von einem Facharzt informieren und direkt impfen lassen können“, sagt Christoph Bechmann, Herren-Cheftrainer des Harvestehuder THC. Bei den Damen des Uhlenhorster HC sind laut Sportdirektor Claas Henkel von 22 Spielerinnen im Kader 14 vollständig geimpft, der Rest einmal.
Bei den Herren des Clubs ist das Verhältnis ähnlich. Jens George, Cheftrainer der Damen des Clubs an der Alster, sagt: „Wir sind ein Amateursport, da kann und möchte ich auf eine solche persönliche Entscheidung keinen Einfluss nehmen. Wir als Club haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass die größtmögliche Sicherheit herrscht. Also werden alle nicht Geimpften regelmäßig getestet.“
Team Hamburg: Die 434 Aktiven des deutschen Olympiateams, zu denen auch die 31 Starterinnen und Starter des Teams Hamburg zählen, konnten sich über die Olympiastützpunkte mit Johnson & Johnson oder, sofern sie Sportsoldaten sind, über die Bundeswehr mit Biontech oder Moderna impfen lassen. Eine Impfpflicht bestand nur für Mitglieder der Funktionsteams.
In Hamburg, wo Michael Ehnert am Institut für Sportmedizin der Asklepios-Klinik St. Georg die Impfungen für die Tokio-Reisenden aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern vornahm, wurden 110 Dosen verimpft. Lediglich eine Beachvolleyballerin lehnte eine Impfung ab. Insgesamt liegt die Impfquote im Team Deutschland bei rund 85 Prozent. Einige hatten mit mehrtägigen Reaktionen zu kämpfen, rund 25 Prozent fielen einen Tag lang aus.