Kohlschreiber-Bezwinger Bassilaschwili triumphiert in Hamburg. Für Michael Stich ist es das letzte Endspiel als Turnierchef.
Hamburg. Dies ist eine Nachricht, die allen Friedensbewegten weh tun wird: Gewalt ist doch eine Lösung! Zumindest, wenn man ein Tennisturnier gewinnen möchte. Nikolos Bassilaschwili hat diese Nachricht in die Welt gesendet am Sonntagnachmittag, als er das Finale der German Open am Rothenbaum nach 2:12 Stunden Spielzeit mit 6:4, 0:6 und 7:5 gegen Titelverteidiger Leonardo Mayer (31) aus Argentinien gewann.
Mit seinem Spielstil, auf nahezu jeden Ball so fest draufzuschlagen, als müsse er persönlich dafür sorgen, alle Tennisbälle auf diesem Planeten auszurotten, begeisterte der 26 Jahre alte Georgier nicht nur die 6000 Fans auf dem Centre-Court. Nein, er ist auch der erste Profi seines Heimatlandes, der ein Turnier auf ATP-Tourlevel gewinnen konnte.
„Für mich bedeutet dieser Titel alles, für mein Land ist er nicht weniger unglaublich“, sagte der Weltranglisten-81., der sich durch die Qualifikation geschlagen hatte und deshalb im siebten Match der Woche auch extreme Müdigkeit verspürte. Seine putzige Taktik, den zweiten Durchgang ohne Spielgewinn abzugeben, um im Entscheidungssatz genug Kraft zu haben, hatte er schon beim 7:5, 0:6, 6:1-Halbfinalsieg über den Chilenen Nicolas Jarry (22) angewandt. Vor allem jedoch sei er mental ausgelaugt und deshalb auch nicht in der Lage gewesen, den ersten Titel mit großen Emotionen zu begleiten, sagte er.
349.200 Euro für Bassilaschwili
Körperlich sei er dank der Arbeit mit seinem deutschen Trainer Jan de Witt, die seit zwei Monaten läuft, so gut in Form wie nie zuvor. Deshalb graue ihm auch nicht davor, in dieser Woche schon beim nächsten Turnier in Kitzbühel gefordert zu sein. „Ein Tag Pause sollte reichen, damit ich mich wieder frisch fühle“, sagte der um 349.200 Euro Preisgeld und 500 Weltranglistenpunkte reichere Triumphator, dessen Alles-oder-nichts-Mentalität Turnierdirektor Michael Stich als „herausragend“ hervorhob.
Vergessen sollte allerdings auch niemand den traurigen Titelverteidiger. Mayer, der im Halbfinale den slowakischen Qualifikanten Jozef Kovalik (25) 6:7 (6:8), 6:4, 7:6 (9:7) bezwungen hatte, konnte sich im dritten Satz vom Break zum 5:6 nicht mehr erholen. Sein bestes Tennis hatte der Ranglisten-36. dennoch gezeigt – und bewiesen, dass es auch ohne Gewalt ins Finale gehen kann.