Hamburg. Plattform unterstützt mit einer Preiserhöhung ihres Livestreams Oberligavereine wie die Crocodiles. Das Angebot wird angenommen.

Am Sonntagmittag, ein paar Stunden vor dem 16-Uhr-Heimspiel gegen den Herforder EV, werden sie sich wieder treffen im Eisland Farmsen. Sie stehen zwar nicht auf dem Eis, aber sie leisten als Mannschaft hinter dem Team einen wichtigen Beitrag dazu, dass Oberliga-Eishockey überhaupt finanzierbar ist in Zeiten der Corona-Pandemie. Auch wenn nicht alles so professionell abläuft, wie er es sich wünschen würde, ist René Stoll stolz auf das, was seine Mitarbeitenden leisten. „Man darf nie vergessen, dass wir alle Amateure sind und niemand einen Cent verdient“, sagt er.

Stoll, 46 Jahre alt und im Hauptberuf als Diplomingenieur der Elektrotechnik Zulasser bei der Lufthansa, leitet bei den Crocodiles Hamburg das Team, das den Livestream von den Heimspielen produziert. Seit dieser Saison, die Anfang November begann, werden alle Spiele der drittklassigen Oberligen Nord und Süd live auf dem Streamingportal Sprade TV übertragen. Das Unternehmen mit Sitz in Wangen im Allgäu ist zwar seit 2013 am Markt, aber erst die Pandemie hat dafür gesorgt, dass sich die jeweils 13 Vereine im Norden und Süden allesamt dem Livestreaming angeschlossen und auf einen Anbieter geeinigt haben.

Preiserhöhung kommt auch den Crocodiles zugute

Der Clou: Die Preiserhöhung von pauschal 5,50 Euro pro Spielabruf auf 8 Euro (Süd) beziehungsweise 9,90 Euro (Nord), die Sprade TV zur Spielzeit 2020/21 umgesetzt hat, kommt zum größten Teil den Vereinen zugute, die damit die durch den Zuschauerausschluss entstehende Etatlücke stopfen können. „Dadurch liefern wir einen Beitrag dazu, dass der Spielbetrieb überhaupt aufrechterhalten werden kann“, sagt Sprade-Geschäftsführer Christian Müller (48).

Die Reaktionen der Fans und die bisherigen Zugriffszahlen geben ihm recht. 600 Menschen schauen im Schnitt jede Partie der Oberliga Nord live. Bei den Crocodiles waren es bei den ersten beiden Heimpartien gegen die Hannover Scorpions 700 und gegen die Hammer Eisbären 400. Angesichts eines Schnitts von 150 in der vergangenen Saison ein Zuwachs, der hilft, die fehlenden Ticketeinnahmen zu kompensieren.

An diesem Freitag wird es allerdings keinen Livestream mit Hamburger Beteiligung geben. Das Auswärtsspiel der Crocodiles bei der EG Diez-Limburg in Rheinland-Pfalz fällt aus. Den Gastgebern ist vom Ordnungsamt kurzfristig die Spiel- und Trainingserlaubnis untersagt worden. Die Oberliga Nord wird dort nicht mehr als Profisport gezählt.

Crocodiles-Fans reagieren positiv auf Sprade TV

Bei den Crocodiles, die bereits im dritten Jahr mit Sprade TV kooperieren, kümmern sich an Spieltagen neben Stoll sieben Teammitglieder um die Produktion des Streams: zwei Kameraleute, je einer für Bildregie, Einspieler und Ton, dazu Kommentator Dennis „Jerry“ Kerkamm und ein wechselnder Co-Kommentator. Das Equipment – Kameras, Headsets, Software – mussten die Vereine selbst anschaffen, erhielten aber von Sprade Beratung und Einweisung.

„Die Rückmeldungen der Fans sind zu 98 Prozent positiv. Die meisten sind froh, über die Streaminggebühren ihren Lieblingsclubs helfen zu können“, sagt Christian Müller, der mit zehn festen Mitarbeitern und einem Netz aus Freiberuflern auch alle Partien der DEL 2 überträgt. Dennoch hofft auch er, dass in absehbarer Zeit wieder Fans in die Hallen dürfen. „Davon lebt doch der Sport“, sagt Müller.